„Um so einen ist es nicht schade“

Tarbes - Der Spanier Dueñas vom britischen Barloworld-Team war bei der Dopingkontrolle nach dem Zeitfahren vergangenen Dienstag positiv getestet worden. Der zweite Dopingfall bei der Tour de France 2008. Der zweite Spanier. Zum zweiten Mal EPO. Dueñas, bis gestern auf Platz 19 in der Gesamtwertung, wurde sofort von der Tour suspendiert.
Die Beamten kamen gestern früh um neun. Im „Hotel Rex“ in Tarbes klopften sie an der Tür von Moises Dueñas Nevado und durchsuchten sein Zimmer. Dann nahmen sie den 27-jährigen Radprofi mit. Statt dann am Vormittag bei der 11. Etappe von Lannemezan nach Foix im Sattel zu sitzen, saß er stundenlang beim Verhör durch die Polizei.
Denn der Spanier vom britischen Barloworld-Team war bei der Dopingkontrolle nach dem Zeitfahren vergangenen Dienstag positiv gestetet worden. Der zweite Dopingfall bei der Tour de France 2008. Der zweite Spanier. Zum zweiten Mal EPO. Dueñas, bis gestern auf Platz 19 in der Gesamtwertung, wurde sofort von der Tour suspendiert.
Wie bei Manuel Beltran, der am Freitag aus der Tour flog, sprachen auch gestern viele von Dummheit. „Er ist ein Idiot“, sagte Pat McQuaid, der Präsident des Radweltverbandes UCI. „Es ist interessant, dass ausgerechnet Spanien nun schon den zweiten Dopingfall hat – dort ist die Botschaft offenbar langsamer angekommen“, sagte der Ire.
Auch Hans-Michael Holczer, der Gerolsteiner-Teamchef, schien nicht überrascht, dass es einen Spanier traf. „Das passt ins Bild“, sagte der 54-Jährige. „Ich kenne den Fahrer nicht, aber um so einen ist es nicht schade.“
Wieder einmal mühten sich alle darum, von einem Einzelfall zu sprechen und davon, dass keine Systematik erkennbar sei.
Und doch gewinnt der Fall Dueñas eine neue Qualität. Konnte der 37-jährige Beltran noch als Ewig-Gestriger aus der Doping-Generation der späten Neunziger Jahre abgetan werden, zeigt sich bei Dueñas, dass auch jüngere Fahrer munter weiter dopen.
Dueñas ist erst 27. Zum dritten Mal fährt er die Frankreich-Rundfahrt, 2006 wurde er Fünfter der Nachwuchswertung. Es war das Jahr, in dem er auch seinen ersten großen Erfolg feierte, mit dem Sieg der Tour de l’avenir. Der Tour der Zukunft. Genau die hat er sich nun verbaut.
Im Vorjahr gewann der Radler aus Salamanca dann noch in Deutschland die Regio-Tour, eine traditionsreiche Rundfahrt durch Baden, die Schweiz, das Elsass. Da gewannen bereits Jan Ullrich (1996) und Alexander Winokurow (2004). Noch am Dienstag schrieb Dueñas über sich auf seiner Homepage, dass er „neue Luft“ in den Radsport bringe. Vielleicht meinte er das aber auch in Bezug auf seine künstlich erhöhte Sauerstoff-Produktion, die er mit seiner EPO-Kur erreichte.
Genau wie Beltrans Mannschaft Liquigas bleibt nun auch Barloworld von Sanktionen der Tour-Leitung verschont. „Wir sind geschockt, hatten davon keine Ahnung“, beteuerte Barloworld-Sprecher Claudio Masnata. Womit auch die vor der Tour groß angekündigte Androhung von 100 000 Euro Geldstrafe für jedes Team, das wissentlich einen Fahrer dopen ließ, schon wieder hinfällig war. Auch ein Beweis der Ohnmacht von Tour-Direktor Christian Prudhomme, der gestern zum Fall Dueñas meinte: „Mit diesem Problem muss jetzt jedes Radsport-Ereignis kämpfen. Wir finden die Betrüger.“ Von denen gibt es wohl noch einige.
Co-Sponsor von Barloworld ist übrigens Valsir. Das ist eine italienische Firma, die passender Spülkästen und Abflussrohre herstellt, zur Säuberung von Toiletten. Nur reingewaschen ist die Tour noch lange nicht. fk