Vandenbroucke (34) - Tod im Senegal

Der belgische Radstar Frank Vandenbroucke (34) stirbt im Urlaub aus bislang ungeklärter Ursache – dabei schien er nach Doping, Depressionen und Selbstmordversuch auf dem Weg der Besserung.
von  Abendzeitung
Wurde nur 34 Jahre alt: Frank Vandenbroucke.
Wurde nur 34 Jahre alt: Frank Vandenbroucke. © dpa

BRÜSSEL - Der belgische Radstar Frank Vandenbroucke (34) stirbt im Urlaub aus bislang ungeklärter Ursache – dabei schien er nach Doping, Depressionen und Selbstmordversuch auf dem Weg der Besserung.

Am Sonntag hatte Chantal Vanruymbeke noch mit ihrem Sohn Frank Vandenbroucke telefoniert; er weilte im Urlaub im Senegal: „Er war so fröhlich. Ich schwebte wie auf Wolken, dass wir nach zehn harten Jahren unseren Sohn zurückgewonnen hatten.“ Jetzt ist sie am Boden zerstört. Sie wird nie wieder mit ihrem Sohn telefonieren, dem belgischen Rad-Star, dem „goldenen Kind“, dem eine größere Karriere als Eddy Merckx prophezeit worden war. Der 34-Jährige wurde tot in seinem Hotelzimmer gefunden, eine Obduktion soll Gewissheit über die Todesursache bringen. „Ich bin erschüttert. In mir ist ein Schmerz, der nicht in Worte zu fassen ist“, sagte seine Mutter.

Die Karriere, das kurze Leben Vandenbrouckes, war von großen Höhen, aber noch viel extremeren Tiefen geprägt. Der Belgier gewann 1998 die Fernfahrt Paris – Nizza, ein Jahr später auch den Frühjahrs-Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Im Spätsommer folgten zwei Etappensiege bei der Spanien-Rundfahrt. Vandenbroucke galt als der neue Stern am Radsport-Himmel. Doch dann verglühte dieser Stern schnell wieder. Noch 1999 suspendierte ihn das Cofidis-Team im Zuge der Doping-Affäre um den „Dr. Mabuse“ genannten Arzt Bernard Sainz. 2002 durchsuchte die Polizei sein Haus auf der Suche nach verbotenen Mitteln und fand EPO, Morphium und das muskelbildende Präparat Clenbuterol. 2007 sprach ihn ein Gericht in zweiter Instanz aber frei. Mehrere Comeback-Versuche scheiterten. In seiner Autobiographie „Ich bin nicht Gott“ gab er aber zu, Dopingmittel genommen zu haben.

Vandenbroucke hatte zudem Eheprobleme, litt unter Depressionen und hatte vor zwei Jahren versucht, sich mit einer Überdosis Medikamente das Leben zu nehmen, da sich seine Frau von ihm trennen wollte. Ein Teamkollege fand Vandenbroucke und alarmierte den Notarzt. Der damals 32-Jährige überlebte und fand sich in der Psychiatrie wieder. Vandenbroucke war ein Getriebener, ein in sich zerrissener Mensch. Sein Onkel Jean-Luc erklärte, sein Neffe habe Hochs und Tiefs gehabt. „Es ging bei ihm rauf und runter, sowohl mit der Gesundheit als auch der Moral. Automatisch denkt man an Marco Pantani“, so der ehemaligeProfi.

Der Italiener Pantani, der ehemalige Rad-Star, Sieger des Giro und der Tour de France, der später des Dopings überführt wurde und danach abstürzte, war vor fünfeinhalb Jahren tot in einem Hotelzimmer in Rimini gefunden worden. Er starb an einer Überdosis Kokain.

Die Meldung vom Tod Vandenbrouckes schockt die Rad-Szene. Besonders in Belgien wurde der Tod von „VDB“ mit großer Bestürzung aufgenommen. „Er war der James Dean seiner Generation. Er hat zu schnell gelebt, um die Vergiftung des Erfolges zu bemerken“, schrieb „Le Soir.“ Und der einstige Radprofi Lucien van Impe, der Vandenbroucke zwischenzeitlich als Sportlicher Leiter betreut hatte, sagte: „Ich kann es nicht glauben. Ich habe kürzlich mit ihm gesprochen, da sagte er, er sei frisch und munter. Er war ein sehr harter Brocken. Ich kann jetzt keinen Fahrer mehr nennen, der die selben Qualitäten wie „VDB“ hat.“ Vandenbroucke gewann in seiner Karriere mehr als 50 Rennen. Den Kampf um sein Leben hat er nun verloren. Vandenbroucke hinterlässt zwei Töchter.

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