Vettel für Teamchefs WM-Favorit
Der Weltmeister auf Favoriten-Pole, der Rekordchampion im Rückspiegel: Sebastian Vettel startet für die Mehrheit der Formel-1-Teamchefs als Titelkandidat Nummer eins in die neue Saison.
Melbourne - "Der Favorit ist immer der amtierende Weltmeister, also Sebastian Vettel und Red Bull", erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.
Allerdings sehen die Teamchefs neben Ferrari auch die Silberpfeile mit dem siebenmaligen Titelträger Michael Schumacher als Hauptrivalen für Vettel. "Wenn er am Ende Zweiter wird, wäre das okay", sagte der 23-Jährige in einem Interview dem "Kicker" über seinen Kumpel aus Kerpen.
Platz eins ist nach Ansicht der meisten für Vettel reserviert. "Red Bull und Sebastian Vettel sind Favorit für die Weltmeisterschaft, weil sie sehr gute Leistungen in allen Tests gezeigt haben", sagte Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost.
Und auch die Buchmacher sind sich kurz vor dem verspäteten Saisonstart am 27. März in Australien einig: Der deutsche "Sportler des Jahres" wird den Wettquoten zufolge seinen WM-Titel verteidigen. Das war zuletzt Fernando Alonso vor fünf Jahren gelungen. "Lasst uns doch erstmal abwarten. Ich glaube kaum, dass einer jetzt schon die Hackordnung für Melbourne wissen kann", konterte Topfavorit Vettel.
Das sieht Frank Williams mit seinen mehr als 40 Jahren Formel-1-Erfahrung etwas anders. "Red Bull und Ferrari werden das Feld wieder anführen", urteilte der Williams-Teamchef. Vettel und die Konkurrenz reisen also mit der starken Vermutung ans andere Ende der Welt, dass der Champion mit seinem neuen RB7 wie im Vorjahr das schnellste Auto zur Verfügung hat. "Red Bull hat das stärkste Paket", meinte der deutsche Hispania-Boss Colin Kolles.
Das zumindest legen die Eindrücke aus den Testfahrten nahe, bei denen das Auto des Konstrukteurs-Weltmeisters sich auch deutlich zuverlässiger als noch im Vorjahr präsentierte. "Wir sind vielleicht in der besten Form aller Zeiten, aber bei den Wintertests werden keine Punkte vergeben", mahnte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
Eine starke Duftmarke aber hat Red Bull in jedem Fall gesetzt. Und dann ist da ja noch der Faktor Vettel, der beim WM-Tipp für so manchen den Ausschlag gibt. "Ich schließe mich hier der Mehrheit an und tippe auf Sebastian Vettel im Red Bull. Warum? Wenn auch sorgfältige Analysen der Rundenzeiten beim Testen kein klares Bild ergeben, dann verlässt man sich am besten aufs Bauchgefühl - und das sagt mir Vettel", meinte Sauber-Teamchef Peter Sauber.
Während Alonso und Ferrari sowie auch dem Mercedes-Duo Schumacher/Nico Rosberg ein ernsthafter Angriff auf Vettel von Beginn an zugetraut wird, startet McLaren aus der Außenseiter-Rolle. "Ob ich denke, dass wir zu den Favoriten zählen? Nein. Aber wir können für eine Überraschung sorgen", sprach Teamchef Martin Whitmarsh seinen Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button Mut zu.
Vor allem Button dürfte sich insgeheim wohl durchaus Chancen auf seinen dritten Australien-Sieg in Serie ausrechnen. Der Brite gilt im Feld mit seiner schonenden Fahrweise als "Reifenflüsterer" und könnte damit von der Ungewissheit um die neuen Pirelli-Pneus profitieren, die auch Vettels oberster Chef nun monierte. "Da sollte man weniger von einer Revolution als vielmehr von einer Katastrophe sprechen", sagte Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz am Montag in einem Interview der Nachrichtenagentur APA über die Reifen.
"Wir sind nicht gefragt worden, einen Reifen zu konstruieren, der stabil ist und bei dem man nur einen Boxenstopp braucht. Das wäre einfacher gewesen", betonte Pirellis Motorsportchef Paul Hembery in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. "Es waren die Teams durch die Technische Arbeitsgruppe der FOTA (Teamvereinigung). Und der Promoter. Sie wollten mehr Reifenwechsel", erklärte Hembery. Ob damit möglicherweise auch die Rangfolge wechselt, wird man ab Sonntag sehen. Die meisten glauben es nicht und wähnen Vettel wieder vorn.