Vettel: Mit kontrollierter Offensive

Sebastian Vettel gibt sich vor dem Rennen in Singapur entspannt. „Ich bin der Außenseiter, die anderen sind die Favoriten“, sagt er, weiß aber doch, dass seine Chancen auf den Titel groß sind.
SINGAPUR Sebastian Vettel hat nichts mehr zu verlieren. Auf der Strecke kämpft der Formel-1-Pilot aus Heppenheim verbissen um seine WM-Chance, doch vor dem Auftakt zum Saisonendspurt am Sonntag in Singapur (14 Uhr, RTL und sky live) gibt er sich entspannt wie lange nicht mehr. „Ich bin der Letzte in der Reihe der Titeljäger. Ich bin der Außenseiter, die anderen sind die Favoriten“, stellte der 23-Jährige fest. Weniger Ernüchterung als Gelassenheit klang dabei durch. Es fehlte nur noch ein lapidares „Na und?“.
Vom Gejagten zum Jäger. Im spannendsten Titelkampf der Formel-1- Geschichte hat Vettel rechnerisch die schlechtesten Karten von den fünf Kandidaten. 24 Punkte liegt er bei noch fünf ausstehenden Rennen hinter seinem Teamkollegen Mark Webber, der das Klassement anführt. Doch selbst den Australier, mit dem sich Vettel auf und außerhalb der Strecke durchaus schon kabbelte, betrachtete der Hesse in diesen Tagen ungewohnt wohlwollend.
Entspannte Plauderstunden wie in Singapur hatte Vettel in diesem Jahr nur wenige. Oft genug musste er erklären, warum sein Auto nicht funktionierte, oder sich für umstrittene Manöver rechtfertigen. Doch mit seinem vierten Platz in Monza, herausgefahren durch seinen Taktik-Coup mit einem Boxenstopp in der letzten Runde, strafte er seine Kritiker erstmal Lügen. Schließlich galt die Strecke in Italien nicht als Red-Bull-Revier.
Vettel ist es scheinbar ganz recht, nicht mehr so stark im Fokus zu stehen. „Es ist normal, dass alle auf die an der Spitze schauen. Aber es ändert nichts an meiner Herangehensweise“, sagte er.
Kontrolliertes Risiko heißt die Devise, sagt er: „Ich glaube, jetzt die ganze Zeit rumzurollen und zurückzustecken, dann glaube ich, kommt auch nichts bei rum.“ Er wird angreifen, und glaubt: „Ich habe immer noch eine gute Chance auf den Titel.