Vettel: „Ich bin so ein Idiot!“

Sebastian Vettel schießt – auf Platz 2 liegend – Robert Kubica raus. Und so bleibt BMW ohne Punkt beim Saison-Auftakt in Melbourne.
von  Abendzeitung
Sebastian Vettel gab keine besonders glückliche Figur ab beim Saisonauftakt in Melbourne.
Sebastian Vettel gab keine besonders glückliche Figur ab beim Saisonauftakt in Melbourne. © dpa

Sebastian Vettel schießt – auf Platz 2 liegend – Robert Kubica raus. Und so bleibt BMW ohne Punkt beim Saison-Auftakt in Melbourne.

MELBOURNE Der Rauch vom Zusammenprall hatte sich noch nicht verzogen, als es schon in der Leitung knarzte. Dann, als sich das Rauschen des Funks gelegt hatte, ging ein schonungsloses Schuldeingeständnis über den Äther. „I’m such an idiot! I’m very, very, very sorry“, funkte Sebastian Vettel zerknirscht an seine Mannschaft in der Red-Bull-Box.

Weniger als vier Runden hätte Vettel im Melbourner Albert Park noch überstehen müssen, um seiner jungen Karriere einen weiteren Höhepunkt hinzuzufügen. Vettel hätte mit seinem Red Bull beim Sensationssieg von Jenson Button beim Saison-Auftakt der Formel 1 mit Sicherheit das Podium erreicht, wenn er in jenem kurzen Moment vier Runden vor Schluss ein bisschen weniger auf den Racer in sich gehört hätte und Robert Kubica in seinem BMW einfach vorbeigelassen hätte. Doch Vettel entschied sich für ein Kamikaze-Manöver, als der wesentlich schnellere Kubica eigentlich schon vorbeigezogen war. Und so verdarb sich der 21-Jährige seine eigene Party zum Saisonauftakt und brachte BMW, das Team, bei dem Vettel einst zum Formel-1-Piloten reifte, womöglich um den Sieg.

„Hinterher ist man natürlich immer schlauer. Ich hätte zwei, drei Schritte weiterdenken und Robert sofort ziehen lassen müssen“, meinte Vettel nach dem Rennen zerknirscht, „aber als er neben mir war, konnte ich nicht mehr bremsen, weil meine Reifen nur noch über die Strecke gerutscht sind. Schade um die Punkte, ob es jetzt acht oder sechs gewesen wären, wäre ja wurscht gewesen.“

"Ich habe gedacht, der macht keine dummen Sachen - schon war es passiert"

Vettel hätte tatsächlich keine Chance mehr gehabt, Kubica bis zur karierten Flagge hinter sich zu lassen. Kubica war zu diesem Zeitpunkt mit Abstand der schnellste Fahrer im Feld und hatte in der Runde vor seinem unheilvollen Überholmanöver mehr als drei Sekunden auf Vettel und den führenden Jenson Button aufgeholt. „Jenson und Sebastian hatten große Probleme mit den weichen Reifen“, analysierte BMW-Motorsportchef Mario Theissen, „Robert war gerade dabei, das Feld mit seinen harten Reifen von hinten aufzurollen. Wir waren sehr zuversichtlich, dass Robert das Rennen noch gewinnen würde. Wir waren mit einer perfekten Strategie unterwegs. Die Enttäuschung ist jetzt natürlich sehr groß.“

Allzu böse sein konnte und wollte Theissen, obwohl BMW durch Vettels Manöver keinen einzigen Punkt holte, aber nicht sein auf seinen einstigen Musterschüler. „Man hat ja gesehen, dass Sebastian zunächst versucht hat, zurückzustecken und Robert vorbeizulassen. Ich hatte mich da innerlich schon zurückgelehnt. Ich kenne den Sebastian ja von früher und habe gedacht, der macht keine dummen Sachen – und schon war es passiert.“

Auch Kubica, sonst einem bösen Seitenhieb seinen Kollegen gegenüber eigentlich nie abgeneigt, übte nur dezente Kritik an Vettel. „Sebastian war vielleicht ein bisschen zu optimistisch, ich war drei Sekunden schneller als er. Aber es ist schwer einzuschätzen, wer schuld ist.“

Das sahen die Regelhüter ganz anders. Die FIA bestrafte Vettel für seine Kamikaze-Blockade umgehend. Beim nächsten Rennen nächsten Sonntag in Malaysia verliert der Heppenheimer zehn Positionen in der Startaufstellung. Und sein Team Red Bull muss außerdem 50000 Dollar Strafe zahlen, weil Vettel nach dem Unfall seinen Boliden wie ein zerstörtes Dreirad über die Strecke gejagt hatte.

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