Und wieder weint Maria

Riesch nach dem 10. Platz in der WM-Abfahrt. verzweifelt. Slalom ist die letzte Medaillen-Chance – doch selbst da spricht sie schon vom Scheitern
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Auch gestern gewann sie keine Medaille: Maria Riesch
AP Auch gestern gewann sie keine Medaille: Maria Riesch

Riesch nach dem 10. Platz in der WM-Abfahrt. verzweifelt. Slalom ist die letzte Medaillen-Chance – doch selbst da spricht sie schon vom Scheitern

VAL D’ISERE Es war ein fürchterliches gequältes Lächeln, eine halbe Stunde nach Ende des Rennens. „Geht schon, nicht so schlimm“, meinte Maria Riesch auf die Frage nach ihrer Befindlichkeit. In Wahrheit war es schon schlimm, und als die Fassade im Gesicht zusammenbrach, fing Maria Riesch zu weinen an. Vor lauter Frust, weil sie nach einer vermurksten Fahrt Zehnte wurde in der Abfahrt und es wieder nichts wurde mit einer Medaille.

Es war Rieschs dritte Pleite im dritten WM-Start, nach Platz 8 im Super-G, und Rang 4 in der Kombi. Kein Trost war es, dass es andere noch schlimmer erwischte. Renate Götschl etwa, die ÖSV-Abfahrts-Weltmeisterin von 1999, die vier Sekunden Rückstand auf Siegerin Lindsey Vonn hatte. „Vier Sekunden“, klagte Götschl, „da kann man nur ein Loch graben und sich zuschütten. Das ist die halbe Strecke.“ Für die 33-Jährige war es das letzte WM-Rennen der Karriere, Riesch wird noch mehr haben, doch in Val d’Isère hat sie eben nur noch im Slalom eine Medaillenchance.

Recht groß schien die aber auch nicht mehr, so demoralisiert, wie Riesch wirkte. „Ich darf jetzt nicht an die Konsequenzen und daran denken, was passiert, wenn ich auch da keine Medaille gewinne.“ Grenzenlose Zuversicht klingt anders.

Die 24-Jährige scheint am Druck zu zerbrechen, die einzige echte Medaillenhoffnung des DSV in Val d’Isère zu sein. Die Ausnahmestellung als zu große Last. „Ich wäre froh, wenn sich das ganze auf mehrere Schultern verteilen würde“, hatte Riesch vor der WM noch zur AZ gesagt, „das würde es leichter machen. Aber vielleicht ist es gerade der Druck, der mich ja in Val d’Isère zu Höchstleistungen treibt.“ Leider irrte Riesch.

Die Psyche ist angeknackst, dahin das Selbstbewusstsein, das sie bei ihren vier Slalomsiegen hatte. Als alles wie ein Selbstläufer wirkte, so wie jetzt bei Lindsey Vonn, die vor der Schweizerin Lara Gut und der Italienerin Nadia Fanchini gewann. 2,11 Sekunden war die US-Amerikanerin schneller als Riesch, danach sprach sie ihrer Freundin Maria Mut zu: „Sie hat ja noch den Slalom.“ Aber sonst eben auch nichts mehr, außer dem Teamwettbewerb am Mittwoch und dem Riesenslalom am Freitag, wo sie aber in beiden Bewerben kaum Hoffnung hat auf Edelmetall.

„Der ganze Druck liegt auf dem Samstag“, erkannte dann auch Riesch, „das wird ein schweres Rennen, aber nach vier Siegen und sechs Podestplatzierungen in sieben Rennen hätte ich da eine Medaille verdient.“ Das mag schon sein. Nur oft ist der Sport eben ungerecht.

Am Ende blieb ihr nur Fatalismus. „Selbst wenn ich keine Medaille gewinne, was passiert dann schon“, fragte Riesch. „Dann geht die Welt auch nicht unter, dann geht am Sonntag die Sonne auch wieder auf." Immerhin das klang wieder lebensbejahender. Besser als das mit dem Loch und dem Zuschütten. fk

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