„Uns Russen geht es immer ums Geld“

Dawidenko, der Siegertyp ohne Strahlkraft, spricht dieser Tage gar nicht bevorzugt über seine Spiele, sondern meist übers liebe Geld. Der Mann, der nicht berühmt sein will, fordert nun Federer. „Er hat Angst vor mir!“
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"Ich bin nicht Paris Hilton": Russlands Nikoali Dawidenko, der nicht berühmt sein will.
dpa "Ich bin nicht Paris Hilton": Russlands Nikoali Dawidenko, der nicht berühmt sein will.

Dawidenko, der Siegertyp ohne Strahlkraft, spricht dieser Tage gar nicht bevorzugt über seine Spiele, sondern meist übers liebe Geld. Der Mann, der nicht berühmt sein will, fordert nun Federer. „Er hat Angst vor mir!“

MELBOURNE Gleich zum Start des Grand-Slam-Treffens in Melbourne hat Nikolai Dawidenko ein wahres Wort mit der seltenen Andeutung eines Grinsens ausgesprochen. „Ich bin nicht Paris Hilton“, sagte der russische Tennis-Weltmeister. Dann fügte der „Eisenfresser des Wanderzirkus“ („New York Post“) noch schnell hinzu: „Berühmt sein, liegt mir nicht.“ Schließlich wolle er nicht wie die Federers und Nadals das Frühstück zurückgezogen im Hotelzimmer einnehmen, sondern „mitten unter den Menschen am Buffet sitzen“: „Das ist doch kein Leben, was die führen.“

Aber ob er es nun will oder nicht: Seit seinem WM-Triumph in London, seit seinem doppelten Erfolgs-Doppelpack gegen Federer und Nadal ist Dawidenko, der Antiheld, zum obskuren Objekt der öffentlichen Begierde geworden. Als der für den Titel mitfavorisierte Russe jetzt einen näheren Blick in den großen Interviewraum in Melbourne warf, war er baff über den Zuspruch der Weltpresse: „Was wollt Ihr auf einmal bei mir? Ist was Besonderes passiert?“

Das kann man so sagen. Dawidenko ist zweifellos der Mann der Stunde auf der Tennistour. Seit 14 Spielen ist der Apparatschik nun ungeschlagen, auch in seinen vier bisherigen Australian-Open-Turniermatches hatte er nur einmal richtig Mühe, am Montag, als er den Vorjahres-Halbfinalisten Fernando Verdasco in fünf erbitterten Sätzen 6:2, 7:5, 4:6, 6:7, 6:3 niederrang.

Selbst seine jahrelang deprimierende Niederlagenserie gegen Federer hat er beendet. „Federers neuer Angstgegner“, titelte die „Times“ nach den jüngsten Niederlagen des Schweizers gegen den 28-Jährigen. In der Nacht zu Mittwoch steht das auf dem Prüfstand, wenn sich Federer und Dawidenko das dritte Mal in knapp zwei Monaten gegenüberstehen, nun im Viertelfinale der Australian Open. Dawidenko, der Typ des schnörkellosen Spiels, der Typ der lakonischen Sprüche, sagt nur: „Im Moment haben alle Angst vor mir. Auch Roger.“ Doch auch der Maestro schickte eine Kampfansage in den Ring - mit seinem klaren 6:2, 6:3, 6:4-Sieg über Lokalmatador Lleyton Hewitt.

Dawidenko, der Siegertyp ohne Strahlkraft, spricht dieser Tage gar nicht bevorzugt über seine Spiele, sondern meist übers liebe Geld. Dass dies ein bisschen merkwürdig erscheinen könnte nach all den Turbulenzen rund um eine Wettaffäre in Polen vor zweieinhalb Jahren (er wurde später von allen Verdächtigungen freigesprochen), kann der Dauerläufer nicht finden. „Alle tun immer so, als ginge es nicht ums Geld im Tennis. Aber natürlich geht es auch ums Geld, wenn man gegen seinen Gegner kämpft“, sagt Dawidenko, Russen wie er hätten kein Problem damit, über Geld zu reden: „Das ist unser Lieblingsthema. Bei uns geht es immer ums Geld.“

In London verdiente er unlängst beim ATP World Tour Finale (früher: Masters) eine Million Dollar. Ob er seiner Frau ein Geschenk von der satten Prämie gekauft habe, wollte man in Melbourne von Dawidenko wissen. „Wenn ich viel Geld ausgebe, kann ich nichts mehr investieren. Ich will mit dem Tennisgeld noch mehr Geld verdienen, neue Geschäfte machen“, gab „Mister Charisma“ (Channel Seven) zurück. Aber immerhin sei man zusammen „in den Urlaub auf die Malediven gefahren“: „Das war doch auch ganz schön.“

Eine Hauptrolle will er beim Tennis aber schon spielen, nur eben ohne die üblichen Nebenwirkungen, die eine Frontposition so mit sich bringt: „Der große Renner werde ich wohl nie sein. Bekannt schon, aber nicht so populär.“

Egal, Hauptsache reich.

Jörg Allmeroth

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