Vettel glaubt an ein Wunder

SINGAPUR - Wie Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel noch zum WM-Triumph fahren will. "Ich will die letzten drei Rennen gewinnen."
Während Jenson Buttons Titel-Sause schon am Sonntag in Suzuka steigen kann, sind Sebastian Vettels WM-Aussichten nach der Pannen-Nacht von Singapur rabenschwarz. „Ab jetzt gehen wir nur noch volles Risiko. Ich will die letzten drei Rennen gewinnen, und dann sehen wir ja, was passiert“, sagte der Red-Bull-Pilot trotzig, nachdem er bei Lewis Hamiltons Formel-1-Sieg vor dem Tankstopp in die Radarfalle getappt und nur Vierter geworden war.
Schon beim Großen Preis von Japan könnte für die Verfolger Vettel und Rubens Barrichello die Jagd auf Spitzenreiter Button endgültig verloren sein. „Ich will lieber früher als später den Titel holen“, betonte der britische Brawn-Star und genoss Platz fünf auf dem Marina Bay Street Circuit „wie einen Sieg“.
Für Vettel ist die Rechnung einfach: Er muss in Japan, Brasilien und Abu Dhabi mindestens zweimal gewinnen und einmal Zweiter werden und auf ein Totalversagen der „Brawnies“ hoffen. „Die Geschichte zeigt doch viele verschiedene Beispiele, wie das Pendel noch in die andere Richtung ausschlagen kann“, sagte der Heppenheimer, der zumindest öffentlich weiter an ein WM-Wunder glaubt. Doch wegen seiner geringeren Anzahl von Siegen müsste der 22 Jahre alte Hesse Button im Endspurt 26 Punkte abknöpfen – ein wohl aussichtsloses Unternehmen.
Viel realistischer ist der vorzeitig Titelgewinn von Button am Sonntag (07.00 Uhr/RTL und Sky). Fährt der 29-Jährige fünf Punkte mehr als sein Teamgefährte Barrichello ein, wodurch er zugleich maximal fünf Zähler auf Vettel einbüßen könnte, könnte ihn keiner der beiden Konkurrenten mehr überflügeln. „Natürlich kann ich in Japan auf Sieg fahren. Aber mein Ziel ist die Weltmeisterschaft, und es geht nicht darum, wann oder wo“, erklärte Button.
„Jetzt liegt alles in Jensons Hand, aber man weiß ja nie“, meinte Toyota-Pilot Timo Glock, der in Singapur vor Renault-Fahrer Fernando Alonso überraschend als Zweiter ins Ziel gekommen war.
Auch der souveräne Sieger Hamilton warnte seinen Landsmann, verfrüht den Champagner kaltzustellen. „Ich hatte vor zwei Jahren 17 Punkte Vorsprung, und es waren nur noch zwei Rennen zu fahren. Trotzdem habe ich den Titel noch verloren“, sagte der britische McLaren-Mercedes-Star, der auf dem taghell erleuchteten Stadtkurs nie wirklich in Gefahr geraten war. „Super-Hamilton erstrahlt“, schrieb die italienische Tageszeitung „La Gazzetta dello Sport“.
Doch bei aller Vorsicht: Auch wenn ihm die Dominanz der ersten Saisonhälfte abhandengekommen ist, kann Button sich nur noch selbst schlagen. Vettel und sein Red-Bull-Team leisteten sich in dieser Saison zu viele Patzer, um am Ende triumphieren zu können. In Singapur war der Hesse bei der Boxeneinfahrt 1,4 Stundenkilometer zu schnell und wurde mit einer Durchfahrtstrafe belegt, die ihn den sicheren zweiten Platz kostete. Auch wenn die „Roten Bullen“ später die Tempo-Messung anzweifelten, räumte Teamchef Christian Horner ein: „Wenn man sich die Saison anschaut, gab es so einige verpasste Chancen.“