Vettel und das Superhirn: Einer denkt, einer lenkt

Sebastian Vettel steht vor seinem vierten WM-Titel. Riesigen Anteil daran hat ein Mann, den Experte Stuck als „größtes Genie der Formel 1” nennt. Was Adrian Newey macht, warum er so unverzichtbar ist.
Ralf Loweg |
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Singapur - Er muss keine Autogramme geben, steht nicht gerne im Rampenlicht und ein Feier-Biest ist er schon gar nicht: Trotzdem ist Adrian Newey der vielleicht begehrteste Mann in der Formel 1. Kein Wunder: Der unscheinbar wirkende Brite mit dem schütteren Haar entwirft und baut seit Jahren die schnellsten Rennwagen. Seine Autos sind so gut wie unschlagbar. Newey ist das Superhirn und Sebastian Vettel sein Super-Champion. Zusammen sind sie das Dream Team bei Red Bull – und stehen kurz vor dem vierten gemeinsamen Titel hintereinander.

Wäre Vettel ohne Newey also nur die Hälfte wert? „Newey hat Red Bull mit seinen Fähigkeiten zum Erfolg geführt. Egal, wie viel Geld Ferrari und Mercedes noch ausgeben – an ihm beißen sie sich die Zähne aus”, sagt die deutsche Motorsport-Legende Hans-Joachim Stuck (62) der AZ. Ohne Newey hätte Vettel keine drei WM-Titel gewonnen. Der dreimalige Weltmeister Sir Jackie Stewart bringt es auf einen einfachen Nenner: „Vettel und Newey verstehen sich blind. Der eine lenkt, der andere denkt.”
Stuck kennt Newey seit vielen Jahren gut und schwärmt: „Dieser Mann ist das größte Genie der Formel 1. Wenn der Adrian mal von der Kloschüssel fällt und bei zwei Rennen nicht dabei ist, dann wird Vettel zweimal nicht gewinnen. So einfach ist das.” Alonso, Räikkönen und Hamilton würden auf dem gleichen Niveau fahren wie Vettel, behauptet Stuck: „Aber die haben halt keinen Newey.”

Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz höchstpersönlich lockte Newey 2006 von McLaren weg. Aus dem anfänglich als Party-Truppe belächelten Team wurde plötzlich die neue Formel-1-Weltmacht. Er ist Neweys Musterschüler, an ihm verzweifeln Superstars wie Fernando Alonso oder Lewis Hamilton. Vor dem Nachtrennen am Sonntag in Singapur (14.00 Uhr/live bei RTL und Sky) liegt Vettel im WM-Klassement 53 Punkte vor Alonso – sieben Rennen sind noch zu fahren.
Ein Ende dieser Herrschaft ist nicht in Sicht. Newey und Vettel stehen noch bis 2016 bei Red Bull unter Vertrag. In dieser Zeit könnte Vettel drei weitere WM-Titel holen und somit mit Rekord-Weltmeister Michael Schumacher gleichziehen. Auch wenn es immer wieder mal Gerüchte über einen Wechsel zu Ferrari gibt: Solange der geniale Newey bei Red Bull die Weltmeister-Autos baut, solange bleibt Vettel seinem Arbeitgeber sicher auch treu. „Für kein Geld der Welt verlässt er Red Bull”, sagt Stuck.

Sportlich liegen Vettel und Newey auf einer Wellenlänge. Im Gehaltsgefüge aber trennen sie Welten. Vettel kassiert bei Red Bull geschätzte 16 Millionen Euro pro Saison, Newey kommt auf etwa drei Millionen. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hatte einst gesagt, dass er jemanden wie Newey für eine Ablösesumme von 100 Millionen Euro sofort holen würde. Die Rechnung ist denkbar einfach: Ein Auto in der Formel 1 um eine Zehntelsekunde schneller zu machen kostet etwa 10 Millionen. Und warum sollte Newey weniger wert sein als Gareth Bale? Der teuerste Fußballer der Welt wechselte für eben diese 100 Millionen von Tottenham zu Real Madrid.

1980 schloss Newey an der Universität von Southampton seine Ausbildung zum Luftfahrt-Ingenieur ab. Doch beruflich blieb er lieber am Boden. Zuerst arbeitete er als technischer Direktor für den finanzschwachen March-Rennstall. Den Durchbruch schaffte er dann bei den Top Teams Williams und McLaren. Schnell war klar: Wo Newey ist, da ist oben. Seine Autos holten bislang acht Fahrer- und neun Konstrukteurs-Titel und fuhren mehr als 100 Siege ein. Niemand in der Formel 1 war und ist erfolgreicher.

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