Vettel fährt für Ferrari, doch Glock lässt Massa weinen
Zwei deutsche Piloten drehen kurz vor der Zielflagge am Rad - und greifen in den WM-Kampf ein.
SAO PAULO Eine bessere Bewerbungsempfehlung für einen künftigen Job bei Ferrari wird Sebastian Vettel im Leben nicht mehr abgeben können.
Als der Heppenheimer gestern in der letzten Kurve vor dem Beginn der letzten Runde Lewis Hamilton überholte, hätte er beinahe die Formel-1-WM entschieden. Zu Gunsten von Ferrari-Mann Felipe Massa. „Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, an welcher Stelle ich da lag“, sagte Vettel später allerdings mit Unschuldsmiene, „ich habe die Chance gesehen, ihn zu überholen und habe es getan.“
Es war das frechste Manöver der letzten Jahre. Und es zeigt auch, das Vettel in den nächsten Jahren sicherlich nicht mit einem Job bei den Silberpfeilen liebäugelt. Schließlich weiß er, dass ihn Ferrari-Ikone Michael Schumacher gerne irgendwann in der Scuderia sehen würde. „Als Sebastian uns überholt hat, habe ich das Wort gedacht, das mit Sch... anfängt“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. „Sebastian ist heute gegen uns gefahren“, so Haug weiter. Und wer ihn kennt, weiß, dass Haug ein Gedächtnis wie ein Elefant haben kann. Eines jedoch tröstete Haug dann doch: „Das war der Beweis: Nix mit abgemacht! Rausgefahren!“ Der Titel sei ehrlich erkämpft.
Dass es am Ende aber doch noch gereicht hat mit dem Titel für Hamilton, das hat er in erster Linie einem anderen Deutschen, Toyota-Mann Timo Glock nämlich, zu verdanken. Der wurde in der allerletzten Kurve plötzlich langsamer, Hamilton rutschte vorbei und holte sich den Titel. „War der Titel gekauft?“, wurde Glock prompt von britischen Reportern gefragt. „Nein, ich wollte das so ganz bestimmt nicht“, antwortete Glock ehrlich betrübt, „ich hatte Trockenreifen drauf, obwohl es geregnet hat. Aber in der letzten Runde war das Auto mit den Trockenreifen unfahrbar."