Vettels Nacht der Entscheidung
SINGAPUR Jetzt wird es ernst für die Lichtmaschine. Und für Sebastian Vettel. Weitere Aussetzer sind nicht drin. Will der 25-jährige Doppel-Weltmeister als Dritter nach Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher den Titel-Hattrick, muss in den verbleibenden Rennen alles funktionieren.
Die härteste Prüfung für Vettel und die Technik in seinem Auto steht am Sonntag beim Nachtrennen in Singapur an. Hält die Lichtmaschine? Oder macht das Teil unter extremen Bedingungen in dem feuchtheißen Klima am Äquator schlapp? Spätestens seit dem Ausfall in Monza ist Red Bull alarmiert. Wieder einmal gab die etwa 3000 Euro teure Lichtmaschine auf und kostete den Titelverteidiger wichtige Punkte.
Sogar Dietrich Mateschitz hat sich nach der rätselhaften Panne eingeschaltet. Nach Angaben von „Auto Bild motorsport” fordert der Red-Bull-Boss, dass sich Renault von dem Zulieferer trennt. Das ist für den Österreicher offenbar die einzige Möglichkeit, um künftig ähnliche Defekte zu verhindern. Doch Renault spielt da offenbar nicht mit und will an Partner Magneti Marelli zumindest bis zum Saisonende festhalten.
Die Technik als entscheidender Faktor im Millionenspiel Formel 1. Für Niki Lauda hat Vettel die WM jedenfalls schon so gut wie verloren. „Die Qualitätsprobleme werden Vettel den Titel kosten. Ein Fehler kann auftreten, aber er muss sofort behoben werden und darf kein zweites Mal passieren”, sagte der dreimalige Weltmeister und RTL-Experte nach Monza.
Die deutsche Rennfahrer-Legende Hans-Joachim Stuck geht immer noch davon aus, dass Vettel den WM-Titel aus eigener Kraft gewinnen kann. „Von seinem fahrerischen Können ist das sicher möglich”, sagt Stuck. Er schränkt aber ein: „Dann darf sich Red Bull solche Fehler wie in Monza nicht mehr erlauben.”
Vettel selbst hat die Hoffnung auf den Titel noch nicht aufgegeben – trotz der 39 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Fernando Alonso. „Es sind immer noch sieben Rennen zu fahren und viele Punkte zu holen. Ich kämpfe weiter”, sagte der Heppenheimer der „Sport Bild”. Er finde durchaus Gefallen an der Rolle des Jägers: „Das gefällt mir. Ich finde es sogar richtig aufregend, jetzt die große Aufholjagd zu starten.” Zumal so etwas bisher lediglich Kimi Räikkönen gelang. 2007 schaffte der Finne von Platz vier aus in den letzten sieben Rennen noch den Titelgewinn. Um dies zu wiederholen, braucht der Deutsche schnellstmöglich das Ende seiner schlechtesten Serie als Red-Bull-Pilot.