Vancouver gegen Boston: Krupps Nachfolger gesucht

Erstmals seit 15 Jahren wird es wieder einen deutschen Stanley-Cup-Sieger geben. Derzeit führt Christian Ehrhoff mit Vancouver 2:0 im Finale der NHL gegen Boston und Dennis Seidenberg.
von  Matthias Kerber

Erstmals seit 15 Jahren wird es wieder einen deutschen Stanley-Cup-Sieger geben. Derzeit führt Christian Ehrhoff mit Vancouver 2:0 im Finale der NHL gegen Boston und Dennis Seidenberg

VANCOUVER Es war 1996, als erstmals ein Deutscher den Stanley-Cup gewinnen konnte. Uwe Krupp, zuletzt Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft, war es, der die Colorado Avalanche in der dritten Verlängerung des vierten Finalspiels gegen Florida mit seinem 1:0 zum Titel schoss.


Da saß in Deutschland der damals 13-jährige Christian Ehrhoff, der mit sechs Jahren mit Eishockey begonnen hatte und zum Sport gekommen war, weil er seine große Schwester, eine gute Eiskunstläuferin, zum Training begleitet hatte, vor dem Fernseher und jubelte mit. „Ich war Mitte der Partie ins Bett gegangen, weil ich am nächsten Tag in die Schule musste. Und als ich aufstand, war das Spiel immer noch nicht vorbei, weil es eben drei Verlängerungen gab. Ich sah, wie Krupp das Tor erzielte und dachte mir: Da musst du auch mal hin! Seit damals ist Krupp mein großes Vorbild.”


Das Vorbild wünschte Ehrhoff per SMS viel Glück, denn mit den Vancouver Canucks steht er im deutschen Duell gegen die Boston Bruins mit Nationalspieler Dennis Seidenberg. Ehrhoffs Canucks führen in der „Best-of-seven”-Serie mit 2:0. Spiel 1 gewannen die Kanadier mit 1:0, das Entscheidungstor fiel 19 Sekunden vor Schluss, die zweite Partie endete 3:2 nach Verlängerung. Die dauerte nur elf Sekunden, dann versetzte Alexandre Burrows mit seinem Siegtreffer Vancouver in einen Freudentaumel. „Wir fliegen mit breiter Brust nach Boston. Es ist toll, dass wir die Bruins mit seinen Pleiten nach Hause schicken konnten”, so Ehrhoff.


Seit 1993 hatte kein kanadisches Team mehr den Stanley Cup gewinnen können, die Canucks konnten die Trophäe überhaupt noch nie gewinnen. „Die Euphorie hier kennt keine Grenzen”, sagt Ehrhoff.


Das kennt er schon, schließlich war er auch bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver dabei, als die Deutschen sang- und klanglos untergingen, die Spieler mit den Ahornblättern aber Gold holten. „Das war ein nationaler Ausnahmezustand”, sagte der 28-Jährige, der 2003 in den NHL gewechselt war (damals San Jose) und seit 2009 in Vancouver spielt. Ehrhoff, Spitzname „Eismann”, der mit seiner Frau Farina und den Töchtern Lina (2) und Milla (6 Wochen) in Vancouver lebt, ist einer der besten Offensivverteidiger der NHL und steht nun vor der Krönung. „Er ist ein Ausnahmespieler”, sagte Eishockey-Legende Erich Kühnhackl, „es ist gut für Eishockey in Deutschland, dass wir auf jeden Fall einen zweiten Deutschen Stanley-Cup-Sieger haben werden.”

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