Vettel gegen Alonso: Finale furioso
In Brasilien entscheidet sich der Titelkampf in der Formel 1: Holt Vettel den dritten Titel in Folge? Oder gelingt es Alonso noch, den Deutschen abzufangen. Die AZ vergleicht die beiden Fahrer
SAO PAULO Den ersten Schlagabtausch hat Sebastian Vettel schon mal gewonnen. Beim freien Training zum Großen Preis von Brasilien schlug der Doppel-Weltmeister seinen einzig verbliebenem Rivalen im Kampf um den dritten Titel deutlich. Um 2,6 Zehntel war Vettel schneller als Fernando Alonso. Es war ein kleiner Sieg für die Psyche, Seelenbalsam zur Beruhigung, mehr nicht.
Die Entscheidung zwischen Vettel und Alonso fällt schließlich erst am Sonntag, wenn in Sao Paulo das 20. und letzte Saisonrennen stattfindet (17 Uhr, RTL und Sky live) . Die Situation ist klar: Vettel ist der Gejagte. 13 Zähler beträgt sein Vorsprung vor Alonso, wenn der Heppenheimer Vierter wird, ist ihm der dritte Titel in Serie nicht mehr zu nehmen.
„Wir können zuversichtlich sein, wir sind in einer sehr guten Position”, konnte Vettel also ruhigen Gewissens mitteilen. Und selbst Alonso schien sich in Interlagos keinen großen Illusionen hingeben zu wollen. „Es wird schwierig, das aufzuholen”, sagte der Spanier. Und wenn Vettel den Titel gewinne, dann werde er ihm gratulieren.
Als Aufgeben sollte man dies aber nicht verstehen. Alonso wird bis zum Schluss um seine Chance kämpfen. Die AZ vergleicht, was im Titelfinale für Vettel spricht – und was noch für Alonso:
Das Auto: Nach anfänglichen kleineren Schwierigkeiten ist Vettels Red Bull wieder das stärkste Auto im Feld. Einziges Problem ist eine gewisse Defektanfälligkeit. Beim Rennen in Austin letzten Sonntag fiel Vettels Teamkollege Mark Webber mit einer defekten Lichtanlage aus, die auch schon Vettel schon mal stoppte. Ferrari schaffte es zwar, das zu Saisonbeginn auch von Alonso mehr oder weniger offen als „lahme Gurke” bezeichnete Auto schneller zu machen, eine Rote Göttin ist der aktuelle Ferrari aber nicht. „Der Ferrari ist nicht so schlecht, wie ihn alle immer machen”, sagte Red-Bull-Motorsportchef dHelmut Marko dennoch zu „Auto Bild Motorsport”: „Fernando hat vielleicht nicht immer das schnellste Auto gehabt, aber über die Saison hinweg ein sehr gutes. Wenn er sagt, er kämpfe mit stumpfen Waffen, ist das Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau.”
Dennoch: Vorteil Vettel
Das Team und Unterstützer: Alonso ist im Fahrerlager etwas beliebter als Vettel, dem vor allem die eher jungen Piloten die vielen Erfolge zu neiden scheinen. Sein Teamkollege Mark Webber würde ihm zudem nur helfen, wenn er dazu gezwungen werden würde. Alonsos Stallgefährte Felipe Massa akzeptierte dagegen sogar eine mutwillig herbeigeführte Bestrafung, damit Alonso in Austin von der saubereren Fahrbahn-Seite starten konnte. Alonso hat bei der Scuderia sogar eine größere Hausmacht als sie Michael Schumacher einst hatte. Eindeutig Vorteil Alonso
Die Nerven: Beide Rivalen gaben sich in Interlagos bisher cool. Bei der ersten Pressekonferenz am Donnerstag schaute Vettel schelmisch in die Runde, während Alonso eher ernst dreinblickte. Auch für den Asturier scheint die Zeit der Psychospielchen vorbei. „Wir haben nichts zu verlieren”, sagte er nur. „Wie Alonso in dieser Saison kämpft, das imponiert mir. Er hat sich in keinem Rennen einfach so geschlagen gegeben, er gibt einfach nicht auf”, sagte auch der dreimalige Weltmeister Niki Lauda. Doch für Vettel spricht sein Vorsprung und die Tatsache, dass auch er fehlerfrei fährt. Vorteil Vettel