Vettel und die Hoffnung auf den großen Knall

Der Red-Bull-Pilot wünscht sich vor dem Grand Prix in Kanada den Mercedes-Crash: "Wenn sie sich in die Kiste fahren, ist das gut für uns".
von  AZ

Montreal - Nach der Ankunft in Montreal ging es für Niko Rosberg und Lewis Hamilton erstmal zum Friedens-Dinner. Das gesamte Formel-1-Team von Mercedes ging gemeinsam Abendessen, Rosberg und Hamilton, die Streithähne um den Titel, saßen am selben Tisch. Nach dem Streit beim letzten Rennen in Monaco, als Hamilton dem Rivalen im eigenen Stall nach dessen Sieg den Handschlag verweigerte, soll wieder Friede einkehren bei den beiden Ex-Kumpels. Oder Irgendwann-wieder-Kumpel.

Für Sebastian Vettel und die anderen Formel-1-Fahrer wäre eine tatsächliche Deeskalation des Konflikts pünktlich zum Rennen in Montreal am Sonntag (20 Uhr, RTL und Sky live) eine eher schlechte Nachricht. Vettel ist nach sechs Saisonrennen ohne Sieg gefühlt ohnehin schon entthront. Wenn sich Rosberg und Hamilton nun wirklich vertragen sollten, wäre einem der beiden der Titel auch faktisch wohl kaum mehr zu nehmen – trotz noch ausstehender 13 Rennen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen sprach Vettel also das aus, was alle denken – und nannte das wohl einzige Mittel gegen den nächsten Mercedes-Doppelsieg beim Namen. "Wenn die sich gegenseitig in die Kiste fahren, dann ist das gut für uns", sagte er. "Ich hätte nichts dagegen." Charmant ist das nicht, aber es verwundert kaum.

Und Versöhnungs-Dinner hin oder her: Die Frage nach dem Wann des Knalls ist eine der aktuell meistgestellten in der Formel 1

Doch die Mercedes-Fahrer beschwichtigen. "Wir haben miteinander geredet", sagt Rosberg, "weil jeder sehen konnte, was in Monaco abgegangen ist. In jeder Hinsicht."

Die Freundschaft zwischen den beiden sei aber dennoch intakt, versicherten Rosberg wie Hamilton. Und Mercedes ist naturgemäß ohnehin bemüht, das Thema zu wechseln. "Wir hatten hier in Kanada schon ein gemeinsames Abendessen mit dem Team, es hat sich nichts geändert", sagt Hamilton: "Nico und ich kennen uns sehr lange, man hat eben Höhen und Tiefen, das war nie anders bei uns beiden."

Angesichts des engen Kampfes um den Titel sind Reibereien derweil zweifellos nachvollziehbar. Nur vier Punkte trennen Spitzenreiter Rosberg (122) im WM-Klassement von Hamilton, die Anspannung steigt mit jedem Rennen.

Dass diese Konstellation schon in Kanada zur Eskalation auf der Strecke führt, darauf will sich die Konkurrenz trotzdem nicht verlassen. "Ich denke, sie sind schlau genug, einen Unfall zu vermeiden", sagt auch Vettel, der aufgrund anhaltender Probleme mit seinem Red Bull bereits 77 Punkte Rückstand auf Rosberg hat. Auch die Ferrari-Stars Fernando Alonso und Kimi Räikkönen haben Probleme.

Dass sich an der Überlegenheit der stark motorisierten Silberpfeile gerade in Montréal etwas ändert, glaubt niemand, am wenigsten Hamilton selbst.

"Ich habe nicht das Gefühl, dass das der Fall sein könnte", sagt der 29-Jährige: "Die langen Geraden kommen uns sehr entgegen. Es wird weiterhin ein harter Kampf zwischen Nico und mir, darauf freue ich mich." Eigentlich spricht also alles dafür, dass auch nach dem siebten Saisonlauf ein Mercedes-Pilot jubelt – es sei denn, die Frage nach dem Wann wird doch schon in Kanada beantwortet.
 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.