Vettel schnappt Button die Pole weg

Eine "ziemliche Überraschung" nannte Sebastian Vettel seine Last-Minute-Pole in Istanbul. Hinter ihm stehen die beiden BrawnGP. Titelverteidiger Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes kann sich das Rennen von hinten anschauen - Platz 16.
Sebastian Vettel startet beim großen Preis in der Türkei vom ersten Platz. Er konnte seinen Coup aber trotz aller Freude kaum fassen. «Das ist eine ziemliche Überraschung, dass es so gut geklappt hat, nachdem wir am Freitag im Training einige Schwierigkeiten hatten», kommentierte der Red-Bull-Pilot seine Pole-Position.
Zweiter wurde das BrawnGP-Duo mit WM-Spitzenreiter Jenson Button und Rubens Barrichello. «Das Wichtigste ist, vor den beiden weißen Jungs und auf der sauberen Seite zu starten.» Vettel hofft nun, wie bei seinen beiden bisherigen Bestzeiten auch im Istanbul Park den siebten Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft zu gewinnen.
Neue Spannung im Titelrennen
Vettel konnte mit seiner Superrunde am Samstag in 1:28,316 Minuten auf dem 5,338 Kilometer langen Kurs Button erst in letzter Sekunde von der Pole Position verdrängen. Zugleich sorgte der 21 Jahre alte Hesse aus Heppenheim damit für neue Spannung im zuletzt langweiligen Titelrennen. «Wir sind in einer guten Position», sagte er zuversichtlich vor dem Rennen am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/RTL und Premiere). «Das ist aber erst der halbe Weg. Die Hauptaufgabe kommt erst noch und wird sehr schwierig.» Der abergläubische Vettel hofft nun auf eine Fortsetzung seiner Glückssträhne. Im vergangenen September in Monza, damals noch im Toro Rosso, und im April in Shanghai triumphierte er jeweils auch im Rennen, nachdem er von der Pole ins Rennen gestartet war. Allerdings regnete es damals jeweils.
«Auch Ferrari und Toyota haben Chancen»
Für den Türkei-Grand-Prix sind 32 Grad Hitze vorhergesagt, so dass Vettel erstmals auch im Trockenen Klasse und Kaltschnäuzigkeit beweisen muss. Button wirkte nach seinem zweiten Platz geknickt und angefressen. «Ich stehe in der ersten Startreihe. Aber es geht nicht nur um Red Bull und uns, auch Ferrari und Toyota haben Chancen.» Angesichts seines Riesen-Rückstands von 28 Punkten auf den fünfmaligen Saisonsieger Button (51 Punkte) geht es für Vettel (23) am Bosporus praktisch um die letzte Chance im Titelrennen. Nur im Fall eines Sieges kann der Gesamtdritte seinen WM-Traum weiter leben. «Wir haben eine gute Strategie. Die Kers-Autos sind weiter hinten. Das ist gut. Wir müssen gegen die Brawns kämpfen», versprühte Red- Bull-Teamchef Christian Horner Zuversicht. «Wir sind mit ihnen zumindest auf Augenhöhe.»
Rosberg verspricht Überholmanöver beim Start
Angesichts von Vettels furioser Fahrt ging Nico Rosbergs guter neunter Platz etwas unter. «Es war ganz okay. Mit meinem Auto werde ich einen Bombenstart haben und gleich zwei Plätze gutmachen», versprach der Williams-Pilot aus Wiesbaden. Adrian Sutil (Gräfelfing) strahlte nach dem für das Force-India-Potenzial guten 15. Rang. «Das freut mich extrem, das tut gut. Damit haben wir nicht gerechnet.» Ernüchterung herrschte bei den anderen Deutschen, auch wenn sie die mageren Ergebnisse teilweise schönredeten. «Wir haben eine solide Leistung gezeigt. Unser Ziel war es natürlich, beide Autos in den dritten Durchgang zu bringen», sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen nach den Plätzen 10 und 11 von Robert Kubica und Nick Heidfeld. Der Mönchengladbacher Pilot meinte: «Ich habe gemischte Gefühle: Auf der einen Seite ist es sehr ärgerlich, so knapp das Top- Ten-Qualifying verpasst zu haben, aber auf der anderen Seite bin ich froh über den Fortschritt, den wir gemacht haben.» Für Timo Glock (Wersau) reichte es nur zu Rang 13. «Ich habe einen Fehler im letzten Sektor gemacht und die Runde weggeschmissen», sagte der Toyota-Pilot.
Debakel für die Silberpfeile
Für Titelverteidiger Lewis Hamilton erfolgte mit Rang 16 schon in der ersten Runde der K.o. Vor zwei Wochen in Monaco war der Brite ebenfalls so früh gescheitert. Der Finne Heikki Kovalainen vervollständigte als 14. das Debakel für McLaren-Mercedes. Hamilton sagte stocksauer: «Das ist hier wie in Barcelona. Hier sieht man, wie schnell wir wirklich sind. Es wird sehr schwierig, einige Plätze gut zu machen.» Mercedes-Motorsportchef Haug räumte ein: «Ein schlechtes Resultat, das unsere Schwäche in schnellen Passagen offenlegt.» (dpa/nz)