Vettel: Der von Gefühlen übermannte Planetenverschlinger

Weltmeister Sebastian Vettel ist nach seinem Triumph beim Großen Preis von Austin stolz, einen weiteren Rekord  von Michael Schumacher gebrochen zu haben.
von  fil

Austin - Gesichert hatte sich Sebastian Vettel seinen vierten Titel bereits am 13. Oktober in Japan. Doch richtig realisiert hat er es wohl erst zwei Rennen später, nach seinem Sieg am Sonntag in Austin/Texas.
Vettel wirkte nach seinem achten Sieg hintereinander noch gerührter als in Japan. Vor allem aber gab er der Welt einen ehrlichen Einblick in seine Gefühlswelt. "Ich liebe euch!", rief er nach der Zieldurchfahrt seinem Team überwältigt zu, bei der Siegerehrung und Pressekonferenz musste er sich ein paar Tränen wegwischen. Später nahm er sich vor der Box eine Flasche Jägermeister und gönnte sich gemeinsam mit den Red-Bull-Mitarbeitern ein paar Schluck des hochprozentigen Kräuterschnaps.

Der ganze Druck, so schien es, war von ihm abgefallen, weit später als üblich schlich Vettel ins Bett, schlief gründlich aus und schaute sich dann am Montag in aller Ruhe die Millionenstadt Austin an.
Grund für Vettels Gefühlsausbrüche: Er knackte in Austin einen Rekord seines einstigen Vorbilds und heutigen Kumpels Michael Schumacher. Der hatte einst nur sieben Rennen hintereinander gewonnen.

"Das ist der Wahnsinn", meinte der Vettel, "jetzt haben wir einen Rekord eingestampft, der eigentlich für die Ewigkeit hätte bestehen sollen." In den verschiedensten Varianten wiederholte Vettel mehrmals, wie besonders diese Bestmarke sei und wie schwer er dies momentan begreifen und einordnen könne. "Das ist ein Tag, den wir alle nicht vergessen werden", versicherte Vettel ergriffen. "Das, was wir hier erlebt haben, ist etwas ganz Besonderes."

So bewertete das auch die Presse. "Vettel verschlingt den Planet Schumacher", schrieb das spanische Blatt "Marca" deftig. "Die Realität geht nun über jede Vorstellungskraft hinaus: Dieser Junge ist in der Lage, die Geschichte der Formel 1 umzuschreiben", meinte "La Stampa" aus Italien salbungsvoll.

Schon beim Saisonfinale am kommenden Sonntag in Sao Paulo (17 Uhr, RTL und Sky live) kann der neue Dominator der Formel 1 zwei weitere Edel-Rekorde einstellen.

Gewinnt Vettel auch den Großen Preis von Brasilien – wofür alles spricht – zieht er mit Schumacher bei den Saisonsiegen gleich. Der siebenfache Champion und 91-malige Grand-Prix-Gewinner aus Kerpen hatte 2004 insgesamt 13 Rennen für sich entschieden. Und der Uralt-Rekord des Italieners Alberto Ascari wackelt ebenfalls. Vor 60 Jahren glückten dem Ferrari-Fahrer neun Siege hintereinander - allerdings auf zwei Saisons (1952 und 1953) verteilt.

Dass sein Kumpel sich wegen eines verlorenen Rekords grämen könnte, hält Vettel für undenkbar. "Ich habe mit Michael vor ein paar Wochen gesprochen und glaube, dass er glücklich ist mit dem, was er erreicht hat." Zumal Schumi ja noch ein paar Rekorde behalten wird. Vorerst? Vettel: "Ich denke, viele werden ewig halten ."fil

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