Verlierer Holyfield gefeiert - Walujew begehrt

Den Kampf verloren, aber zahlreiche Sympathien hinzugewonnen: Der 46-jährige Box-Opa Evander Holyfield (USA) hat die Fachwelt in Zürich mit seinem starken Auftritt gegen WBA-Schwergewichts-Weltmeister Nikolai Walujew (Russland) verblüfft und darf nun auf weitere Zahltage hoffen.
von  Abendzeitung
Evander Holyfield (l) gratuliert Nikolai Walujew zum Sieg.
Evander Holyfield (l) gratuliert Nikolai Walujew zum Sieg. © dpa

ZÜRICH - Den Kampf verloren, aber zahlreiche Sympathien hinzugewonnen: Der 46-jährige Box-Opa Evander Holyfield (USA) hat die Fachwelt in Zürich mit seinem starken Auftritt gegen WBA-Schwergewichts-Weltmeister Nikolai Walujew (Russland) verblüfft und darf nun auf weitere Zahltage hoffen.

«Es schreit ja geradezu nach einem Rückkampf hier in Zürich», sagte Sauerland-Geschäftsführer Christian Meyer nach der freiwilligen Titelverteidigung des 2,13-Meter-Riesen aus dem Berliner Boxstall. Walujew musste bei seinem knappen Punktsieg (114:114, 116:112, 115:114) mehr zittern als ihm lieb war.

Zunächst soll es für den 35 Jahre alten Russen aber zum Duell mit Universum-Boxer Ruslan Chagaev kommen, der von der WBA als Champion im Wartestand geführt wird. «Chagaev braucht keinen Zwischenkampf, Nikolai steht bereit. Im Februar oder März könnte es dann soweit sein», sagte Walujews Manager Wilfried Sauerland nach dem 50. Sieg im 52. Kampf seines Schützlings aus St. Petersburg.

Walujew hatte im Ring wesentlich mehr Mühe mit dem körperlich unterlegenen Amerikaner als angenommen. «Wir haben das hohe Tempo Holyfields so nicht erwartet», gestand Walujew-Trainer Alexander Simin. Agil und leichtfüßig tänzelte der Herausforderer um den 145-Kilo-Koloss herum und wurde von den 12 000 Zuschauern im ausverkauften Hallenstadion gefeiert. Das Publikum bejubelte jede Attacke des um 24 Zentimeter kleineren viermaligen Box-Champions. «Ich habe es so erwartet», kommentierte Walujew die Stimmung bei seinem Auswärtsspiel gelassen und enttäuscht zugleich.

Die Ergebnisverkündung wurde von Pfiffen begleitet. Holyfields Trainer Thomas Brooks fühlte sich verschaukelt: «Wir haben gewonnen. Ich weiß nicht, welchen Kampf die Ringrichter gesehen haben.» Das ging Sauerland dann aber zu weit: «Ein Unentschieden wäre in Ordnung gewesen. Aber wenn man als Herausforderer gewinnen will, muss man mehr tun.»

Holyfield selbst wollte sich an dem Disput nicht beteiligen und beschränkte sich auf eine sportliche Analyse: «Ein paar Mal habe ich klare Treffer landen können, auch wenn es angesichts seiner Größe und Masse schwierig ist, an ihn heranzukommen.» Durch seine zehnte Niederlage im 54. Kampf verpasste Holyfield die Chance, als ältester Schwergewichts-Champion in die Geschichte einzugehen. Den Rekord hält weiter sein Landsmann George Foreman, der den Titel 1994 noch im fragwürdigen Box-Alter von 45 Jahren zurückeroberte.

Doch Holyfield sieht diese Bestmarke bröckeln. «Ich will weiterhin Schwergewichts-Champion werden und alle Titel vereinigen», kündigte er nach der Niederlage unverdrossen an. Ob und wann es allerdings zum Rückkampf kommt, ist ungewiss. Zunächst hat der WBA-Titelträger das Pflicht-Duell mit Chagaev zu bewältigen - zudem haben es auch Vitali und Wladimir Klitschko auf den Gürtel des russischen Riesen abgesehen. Drei der vier bedeutenden WM-Gürtel nennen die Box-Brüder bereits ihr eigen: Wladimir hat die Titel nach WBO- und IBF-Version, Vitali trägt den WBC-Gürtel um seine Hüften. (dpa)

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