Verflickst! Löws Notplan

Jogi Löw muss das EM-Viertelfinale von der Tribüne aus verfolgen. Der Bundestrainer ist gesperrt! Gegen Portugal vertraut er auf seinen Gehilfen - und die Wenn-dann-Strategie.
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Dirigiert die Mannschaft vom Spielfeldrand aus: Hansi Flick
dpa Dirigiert die Mannschaft vom Spielfeldrand aus: Hansi Flick

TENERO - Jogi Löw muss das EM-Viertelfinale von der Tribüne aus verfolgen. Der Bundestrainer ist gesperrt! Gegen Portugal vertraut er auf seinen Gehilfen - und die Wenn-dann-Strategie.

Zwischendurch mal einen Rhythmuswechsel, das ist wichtig im modernen Fußball. Und so hielt die deutsche Mannschaft ihr Abschlusstraining am Mittwochvormittag noch im Quartier in Tenero und nicht – wie sonst üblich - im Stadion vor Ort ab, reiste erst am Nachmittag per Charterflug gen Basel. „Wir wollten mal etwas anderes machen“, begründete Teammanager Oliver Bierhoff die Entscheidung.

Der wahre Hintergrund dürfte gewesen sein: Sie wollten weg sein, weit weg von der Uefa und ihren Funktionären. Sie hatten es schon geahnt: Joachim Löw muss nach seinem Platzverweis beim 1:0 gegen Österreich im Viertelfinale gegen Portugal (Donnerstag, 20.45 Uhr, ARD live) auf die Tribüne und darf von der Ankunft am Stadion bis zum Abpfiff keinerlei Kontakt zur Mannschaft haben. Verflickst!

Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zur Löw-Verbannung und dem Notplan mit Assistent Hansi Flick:

Warum wurde Löw gesperrt?

Im Spiel gegen Österreich kam es an der Seitenlinie zum Streit mit dem vierten Offiziellen, dem Slowenen Damir Skomina. Dieser habe ihn „im Minutentakt aufgefordert“, zur Bank zurückzukehren, sagte Löw. Er aber habe den Mann „in keiner Weise beleidigt“, sondern nur darauf aufmerksam gemacht, dass er sich wie erlaubt in der Coachingzone bewegen wolle. Daraufhin schickte Schiedsrichter Gonzales Löw auf die Tribüne.

Was darf Löw, was nicht?

Laut den Uefa-Regularien darf Löw nach Betreten des Stadions keinen Kontakt mehr zu seinen Spielern oder einem offiziellen Team-Mitglied des DFB haben. Strikt untersagt ist auch der Einsatz von Mittelsmännern oder Kommunikation per Handy oder Funkgerät. Die Kabine und der Stadion- Innenraum sind für Löw absolut tabu. Die Sperre endet mit Abpfiff der Partie. „Er darf vor und nach dem Spiel zu den Pressekonferenzen gehen", erklärte Uefa-Sprecher William Gaillard. Wie nett.

Wie reagiert der DFB?

Er verzichtet auf einen Protest. „Ich muss die Uefa-Entscheidung zur Kenntnis nehmen und möchte sie nicht kommentieren“, sagte Löw, „natürlich bin ich maßlos enttäuscht.“ Bierhoff: „Für den Fußball ist diese Entscheidung eine schwere Niederlage.“

Gibt die Sperre der Mannschaft einen Extra-Kick?

„Löw ist ein guter, loyaler, rücksichtsvoller Trainer. Doch er muss sich auch wehren können, und am Montag hat er sich gewehrt. Das hat ihm Respekt bei der Mannschaft eingebracht. Aus Jogi ist vielleicht Herr Löw geworden“, schrieb Bayern-Manager Uli Hoeneß in einer Kolumne im Schweizer „Tages-Anzeiger“. Bierhoff glaubt: „Ich bin optimistisch, dass die Sperre unsere Mannschaft nur noch zusätzlich motiviert und wir die richtige Antwort auf dem Platz geben.“

Wie sieht der Notplan aus?

Hans-Dieter Flick, von allen „Hansi“ gerufen, übernimmt Löws Aufgaben an der Linie. „Wir haben vollstes Vertrauen in ihn“, sagte Bierhoff. Flick (45), der von 2000 bis November 2005 die TSG Hoffenheim trainierte,war 2003 bester Absolvent des Kölner Trainerausbildungsjahrgangs und ist seit August 2006 Löws Assistent. Mit ihm erarbeitet Löw vor jedem Spiel eine „Wenn-dann- Strategie“, wie sie das nennen. Die Reaktion auf einen Rückstand, eine Verletzung, einen Platzverweis: Alles spielen sie vorher durch und legen die möglichen Reaktionen darauf vorher fest. An diesem Donnerstag Heute wird diese Strategie wichtiger denn je.

Patrick Strasser, Thorsten Klein

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