Und täglich grüßt der Schweinehund...

Triathlon-Ass Norman Stadler über den Ironman in Hawaii, Dopingkontrollen, seinen Konkurrenten al Sultan, und warum er beim Bauch-Beine-Po-Kurs Muskelkater kriegt.
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2005 triumphierte Norman Stadler beim Ironman. Und 2009?
dpa 2005 triumphierte Norman Stadler beim Ironman. Und 2009?

Triathlon-Ass Norman Stadler über den Ironman in Hawaii, Dopingkontrollen, seinen Konkurrenten al Sultan, und warum er beim Bauch-Beine-Po-Kurs Muskelkater kriegt.

AZ: Herr Stadler, wie oft trifft man als Triathlet eigentlich so seinen inneren Schweinehund?

NORMAN STADLER: Der innere Schweinehund ist immer da. Ich begegne ihm jeden Tag. Es gibt ja auch Tage wo einem alles weh tut, aber dann denk ich mir: Ich habe den besten Beruf der Welt. Also geh ich raus und trainiere.

Ist Triathlon im Wettkampf der einsamste Sport der Welt?

Der Kopf ist voll mit Gedanken. Was muss ich essen, was muss ich trinken, wo sind meine Gegner? Wenn es gut läuft, gibt es keine Phase im Wettkampf in der ich keinen Spaß habe.

Der Spaß vergeht Ihnen aber beim Thema Doping. Sie behaupten: "Alle Doper sind Verbrecher". Wie sauber ist der Triathlon?

So sauber wie die Kontrollen. In den letzten Jahren hat sich viel verbessert. In Deutschland gibt es die schärfsten Kontrollen für Triathleten. Aber das ist immer noch zu wenig. Eine Kontrolle kostet die NADA ca. 1000 Euro. Es ist einfach zu wenig Geld da, um 3000 Kaderathleten zu kontrollieren.

Sie behaupten auch, dass alle Doping-Geständigen nichts in der Öffentlichkeit verloren hätten. Ist Doping nicht ein Thema, welches in der Öffentlichkeit behandelt werden muss?

Nein. Ich möchte nicht, dass mein Kind in Zukunft von uneinsichtigen Dopern in der Schule aufgeklärt wird. Keiner der des Dopings überführt wurde, hat freiwillig auf seinem höchsten Leistungslevel gestanden. Würde jemand wirklich auspacken, Namen nennen und seinen Fehler eingestehen, dann würde ich es begrüßen wenn er dies öffentlich tut. Uneinsichtigen Leuten darf man allerdings keine Plattform bieten, um daraus Profit für sich zu schlagen.

Ihr Team unterzieht sich freiwillig zusätzlichen Kontrollen. Ein Vorbild für andere Sportler?

Soweit ich weiß, hat das Team um Faris al Sultan (Team Abu Dhabi) ähnliches vor. Zwar von uns abgeschaut, aber trotzdem sehr lobenswert. Anscheinend machen wir viel richtig.

Ist Ihr Verhältnis zu al Sultan wirklich so schlecht?

Wir sind im Reinen. Wir hatten auch nie ein Problem. Ich Freude mich ihn auf Hawaii zu treffen. Das wird sehr interessant.

Und zu Chris Mc Cormack, Ihrem Erzfeind und härtesten Konkurrenten?

Auch mit ihm habe ich kein Problem. Erst letztens habe ich ihm eine Email geschrieben um ihm mitzuteilen, dass ich mich auf den 10. Oktober Freude. Es ist eine auf Respekt basierende Bekanntschaft, eine positive Rivalität.

Al Sultan und Mc Cormack kommen aber wirklich nicht miteinander aus.

Da gibt es mehrere Differenzen. Faris ist da auch nicht so gelassen. Letztes Jahr beim Ironman in Frankfurt hat Mc Cormack Faris auf dem Fahrrad überholt und ihm "Rookie" an den Kopf geworfen. Da ging der Faris die Decke hoch. Er hat ihm dann den Handschlag bei der Siegerehrung verwehrt. Das war der Supergau. Damit hat sich Faris nichts Gutes getan.

Al Sultan Sultan und Mc Cormack sind beide jünger als Sie. Wie lange werden wir Sie mit Ihren 37 Jahren noch beim Ironman bewundern können?

Mein Anspruch ist es vorne mitzumischen. Das Potenzial habe ich auch noch. Privat passt wieder alles und ich fahre nach Hawaii um meinen dritten Titel zu holen.

Ihr Privatleben ist Ihnen heilig. Letzten Dezember haben Sie Ihre Frau Sonja geheiratet. War das der richtige Schritt nach einer nicht einfachen Zeit?

Fragen Sie mich das in ein paar Jahren nochmal (lacht). Nein, auf jeden Fall. Nach zwei Fehlgeburten mit meiner Frau war das für uns sehr wichtig. Privat brauche ich einfach meine Ruhe um Leistung zu bringen. Bei ihr bin ich seit über zwei Jahren sehr gut aufgehoben. Es gibt nichts Besseres.

Seit Juni sind Sie auch Vater eines Sohnes. Wie sehr beeinflusst das Kind den Sportler Stadler?

Das ist natürlich ein absoluter Höhepunkt in meinem Leben. Das Kind würde ich jedem Erfolg vorziehen. Er pusht mich ungemein. Während des Sports ist er immer im Kopf dabei. Manchmal bremst mich das auch. Ich bin jetzt nicht mehr allein. Mir darf nichts passieren. Ich fahre auch nur noch ungern von zuhause weg.

Zeichnet sich beim Sohn schon der Triathlet ab?

Also im Gegensatz zu mir schwimmt er gerne. Er war ja auch eine Wassergeburt. Ein paarmal die Woche sind wir zusammen in der Badewanne. Was er allerdings später mal macht ist mir egal. Sicher ist, dass er gesund und aktiv aufwachsen wird.

Sind Sie ausgeglichener seitdem Sie Familienvater sind?

(Lacht) Durch den Triathlon werden die meisten ja erst zum Single. Rein statistisch haben wir die höchste Scheidungsrate im Sport. Triathlon ist nun mal sehr zeitintensiv und man trifft sehr viele "nette" Leute, die aus einem körperbetonten Sport kommen. Da setzen viele andere Prioritäten als ich.

Ihre Prioritäten nach Karriereende?

Ich werde auf jedem Fall dem Sport verbunden bleiben. Trainer, Teamführung, Verbandsarbeit oder Sponsoring. Vieles ist möglich.

Hausmann und Vater?

(Lacht) Meine Frau ist Model und verdient gut. Damit hätte ich kein Problem.

Wo haben sie eigentlich Ihre Frau kennengelernt?

Im Fitnesscenter. Im Bauch-Beine-Po-Kurs. Danach hatte ich ordentlich Muskelkater.

Interview: Mathis Broelmann

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