Vettel gewinnt zum ersten Mal in Deutschland

Zum ersten Mal gewinnt Sebastian Vettel ein Rennen in Deutschland. Überschattet wird der Sieg vom schweren Unfall eines Kameramanns, der von einem Reifen getroffen wird
von  fil

Nürburgring - Das Rennen war gerade mal neun Runden alt, als Zuschauern und Herumstehenden in der Boxengasse der Atem stockte. Nach dem ersten Boxenstopp von Mark Webber flog plötzlich ein Reifen durch die Luft und traf einen Kameramann frontal auf Kopf und Oberkörper.

Wieder die Reifen, die für einen Schockmoment bei der Formel 1 sorgten! Doch diesmal war es im Gegensatz zu den Zwischenfällen vor einer Woche, als bei Höchstgeschwindigkeit insgesamt fünf Reifen platzten, wohl menschliches Versagen. Die Red-Bull- Mechaniker hatten den Teamkollegen von Sebastian Vettel er auf die Strecke geschickt, obwohl das rechte Hinter-Rad offenbar nicht richtig festgezogen worden war. Beim Beschleunigen löste sich das Rad, rollte über einen Schlauch, wurde in die Luft katapultiert und traf den Kameramann, der laut der ersten Diagnose eine Gehirnerschütterung und Knochenbrüche erlitt und ins Bundeswehr-Krankenhaus Koblenz gebracht wurde. Der Automobil-Weltverband FIA kündigte eine Untersuchung gegen Red Bull an.

Die Verletzung des Kameramanns trübte den ersten Sieg von Serienweltmeister Vettel bei einem Heimrennen. Zumal der umkämpfter und anstrengender war, als Vettel lieb war. Zwar war Vettel, von Platz zwei ins Rennen gegangen, direkt am Start an Silberpfeil-Pilot Lewis Hamilton vorbeigezogen, doch den überraschend schnellen beiden Lotus von Kimi Räikkönen und Romain Grosjean konnte er das gesamte Rennen über nicht davonfahren. Am Ende hatte Vettel gerade mal eine Sekunde Vorsprung vor seinem Kumpel Räikkönen. Kein Wunder, dass Red Bull den Finnen für die nächste Saison verpflichten will, wie Räikkönen nun erstmals auch öffentlich zugab. „Die wollen mich, aber ich weiß noch nicht, was ich mache”, sagte Vettels Badminton-Freund Räikkönen vor dem Rennen. „Ich bin sehr glücklich, endlich hat’s geklappt”, sagte Vettel bei der Siegerehrung. Und weiter: „Kimi hat unglaublich viel Druck gemacht am Ende, das war hart. Es war unheimlich eng zwischen uns, wir mussten die Reifen schonen, das haben die anderen vielleicht etwas besser gemacht. Es war schwierig für uns, aber es hat auch unheimlich viel Spaß gemacht, gegen ihn und Romain zu fahren.”

Räikkönen dagegen offenbarte, dass manchmal sogar er Lust auf Plaudern hat. Weil sein Funkgerät ausgefallen war, sagte er bei der Siegerehrung. "Schade, heute hätten wir viel diskutieren können bei diesem Rennen."

Vettel baute die Führung in der Weltmeisterschaft mit seinem 30. Karriere-Sieg auf 157 Punkte aus und liegt nach knapp der Hälfte aller Rennen nun 34 Punkte vor Ferrari-Mann Fernando Alonso (gestern Vierter) und 41 Zähler vor Räikkönen.

Zuletzt hatte Vettel übrigens im September 2011 ein Rennen in Europa gewonnen. Im Juli hatte der dreimalige Weltmeister sogar noch nie gewonnen in der Formel 1.
Mercedes enttäuschte in der Eifel dagegen auf voller Linie. Während Nico Rosberg, noch vor einer Woche umjubelter Sieger in Silverstone, bereits am Samstag bei der Qualifikation von seinem Team im Stich gelassen worden war und wegen eines Strategie-Fehlers der Renn-Ingenieure bereits im zweiten Qualifikationsdurchgang ausgeschieden war und gestern nur Neunter wurde, klagte Lewis Hamilton über Boxenfunk über mangelnden Grip und landete am Ende auf Rang fünf.

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