Vettel nur Dritter hinter „Iceman“ Räikkönen und Alonso
Es sah alles nach einem Auftaktsieg von Sebastian Vettel aus. Doch es wurde nichts draus. Seine beiden ärgsten Verfolger aus dem vergangenen Jahr waren schneller. Nico Rosberg wurde von einem Defekt gestoppt, Adrian Sutil feierte eine teilweise famose Rückkehr.
Melbourne - Die schärfsten Verfolger haben den Spieß umgedreht und Sebastian Vettel gleich zum Auftakt in die neue Formel-1-Saison einen kleinen Dämpfer verpasst.
Auf dem Podium zum Großen Preis von Australien musste Vettel am Sonntag etwas neidvoll zum souveränen Sieger Kimi Räikkönen und Vizeweltmeister Fernando Alonso aufschauen. Trotz der 37. Pole verpasste Vettel seinen 27. Karriere-Sieg klar, auf seinen Kumpel Räikkönen hatte er über 20 Sekunden Rückstand beim unübersichtlichen Reifen- und Boxenstopp-Poker von Melbourne. „Gratulation an Kimi, er hat den besten Job gemacht. Man muss sich ab und zu auch mal eingestehen, dass andere schneller sind. Das kann passieren“, sagte Vettel, der in der vergangenen Saison am Ende seinen dritten WM-Triumph in Serie vor seinen Podiums-Kollegen Alonso und Räikkönen gefeiert hatte.
Diesmal war die Reihenfolge umgekehrt: „Es sah eigentlich ganz einfach aus“, kommentierte Räikkönen, der wie bei seinem WM-Titel 2007 für Ferrari diesmal im Lotus das Rennen in Down under gewann: Räikkönen war als einziger der vorn platzierten mit einer Zweistopp-Strategie gefahren.
Der dritte Halt wurde auch Adrian Sutil zum Verhängnis. Nach einem Jahr Pause feierte der Gräfelfinger im Force India dennoch eine famose Rückkehr und heimste sogar seine ersten Führungsrunden in der Formel 1 ein. „Ich bin sehr stolz, ich weiß ja erst seit drei Wochen wieder, dass ich fahren darf“, sagte Sutil, der am Ende auf Rang sieben landete.
Zwei andere Deutsche hatten dagegen großes Pech: Nico Rosberg musste seinen Silberpfeil in der 27. Runde am Rand parken – und das, nachdem er auf dem dritten Rang gelegen hatte. „Es hat vorher schon lange gestottert Am Ende war es ein Elektronik-Problem. Das war das Aus.“ Ein technischer Ausfall sei „nicht akzeptabel“, meinte der neue Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, dessen zweiter Pilot Lewis Hamilton nach Startrang drei nicht über Platz fünf hinauskam.
Nico Hülkenberg konnte erst gar nicht antreten: Ein Problem an der Benzinleitung verhinderte den Start des Sauber-Neuzugangs. Für alle anderen gingen um 17.03 Uhr Ortszeit zum ersten Mal die roten Rennampeln in diesem Jahr aus. Und Vettel legte eine Start nach Maß hin, nachdem er sich fünf Stunden die Pole gesichert hatte. Im Rückspiegel des Red Bulls ging es allerdings zur Sache – zum Glück ohne jeglichen Blechschaden.
Größter Verlierer des Starts war Vettels Teamkollege Mark Webber, der von Platz zwei auf sieben durchgereicht wurde. Vorbei katapultieren sich unter anderem Räikkönen, Alonso sowie dessen am Ende viertplatzierte Stallrivale Felipe Massa. An der Spitze fuhr Vettel schon in der ersten von 58 Runden einen Zwei-Sekunden-Vorsprung raus.
Fast genauso schnell ließen aber auch die superweichen Reifen nach. Vettel musste wie alle anderen im Vorderfeld sehr zeitig an die Box. „Eine Zweitstopp-Strategie wie Kimi war für uns niemals auf'm Tisch“, gab Vettel zu; er musste auf den 307,574 Kilometern dreimal die Pneus tauschen. Ständige Führungswechsel, Überholmanöver en masse und Boxenstopps fast im Minutentakt – das erste von 19 Rennen wurde zum unübersichtlichen Reifenspektakel.
Wie erwartet, wie befürchtet. „Das Rennen war Action jede Runde. Ich habe es genossen“, meinte der zweitplatzierte Alonso. Der Kurs, auf dem sonst gewöhnliche Pkw fahren, war übersät mit kleinen Reifenbröckchen. Und dann kam auch noch Regen. Nachdem die Qualifikation am Samstag nach dem ersten Durchgang abgebrochen und auf den Sonntagmorgen verschoben worden war, tröpfelte es allerdings im Rennen nur leicht. Rosberg war da schon raus. Der Wiesbadener gab mit bitterer Miene bereits die ersten Interviews, als Kollege Hamilton unerwartet doch noch mal zum dritten Reifenwechsel reinkam.
An der Spitze leistete sich Räikkönen, der im vergangenen Jahr in Abu Dhabi seinen ersten Sieg seit seiner Rückkehr in die Formel 1 zur Saison 2012 gefeiert hatte, immer wieder Scharmützel mit Sutil. Der Force-India-Fahrer musste allerdings noch einmal an die Box – jeder Fahrer muss auch mit den anfälligen weichen Reifen fahren. Und damit fiel Sutil nach hinten.
Vorne drehte Räikkönen ungestört von seinem Team seine Runden und riss im Ziel die Hände zum Siegerjubel nach oben. Auf Alonso hatte der Finne über zwölf Sekunden Vorsprung, auf Vettel über 20 Sekunden. „Das ist der beste Start in die WM, aber es ist noch ein langer Weg“, meinte Räikkönen neuerdings mit rasantem Kurzhaarschnitt.