Und wann kommt Steffi zurück?
MELBOURNE - Die Japanerin Kimiko Date (38), einst Steffi Grafs Gegnerin, gibt ihr Comeback im Tennis-Zirkus. „Mein Alter interessiert mich nicht.“
MELBOURNE Ein Blick in die Zukunft: Es ist das Jahr 2011, es läuft die Qualifikation für die Australian Open in Melbourne. Und die Weltpresse staunt über Steffi Graf, die unverwüstliche Altmeisterin.
Zwölfeinhalb Jahre nach ihrem Rücktritt vom großen Tennis hat die Herrscherin über die Centre Courts noch einmal Lust bekommen und sich an ein Comeback gewagt. Sie gewinnt das erste, das zweite und auch dritte Qualifikations-Match gegen Spielerinnen, die ihre eigenen Töchter sein könnten, und dann steht sie auf einmal im Hauptfeld des ersten Grand Slam-Wettbewerbs des Jahres.
Natürlich wird es nicht soweit kommen für die zweifache Mutter. Aber eine alte Mitstreiterin von Steffi Graf wagt in diesen Tagen doch das Unerhörte, das Verrückte, das kaum Glaubliche: Kimiko Date-Krumm, die 38 Jahre alte Japanerin, marschiert zwölfeinhalb Jahre nach ihrem letzten Grand Slam-Turnier – 1996 in Wimbledon – aufs Spielfeld von Melbourne. Drei Qualifikationsrunden hat sie mühelos überstanden, nun muss die 23-jährige Estin Kaia Kanepi, die Nummer 30 der Setzliste, in der ersten Hauptrunde vor Date bangen.
Es ist das außergewöhnlichste Comeback, das der Tenniszirkus in den letzten Jahren erlebt hat. „Kimiko, das Tenniswunder“, titelte die Lokalzeitung „Herald Sun“ bereits über die Rückkehrerin, die mit dem deutschen Rennfahrer Michael Krumm verheiratet ist.
Steffi Graf ist mit der Karriere von Date-Krumm unzertrennlich verbunden. 1996, in ihrer spektakulärsten Saison, schlägt Date-Krumm die deutsche Weltranglisten-Erste im Fed Cup, 12:10 im dritten Satz, der „größte Sieg meines Lebens“, wie Date später sagt. Ein paar Monate später steht sie im Halbfinale in Wimbledon, wieder ist Graf ihre Gegnerin. Erst nach drei Sätzen kann die Deutsche das größte japanische Tennisidol niederringen. Nach dem Spiel beendet Date ihre Karriere, mit gerade mal 25 Jahren.
Im März 2008, eine kleine Ewigkeit später, findet in Japan ein Schaukampf statt, mit Steffi Graf, mit Martina Navratilova und mit Kimiko Date-Krumm. Die Japanerin, die dank hochdotierter Sponsorenverträge auch nach ihrem Rücktritt Millionen verdiente, gewinnt gegen beide und beschließt genauso jäh, wie sie einst zurücktrat, es noch einmal auf der Tour zu versuchen. „Wenn man etwas mit aller Macht will, dann soll man es auch versuchen“, sagt sie. Warum der Rücktritt vom Rücktritt, nach mehr als einem Jahrzehnt Pause? „Ich liebe Sport, ich liebe Tennis, und ich liebe die Herausforderung. Also warum nicht“, sagt sie, „ich will auch die Kids daheim in Japan inspirieren.“ Heute könne sie außerdem die Matches „viel mehr genießen“. Und sie sagt auch: „Mein Alter interessiert mich nicht.“
Die Nummer Vier der Welt war Date früher einmal, sie stand in den Halbfinals von Melbourne, Paris und Wimbledon. Sie will noch einmal in die Top 100, auch wenn sie spürt, „dass das Spitzentennis heute viel schneller und athletischer geworden ist.“ Drei Challenger-Turniere gewann sie im Herbst in Japan, rückte inzwischen in der Rangliste unter die Top 200 vor. Mit ihrer schnörkellosen, effizienten Spielweise bringt sie die Jüngeren noch immer schwer in Verlegenheit. Und man kann sich gut vorstellen, dass ihre Erstrundengegnerin Kanepi mit bangem Gefühl auf den Court marschieren wird.
Jörg Allmeroth
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