Vettel bläst zur zweiten Attacke auf Silber

Sakhir - Den fatalen Fehler seines Ferrari-Rennstalls im Reifenpoker will Sebastian Vettel schnell vergessen machen. Der Raketenstart und die gute Pace aus dem Australien-Rennen sollen dem viermaligen Formel-1-Weltmeister beim zweiten WM-Lauf in Bahrain (Sonntag, 17.00 Uhr/RTL und Sky) den Sieg bringen - und die Tür im Titelrennen gegen die Silberpfeile weit aufstoßen.
"Wir konnten in Australien die Geschwindigkeit vorgeben. Das waren sehr gute Nachrichten. Im Rennen können wir auf jeden Fall mithalten", frohlockte Vettel. Aus der Analyse von Melbourne, als eine zu riskante Reifenstrategie dem 28-Jährigen den Sieg kostete, scheint Ferrari eine klare Lehre gezogen zu haben: Für Bahrain wählte die Scuderia pro Fahrer drei Sätze der langsamsten, aber beständigsten Reifenmischung - zwei mehr als WM-Spitzenreiter Nico Rosberg (Wiesbaden) und Titelverteidiger Lewis Hamilton (England) zur Verfügung haben werden.
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Damit der Mut zum Konservativen aufgeht, muss Vettels "Margherita" getaufter SF 16-H allerdings erneut mit der Pace der Mercedes mithalten. Die Stimmung bei den Roten ist nach dem lange möglichen Sieg von Australien verhalten optimistisch. "Wir sehen das Glas als halbvoll an", sagte Teamchef Maurizio Arrivabene nach Rang drei seiner Nummer eins: "Wir haben Potenzial. Was wir gut gemacht haben, müssen wir aber in Zukunft noch besser machen."
Dass Vettel jemand ist, der ein Team zu den notwendigen Entwicklungssprüngen treiben kann, hat er oft bewiesen. Umso schöner für den Heppenheimer, dass er die Fachwelt immer wieder aufs Neue verblüffen kann. So schwärmte Jock Clear, seit Jahresbeginn Chefingenieur bei Ferrari, unlängst: "Sebastian ist ein viermaliger Weltmeister, das merkt man bei jeder Gelegenheit. Ob in der Box, im Auto, in der Fabrik oder im Simulator: Er weiß, wie man das Beste herausholt und ein Team voranbringt."
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Die Fahrer seien wesentlich für die Motivation verantwortlich und gäben die Richtung vor, führte Clear aus. Das unterscheide "die Champions von den anderen Jungs in der Boxengasse". Der 52-jährige Brite muss es wissen, arbeitete er doch bereits mit den Weltmeistern Jacques Villeneuve und Michael Schumacher zusammen.
Zu Vettels Stärke gehört auch, nie das Limit als erreicht anzusehen. Vor dem spektakulären Nachtrennen in der Wüste von Bahrain lobte der jüngste Champion der Geschichte die Entwicklung bei Ferrari zwar, merkte aber auch an, dass "noch viel Potenzial" ungenutzt sei und man "Schritt für Schritt die Lücke zu Mercedes schließen" müsse.
Wie groß diese tatsächlich ist, dürfte am Sonntag noch etwas mehr ersichtlich werden. Mercedes jedenfalls war in Australien keineswegs unangefochten. Wenn Rosberg oder Hamilton hinter einem anderen Auto fahren mussten, gab es auf der Strecke kaum ein Vorbeikommen. Vettel will dafür sorgen, dass dieses Auto in Bahrain rot ist.