Vettel: Motor geplatzt, Traum geplatzt

Erst die Panne beim Tanken, danach folgt das Aus: In Valencia zerschlagen sich Sebastian Vettels Hoffnungen auf den WM-Titel. Lauda: „Vorbeiist es noch nicht, aber sehr unrealistisch“
VALENCIA Sebastian Vettel versuchte noch zu lächeln, als er mit schweißnassem Haar vor der Sponsorenwand seines Rennstalls das Desaster erklären sollte. Aber es gelang nicht, sogar Galgenhumor schien ihm in diesem Moment zu positiv. „Das ist so, als ob ein Radfahrer als erster den Berg hochfährt und dann bei der Abfahrt sein Rad kaputt geht“, sagte der 22-Jährige und schüttelte mehrmals den Kopf.
Wenige Minuten vorher war Vettel beim Rennen in Valencia mit einem Motorschaden ausgerollt. Und mit dem Motor waren auch die Titelträume des Red-Bull-Piloten in Rauch aufgegangen: Motor geplatzt, Traum geplatzt.
Während Vettel zum insgesamt fünften Mal – bei bisher elf Saisonrennen – ausfiel, holte sich der WM-Führende Jenson Button trotz eines alles andere als fehlerfreien Rennens mit Rang sieben immerhin zwei Zähler – und baute seinen Vorsprung auf Vettel auf nunmehr 25 Punkte aus.
„Solche Dinge passieren leider, aber wenn man im Rückstand ist und jeden Punkt gutmachen möchte, dann darf das nicht passieren“, sagte Vettel, der jetzt auch noch ein weiteres Problem hat. Schon am Samstag war im freien Training einer von Vettels Renault-Motoren kaputt gegangen, im Rennen folgte dann der nächste. Insgesamt hat Vettel in dieser Saison schon sechs Motoren benutzt. Für die restlichen sechs Rennen bleiben ihm – so schreibt es das Regelwerk vor – nur noch zwei neue Motoren übrig.
Doch auch schon vor dem Motorplatzer war Vettels Rennen eigentlich zu Ende gewesen. Bei seinem ersten Boxenstopp in der 18. Runde funktionierte die Tankanlage nicht, Vettel musste eine Runde später wieder an die Box, fiel von Rang fünf auf Platz 15 zurück. „Das war schon Mist“, sagte Vettel, „und dann das mit dem Motor. Jetzt wird es ganz schwer.“ Mit dem erträumten WM-Titel. Wenn nicht gar unmöglich. „Er hat dieses Wochenende zwei Motoren verbraucht, das kann noch fatal werden. Vorbei ist es noch nicht, aber sehr unrealistisch. Die Punkte heute hätte er holen müssen“, meinte der dreimalige Weltmeister und RTL-Experte Niki Lauda und ergänzte: „Schade, er ist perfekt gefahren“. Doch davon kann sich Vettel nichts kaufen.
Dabei hatte er in Valencia die Wende einleiten wollen. Am Freitag hatte Vettel seinen Vertrag bei Red Bull bis mindestens 2011 verlängert, das sollte ihn und dem Rennstall noch mehr motivieren. Stattdessen muss Red Bull Spanien nun geschlagen verlassen. Vettels Rennstallkollege Mark Webber wurde nur Neunter, holte auch keinen Punkt. Und die Brawn-Piloten triumphierten mal wieder. Button holte immerhin die wichtige zwei Zähler – und Rubens Barrichello gewann zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder ein Rennen. Der Brasilianer ist jetzt in der WM-Wertung wieder auf Rang zwei.
Barrichello profitierte allerdings von einem Patzer der Silberpfeil-Crew beim zweiten Boxenstopp des bis dahin souverän führenden Weltmeisters Lewis Hamilton. Wegen eines Kommunikationsproblems kam Hamilton eine Runde zu früh zum Tanken, die Mechaniker waren noch nicht bereit und brauchten lange, um die Heizdecke vom rechten Vorderrad zu nehmen. Hamilton wurde immerhin noch Zweiter und untermauerte nochmal den Aufwärtstrend der Silberpfeile. „Wir gönnen es Rubens, und ich freue mich auch über den zweiten Platz vom Lewis“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
fil