Vamos a la Gipfel!

Nur noch einen Schritt ist die deutsche Mannschaft vom Titel entfernt. Am Sonntag kann das Team um Bundestrainer Löw mit einem Sieg gegen Spanien Europameister werden. Doch die Iberer gehen als Favorit ins Endspiel. Wie kann man die starken Spanier schlagen?
von  Abendzeitung
Siegergeste: Bundestzrainer Joachim Löw  steht vor seinem größten Triumph.
Siegergeste: Bundestzrainer Joachim Löw steht vor seinem größten Triumph. © firo/Augenklick

Nur noch einen Schritt ist die deutsche Mannschaft vom Titel entfernt. Am Sonntag kann das Team um Bundestrainer Löw mit einem Sieg gegen Spanien Europameister werden. Doch die Iberer gehen als Favorit ins Endspiel. Wie kann man die starken Spanier schlagen?

TENERO Nur noch dieses eine Mal. Versprochen. Einmal noch Fußballfieber-frei. Bitte-bitte-bitte. Also sprach Bundesinnenminister Oliver Bierhoff am Freitag aus dem fernen Tessin direkt ins Gewissen deutscher Entscheidungsträger: „Egal, ob wir das EM-Finale gegen Spanien gewinnen oder verlieren, werden wir uns den Fans zeigen. Aber es ist ja leider ein Montag, ein Werktag. Ich hoffe, dass eine letzte Kraftanstrengung unternommen wird in den Schulen und bei den Arbeitgebern, damit so viele Fans wie möglich kommen können.“

Auskatern, mitfeiern. Ab 14.30 Uhr (ARD/ZDF live) wird die deutsche Nationalelf am Montag auf der Bühne am Brandenburger Tor erwartet, die Fanmeile öffnet bereits um 10 Uhr. Für die „Helden 2008“, wie sie die Band Revolverheld schon vor dem Turnier in einem Song getauft hatte.

„2006 waren wir auch auf der Fanmeile, aber da hat etwas gefehlt“, sagte Torsten Frings, „wir wollen den Fans nicht nur T-Shirts zeigen, auf denen ,Danke’ steht, sondern auch etwas, das man in die Luft halten kann.“ Den EM-Pokal. Er wäre zum vierten Mal nach 1972, 1980 und 1996 in deutschen Händen.

Vor zwölf Jahren war es Oliver Bierhoff, der im Finale von London das Golden Goal gegen die Tschechen geschossen hatte. Nun steht er vor seiner Krönung als Teammanager, als derjenige, der die „Bergtour 2008“ gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw ausgerufen hat. Auf der Zugspitze war am 16. Mai der Kader präsentiert worden, der Beginn des Aufstiegs. Bierhoff resümierte schon vor dem Finale: „Es war ein langer, beschwerlicher Weg vom Basislager auf die Spitze.“ Zum Titel. Zum Triumph. Ein Schritt fehlt, der soll gegen die Spanier gemacht werden ab 20.45 Uhr am Sonntag (ARD live): Vamos a la Gipfel.

Doch wie? Ein Selbstgänger wird’s nicht. Die letzte Hürde ist die größte – es wartet die bisher beste Mannschaft der EM 2008 auf die DFB-Elf. „Wir müssen Mut zeigen“, forderte Bierhoff, „vielleicht hilft es uns, dass die Spanier beim 3:0 gegen Russland so hervorragend gespielt haben.“ Es dürfte ein Jubelschrei durchs Mannschaftshotel in Ascona gegangen sein nach den Erfahrungen mit den mühsamen Auftritten gegen Österreich (1:0) und die Türkei (3:2): Hurra, wir sind jetzt der Außenseiter.

Ein Außenseiter mit Konzept. „Die Spanier haben Respekt vor uns, vor allem vor der Art und Weise wie wir unsere Spiele gewinnen“, weiß Christoph Metzelder, der seit einem Jahr für Real Madrid in der Primera Division spielt. Er fordert: „Wir benötigen eine Leistung am absoluten Limit. Hauptaufgabe am Sonntag: Wir müssen die Mitte schließen.“ Dicht machen gegen das kombinationsschnelle Mittelfeld um Xavi, Iniesta und Fabregas. „Wenn wir versuchen, die Spanier mit spielerischen Mitteln auszutricksen und damit zu besiegen, dann haben wir keine Chance“, sagte Ex-Nationaltorhüter Bodo Illgner, von 1996-2001 bei Real Madrid, zur AZ. Sein Rezept: „Auch wenn es abgedroschen klingt, aber wir müssen sie mit den deutschen Tugenden besiegen: Mit Kampf, Einsatz und unbändiger Leidenschaft.“ Mit einer Leistung also wie gegen die Türkei? Mehr Kampf als Verstand?

Nein, glaubt Paul Breitner. „Was die Mannschaft braucht, ist eine Leistung wie gegen Portugal“, sagte der Vorstandsberater des FC Bayern der AZ. Breitner spielte von 1974-77 bei Real Madrid, sein Siegesrezept für Sonntag lautet: „Die Deutschen müssen mit genau jener Konzentration, Leidenschaft und Laufbereitschaft wie gegen Portugal spielen. Daher sollten sie am besten schon immer dann zum Gegenspieler unterwegs sein, wenn der Spanier einen Pass gespielt hat.“ Die Hase-und-Igel-Taktik als Schlüssel zum Pott. „Spanien ist Favorit, Diese Mannschaft ist in allen Mannschaftsteilen gleich stark besetzt und hat eine Konstanz auf hohem Niveau gezeigt“, sagte Breitner. Was dem Turnierverlauf nach nur eine Schlussfolgerung zulässt: Deutschland gewinnt.

P. Strasser, F. Cataldo, T. Klein

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