Unüberholbar! Der rote Mythos sticht Mercedes aus

WM-Titel hin oder her – die Scuderia ist mehr als ein normales Formel-1-Team. Der zweifache Weltmeister Fernando Alonso sagt: „Ferrari ist das erfolgreichste Team der Geschichte, und wer dort fährt, wird ein Teil dieser Geschichte.“
MÜNCHEN Allein schon diese Farbe. Dieses satte, volle, sofort ins Auge springende Rot. „Wieso Ferrari rot ist?“, wurde Präsident Luca di Montezemolo einmal gefragt. „Weil unser Blut auch rot ist“, lautete die Antwort. Ferrari stellt nicht in erster Linie Autos her, Ferrari, das ist pure Emotion, Leidenschaft, ein Mythos.
Kein Wunder, dass auch bei den Rennen die meisten Fans rote Kappen tragen. Selbst im fernen China, wo die Formel 1 vor zwei Wochen zu Gast war, trugen die meisten Zuschauer rote Mützen. Silberne Kopfbedeckungen waren dagegen nur sehr wenige zu sehen. Und das, obwohl McLaren-Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton vor zwei Wochen schon Weltmeister werden konnte.
Das wird auch diesen Sonntag in Sao Paulo, beim letzten Saisonrennen (18 Uhr, RTL und Premiere live) nicht anders sein. Schließlich sitzt mit Felipe Massa ein Brasilianer im Ferrari.
Aber es ist nicht nur das. McLaren-Mercedes mag hinter Ferrari das zweiterfolgreichste Formel-1-Team der Geschichte sein und Hamilton am Sonntag die größeren Chancen auf den Titel haben – zum Mythos wurde die Mannschaft aus dem britischen Woking nicht. „Es wäre sicher ein Traum, einmal für Ferrari zu fahren. Ferrari ist das erfolgreichste Team der Geschichte, und wer dort fährt, wird ein Teil dieser Geschichte“, sagt etwa der zweifache Weltmeister Fernando Alonso. Über die Silberpfeile hatte Renault-Fahrer Alonso nie so euphorisch gesprochen. Auch nicht, als er seinen Wechsel zum schwäbisch-britischen Rennstall noch nicht bereut hatte.
„Jeder Fahrer fühlt sich geehrt, wenn Ferrari sich für ihn interessiert“, sagte auch Sebastian Vettel. Die besten Piloten fuhren für die Scuderia, 15 Mal gewannen Ferraristi die Formel-1-WM, genauso oft wurde das Team Konstrukteurs-Weltmeister.
Auch die Bilanz von McLaren kann sich sehen lassen. Elf Fahrer- und acht Konstrukteurstitel holte das Team seit 1966. Fahrer wie James Hunt, Emerson Fittipaldi, Niki Lauda, Alain Prost, Ayrton Senna oder zuletzt 1999 Mika Häkkinen wurden dort Weltmeister. Richtig glücklich bei McLaren wurden viele nicht. Prost etwa war froh, als er 1990 zu Ferrari wechseln konnte, auch Senna verließ den Rennstall Ende 1994 im Streit. Auch der aktuelle Weltmeister Kimi Räikkönen blühte erst nach seinem Wechsel zur Scuderia richtig auf. „Ferrari ist mein letztes Team“, sagt Räikkönen, „hier will ich meine Karriere beenden.“ McLaren war für ihn nicht viel mehr als ein Karriere-Sprungbrett, als ein Steigbügelhalter für Ferrari.
So ähnlich muss es auch Michael Schumacher gesehen haben. Der Rekord-Weltmeister war zwar von Mercedes ausgebildet worden und verdankte seinem Formel-1-Einstieg auch einer Bürgschaft der Stuttgarter – für McLaren-Mercedes in der Formel 1 fahren wollte er aber nie. Er wechselte 1996 lieber zur damals kriselnden Scuderia – gewann fünf Weltmeisterschaften und wurde zur Legende.
Ganz so, wie viele vor ihm. Niki Lauda etwa. Obwohl der die Scuderia Ende 1977 im Streit mit Firmengründer Enzo Ferrari verließ und bei McLaren zufrieden war, trägt er auch heute noch seine rote, seine ferrari-rote Kappe.
Dass man auch bei McLaren zur Legende werden kann, das möchte nun aber Lewis Hamilton beweisen. Schließlich wurde der 23-Jährige schon früh von den Briten gefördert. Ihn sich eines Tages im roten Ferrari vorzustellen, scheint unmöglich. „Er kann meine Rekorde brechen“, sagte jetzt sogar Michael Schumacher. Vielleicht würden die Fans in China dann ja auch silberne Kappen tragen. Aber nur vielleicht.
Filippo Cataldo