Vettel hofft auf ein Wunder

Sebastian Vettel gibt nicht auf. Mit einer völlig neuen Taktik will er im Titel-Endspurt trotz 26 Punkten Rückstand, das Unmögliche noch möglich machen.
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Sebastian Vettel will seinen Titeltraum nicht aufgeben.
dpa Sebastian Vettel will seinen Titeltraum nicht aufgeben.

Sebastian Vettel gibt nicht auf. Mit einer völlig neuen Taktik will er im Titel-Endspurt trotz 26 Punkten Rückstand, das Unmögliche noch möglich machen.

„Jetzt habe ich ja nichts mehr zu verlieren und kann voll angreifen“, sagte der 22-Jährige nach dem Monza-Desaster. 26 Punkte muss der Red-Bull-Pilot nach dem enttäuschenden achten Platz in Italien in nur vier Rennen auf WM-Spitzenreiter Jenson Button aufholen.

Aber wie will er das Formel-1-Wunder schaffen? Vettel: „Ich muss kompromisslos auf Sieg fahren und hoffen, dass die Dinge in meine Richtung laufen.“ Der deutsche Hoffnungsträger macht sich selbst Mut und nimmt Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen als Vorbild: „Der hatte 2007 auch einen riesigen Rückstand und wurde am Schluss noch Weltmeister.“

Doch wie schwer es wird, zeigt ein Rechenbeispiel: Selbst wenn Vettel alle vier Rennen wirklich gewinnt und Button jeweils Fünfter wird – so hätte der Hesse am Ende immer noch zwei Punkte weniger als sein Rivale. Ausgerechnet in Monza, wo er vor einem Jahr den ersten Sieg in der Formel 1 feierte, kam Vettel früh vom WM-Kurs ab.

Seine Reifen wollten einfach nicht auf die richtige Temperatur kommen. „Ich bin fünf Runden lang rumgerutscht wie eine alte Kuh“, wird der Hesse von dem Fachmagazin auto motor und sport zitiert. Die Entscheidung für die harten Reifen im ersten Turn sei im Nachhinein falsch gewesen: „Wir hatten Angst, dass uns die weichen Gummis auseinanderfliegen, wenn das Auto am Start so schwer ist.“

Eigentlich könnte sich Vettels großer Gegenspieler, „Superhirn“ Ross Brawn, entspannt zurücklehnen. Nach dem Doppelsieg in Italien durch Rubens Barrichello und Jenson Button ist das Titelrennen aller Voraussicht nach nur noch ein Fall für Zwei. Button hat 80 Punkte auf dem Konto und damit 14 mehr als Barrichello. Doch der alte Fuchs Ross Brawn, dessen Ein-Stopp-Strategie Gold wert war, warnt: „Wir sind trotzdem noch nicht über den Berg.“

Noch seien 40 Punkte zu vergeben, sagt Brawn und rechnet vor: „Red Bull hat noch Chancen, aber sie sind ein ganzes Stück kleiner geworden.“ Eine Vorentscheidung sei Monza noch nicht gewesen. Noch größer ist der Vorsprung in der Teamwertung, da liegt Brawn 40,5 Punkte vor dem Rest der Formel-1-Welt. „Wenn wir diesen Titel in der Tasche haben, wird vieles leichter“, sagt Geschäftsführer Nick Fry: „Dann können wir uns in Ruhe das Duell Rubens gegen Jenson anschauen.“

Und da holt Urgestein Barrichello mächtig auf. Der Mann mit der Erfahrung von 281 Formel-1-Rennen erlebt derzeit seinen dritten oder vierten Frühling. Im Gegensatz zu seinen Ferrari-Zeiten, wo er immer nur den „Wasserträger“ für Michael Schumacher spielen musste, hat der 37-Jährige jetzt freie Fahrt. „Es gibt keine Stallregie“, sagt Brawn: „Solange die WM mathematisch offen ist, greifen wir nicht ein. Beide Fahrer dürfen Weltmeister werden.“

Barrichello blüht auf seine alten Tage richtig auf. „Ich glaube an meine Chance. Jetzt kriege ich die Belohnung für 16 Jahre in der Formel 1“, sagt der Brasilianer, den sein Teamchef trotz des Rückstandes im Vorteil sieht: „Rubens hat es von der Psychologie her leichter. Er hat nichts mehr zu verlieren.“

Button lässt sich von derartigen Aussagen nicht nervös machen. „Ich muss eigentlich nur immer nah an Rubens dranbleiben“, sagt der Brite. Sechs Rennen hat Button in dieser Saison gewonnen, mehr als jeder andere Fahrer. Dennoch will er sich nicht auf seinem Polster ausruhen: „Es wäre falsch, immer nur mit Platz zwei zufrieden zu sein.“

Auch wenn viel auf dem Spiel steht, schätzt Barrichello seinen Teamkollegen als Freund. Intrigen oder Psycho-Tricks werde es bei Brawn nicht geben. Mit einem erfrischenden Lächeln sagt „Rubinho“: „Wenn einer von uns beiden Weltmeister wird, dann gilt endlich der alte Spruch nicht mehr, dass nette Jungs in der Formel 1 nicht gewinnen können. Jenson und ich sind nette Jungs.“

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