Vettel: Aus dem Windschatten

Mit jedem Sieg löst sich Sebastian Vettel (21) mehr von dem Image, ein zweiter Schumi zu sein. Sein Freund und Förderer erkennt: „Er geht seinen eigenen Weg und hat seinen eigenen Kopf.“
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Der König von Silverstone: Deutschlands Formel-1-Superstar Sebastian Vettel.
dpa Der König von Silverstone: Deutschlands Formel-1-Superstar Sebastian Vettel.

SILVERSTONE - Mit jedem Sieg löst sich Sebastian Vettel (21) mehr von dem Image, ein zweiter Schumi zu sein. Sein Freund und Förderer erkennt: „Er geht seinen eigenen Weg und hat seinen eigenen Kopf.“

So ganz lösen können wird sich Sebastian Vettel wohl nie vom übermächtigen Schatten des Rekordweltmeisters. „Ich traue Sebastian zu, als Liebling der Fans einmal in die Fußstapfen von Michael Schumacher treten zu können“, sagt Walter Kafitz. Der ist Geschäftsführer des Nürburgrings, wo in drei Wochen das deutsche Formel-1-Rennen des Jahres stattfindet. Und natürlich verspricht sich Kafitz durch Vettels überlegenen Sieg am Sonntag in Silverstone mehr Zuschauer auf den Tribünen: „Ich hoffe, dass sich das positiv auswirkt. Einen potenziellen Schumacher-Nachfolger siegen sehen zu können, sollte doch Motivation genug sein.“

Es gehört zu Vettels Schicksal, immer und überall mit Schumacher verglichen zu werden. In gewisser Weise schuld daran ist auch: Michael Schumacher. Der siebenmalige Weltmeister war es schließlich, der den 21 Jahre alten Heppenheimer schon Anfang 2008 adelte, indem er ihn als kommenden Weltmeister bezeichnete. Die Parallelen zu Schumacher sind ja auch frappierend und wurden oft genug beschrieben: In Gerd Noack den gleichen Entdecker, auf der gleichen Kartstrecke groß geworden, ähnlicher Fahrstil, äußerst jung, äußerst erfolgreich. Zudem verstehen sich die beiden bestens. Schumacher bezeichnet Vettel, was er nur über sehr wenige Menschen behauptet, als „Freund“.

Schumi-Vergleiche waren Vettel immer unangenehm

Vettel waren die Vergleiche mit Schumacher immer unangenehm. Die Bezeichnung „Baby-Schumi“, die ihm zu Beginn seiner Karriere verpasst wurde, hielt er für unangemessen – und nicht wegen des Babys. Mittlerweile nerven ihn die Vergleiche nur noch. Baby-Schumi verbittet er sich nun, genauso wie den Spitznamen „Sebi“. Spätestens nach seinem dritten Sieg ist Vettel auch herausgefahren aus dem Windschatten Schumachers. „Er ist einfach keine 19 mehr, vor allem ist er kein Frischling mehr in der Formel1“, sagt Gerd Noack, jener Kerpener Reifenhändler und Kartstreckenbetreiber, der einst erst Schumacher, dann Vettel entdeckte und anfangs förderte.

Tatsächlich ist Vettel schon fast zwei Jahre in der Königsklasse des Motorsports äußerst erfolgreich unterwegs.

Als Vettel in die Formel 1 kam, sagte Noack gerne, dass dieser Bursche weiter sei als Schumacher in jenem Alter. Es war ein Kompliment, das weder Vettel noch Schumacher weh tat. „Heute würde ich die beiden aber nicht mehr vergleichen“, sagt Noack.

Seine Vorhersage hat sich bewahrheitet. Aber: „Dem Seb würden solche Vergleiche nicht mehr gefallen“, sagt Noack, „Sebastian hat seine eigenen Erfahrungen gemacht in der Formel 1, er geht seinen eigenen Weg und hat seinen eigenen Kopf.“

"Die Vettels hatten nie viel Geld, aber Liebe und Familienzusammenhalt!"

Vettel hat sich früh entschieden, seine Karriere keinem Manager anzuvertrauen. Zunächst kümmerte sich Noack um Vettels Sponsoren; schließlich entdeckte ihn Red Bull und finanzierte seine Karriere. „Die Vettels hatten nie viel Geld“, sagt Nock, „aber umso mehr Liebe und Familienzusammenhalt. Das hat Sebastian geprägt.“ So war für Vettel bald klar, dass er, nachdem er bei BMW sein Formel-1-Debüt geben durfte, zurückkehrt zur britisch-österreichischen Brause-Equipe, sobald sie ihn ruft. Vettel: „Red Bull ist für mich wie eine Familie.“

„Er ist sehr beliebt im Team, weil er sich stundenlang mit den Mechanikern unterhalten kann und sich wirklich für die Dinge interessiert“, sagt Red Bulls Teamchef Christian Horner über seinen Piloten. „Wir Vettels haben keine Geheimnisse und keine Berührungsängste“, sagt Vettels Vater Norbert. Der begleitet den Sohn zu fast allen Rennen. Aber nicht als super-ehrgeiziger Manager-Vater, wie es Anthony Hamilton, der Vater des amtierenden Weltmeisters ist. Norbert Vettel ist schlicht: der Vater. Ein freundlicher Zimmermann aus Heppenheim, der stets mit dunkelblauer Red-Bull-Kluft im Fahrerlager erscheint, sich ansonsten aber raushält aus der Karriere des Sohnes – und ihm nie vorschreiben würde, zu welchem Team er wechseln soll.

Die Faszination, die Ferrari etwa auf Schumacher immer ausgeübt hat, kennt Vettel nicht. „Für mich ist das Wichtigste, irgendwann im stärksten Auto zu sitzen und Weltmeister zu werden“, sagt er. Als Sebastian Vettel, nicht als Baby-Schumi. Vielleicht gelingt ihm das noch früher als gedacht.

Filippo Cataldo

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