„Unqualifizierte Äußerungen“

Hier spricht Bayern-Präsident Uli Hoeneß über die Fehler der Münchner Olympiabewerbung. Er kritisiert Kati Witt, sympathisiert mit Bogner – und erklärt, warum er selbst nicht mitmacht
MÜNCHEN Er ist auf vielen Gebieten aktiv: Der FC Bayern treibt seinen Präsidenten weiter an, Uli Hoeneß engagiert sich für die Dominik-Brunner-Stiftung (S. 3) – und wurde als neuer Kopf für die Münchner Olympiabewerbung 2018 ins Spiel gebracht (AZ berichtete). Doch die Nachfolge von Willy Bogner mag sich Hoeneß nicht auch noch antun. Die AZ sprach mit ihm über:
ein offizielles persönliches Engagement für München 2018: „Nein. Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht verzettele. Ich bin Präsident der Dominik-Brunner-Stiftung und des FC Bayern, nicht nur für Fußball. Wir haben auch Basketball, wo ich mich stark eingebracht habe, und wenn das klappt, wird das noch mehr Arbeit bedeuten, mit Sponsorensuche, Marketing. Generell bin ich sehr interessiert, dass die Spiele nach München kommen, aber ich werde mich da nicht einbringen. Ich bin ja schon ein paar Mal gefragt worden, aber da gibt es ja genug andere.“
mögliche Zugpferde für die Bewerbung: „Ich glaube, dass eher Leute gefragt sind, die aus dem Wintersport kommen. Leute wie Christian Neureuther und Markus Wasmeier, die sind dafür besser prädestiniert.“
den Rückzug Willy Bogners: „Ich bin mit ihm ja befreundet. Dem ist viel Unrecht geschehen. Ich habe mich sehr über die Kati Witt geärgert, die mit sehr unqualifizierten Äußerungen mit dazu beigetragen hat, dass seine Arbeit hier in einem so kritischen Licht gesehen wurde. So etwas tut man nicht. Das ist etwas, was sich nicht gehört. Wenn ich ein Problem habe innerhalb meiner Gruppe, dann gehe ich zu ihm hin und sage: Das passt mir nicht! Oder: Da haben wir Fehler gemacht! Aber man weiß doch, was es bedeutet, wenn man in der Öffentlichkeit einen falschen Satz sagt. Wenn ich so etwas über Louis van Gaal sagen würde – was da los wäre! So ist es auch hier. Kati Witt hat sich die Arbeit da unnötig selbst schwer gemacht.“
die Chancen der Bewerbung: „Wir haben es ja mit zwei Problemen zu tun. Das eine sind die Gegner, also Südkorea und Frankreich. Und: Du musst die Hausaufgaben machen. Bevor man richtig loslegt, muss das Konzept fertig sein. Die Politik hat sich eingeschaltet, ich hoffe, dass sie in einem Gentleman-Agreement eine Lösung finden. Du brauchst dich gar nicht richtig bewerben, wenn du die Bevölkerung nicht voll hinter dir hast. Wir leben in einer Demokratie, wenn die Mehrheit sagt, wir wollen das nicht, darf man das nicht machen. Da muss jetzt eine größere Einigkeit her. Zurzeit wird das Ganze verwässert, das schadet der Sache.
eigene Olympia-Erfahrungen: „Ich war selbst bei der Olympiade 1972 und habe mich da unheimlich wohl gefühlt. Das war eine super Sache – bis zu dem Attentat. Aber ich bin in dieser Angelegenheit viel zu sehr Pragmatiker, genauso wie bei unserem Basketball-Projekt: Wenn die Leute nicht kommen, lassen wir es wieder bleiben. Da müssen unsere Fans mir zeigen: Wir wollen das. Das selbe gilt für die Olympia-Bewerbung.“
die verfahrene Lage in Garmisch: „Wenn in einem wichtigen Ort wie Garmisch keine deutliche Mehrheit für Olympia da ist, dann geht es nicht. Das muss ja eine Sache der Freude sein. Wenn da jeder sagt: "Um Gottes Willen, Olympiade!", ist das ja keine Voraussetzung. Dort eine positive Stimmung zu bekommen, dass ist jetzt erstmal das Wichtigste. Und dann wird es schwer genug. Franz Beckenbauer sagte kürzlich zu mir: Ich glaube, die wissen gar nicht, was es heißt, wenn mit so einem Land wie Südkorea der ganze Staat und mit Samsung ein Riesen-Konzern hinter der Bewerbung stehen. Die Gegner sind eigentlich nicht die Bauern in Garmisch, sondern Südkoreaner und Franzosen. Mit denen beschäftigt sich im Moment keiner.“
Thomas Becker