Und jetzt: "Voll angreifen"
Alta Badia - Felix Neureuther küsste im Zielraum sein rechtes Knie, als er die Nummer eins aufleuchten sah. Zum dritten Sieg seiner Karriere reichte es allerdings am Ende im italienischen Alta Badia nicht. Doch über den dritten Platz konnte sich der 27 Jahre alte Skirennläufer nach seinen Knieproblemen zu Beginn der Saison genauso Freude, als wenn er das Rennen gewonnen hätte. „Das ist der Wahnsinn. Ich bin selbst überrascht”, sagte Neureuther.
Wegen eines Knorpelschadens und eines Ödems, das massive Schmerzen verursachte, musste er im November eine dreiwöchige Trainingspause einlegen. An Athletik-Training war in dieser Zeit nicht zu denken. Umso überraschender ist nun, dass Neureuther nach seinem zehnten Platz von Beaver Creek (USA) nun auf das Treppchen gefahren ist. „Natürlich spannt das Knie ab und zu, aber ich bin sehr zufrieden”, sagte Neureuther hinterher.
Das erfreuliche Resultat aus deutscher Sicht komplettierte Fritz Dopfer. Der Sportler vom SC Garmisch verbesserte sich mit einem guten zweiten Lauf noch vom 20. auf den 14. Platz. Für den 24 Jahre alten gebürtigen Österreicher, der in dieser Saison schon einmal im Riesentorlauf auf den dritten Rang fuhr, war es die beste Platzierung in einem Weltcup-Slalom seiner Karriere. 2010 hatte er in Levi schon einmal Rang 14 belegt.
Der Aufschwung im deutschen Männerteam unter Cheftrainer Karlheinz Waibel, das jahrelang nur hinterhergefahren war, setzte sich also auch in Südtirol fort. „Es ist eine Schau”, lobte der Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes, Wolfgang Maier, „in jedem Rennen bietet die Mannschaft eine sehr gute Performance”.
Neureuther hatte im Ziel 0,60 Sekunden Rückstand auf den Sieger Marcel Hirscher aus Österreich, der vor dem Italiener Giuliano Razzoli (0,56 Sekunden zurück) seinen insgesamt fünften Sieg im Weltcup feierte.
Der Wechsel der Ski- und Schuhmarke vor diesem Winter macht sich bei dem Bayern nun immer mehr bezahlt. Mit dem neuem Material musste er auch seinen Fahrstil ändern, seinen Körperschwerpunkt weiter nach vorne verlagern, er sitzt jetzt mit dem Gesäß nicht mehr in Bode-Miller-Manier so nah am Boden wie in den vergangenen Jahren noch. „Felix steht nun viel ruhiger und stabiler auf dem Ski”, sagte auch Alpindirektor Maier. Und Cheftrainer Waibel fügte hinzu: „Ich hatte nie das Gefühl, dass er ausscheiden könnte.”
Die fehlende Fitness und Ausdauer möchte sich Neureuther nun „in den Rennen holen”, wie er sagte. Im Januar will er dann in Bestform sein. Fünf Slalomrennen stehen im ersten Monat des Jahres an. „Dann muss ich voll angreifen können.”
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