"Über Fußballer-Wehwehchen kann ich nur noch lächeln"

Anfang November tritt Tim Wiese in München zum ersten Mal als Wrestler in den Ring. Im AZ-Interview spricht der 129-Kilo-Mann über die Unterschiede zum Fußball: „Lahm? Nur als Maskottchen!“
von  Maximilian Koch
„Ein Tim Wiese kennt keine Schmerzen“, sagt der ehemalige Fußball-Nationaltorhüter über sich. Anfang November tritt er in der Olympiahalle erstmals als Wrestler der Profi-Liga WWE an.
„Ein Tim Wiese kennt keine Schmerzen“, sagt der ehemalige Fußball-Nationaltorhüter über sich. Anfang November tritt er in der Olympiahalle erstmals als Wrestler der Profi-Liga WWE an. © dpa

München - Der ehemalige Fußball-Nationaltorhüter Tim Wiese (34) wird am 3. November in der Münchner Olympiahalle zum ersten Mal mit seinem Kampfpartner Cesaro und Sheamus als Wrestler in den Ring steigen.

Vor seinem Premieren-Auftritt hat der 34-Jährige mit der Abendzeitung über seine Wrestling-Zukunft und die ehemaligen Fußball-Kollegen gesprochen.

AZ: Herr Wiese, am 3. November beginnt Ihre zweite Karriere: Sie bestreiten in München Ihr erstes Wrestling-Match. Sie sind doch bestimmt mindestens so nervös wie vor Ihrem Bundesliga-Debüt im Jahr 2002 für Kaiserslautern.
TIM WIESE: Ja, auf jeden Fall. Das ist eine ganz andere Welt. Es wird ein großes Match vor vielen Zuschauern. Es wird etwas Besonderes für mich.

Sie waren zuletzt in den USA im Trainingscamp der WWE, um sich auf Ihr Debüt vorzubereiten. Wo überall schmerzt Ihr Körper?
Wenn man drei Jahre nicht gefallen ist, merkt der Körper das, ganz klar. Es ist ein ganz anderes Training, ziemlich hart. Aber da muss ich durch. Ein Tim Wiese kennt keine Schmerzen.

An welchen Stellen des Körpers tut Wrestling denn besonders weh?
Es ist wirklich eine Belastung für den ganzen Körper. Aber das halte ich aus.

Schmerzempfindlichkeit der Ex-Kollegen - "Kann ich heute nur noch lächeln"

Denken Sie anders über die Schmerzempfindlichkeit von Fußballern, seitdem Sie erstmals in einem Wrestling-Ring standen?
Es ist absolut nicht vergleichbar, was die Schmerzen angeht. Beim Wrestling bist du nur am Fliegen, als Fußballer erlebst du das nicht. Klar, als Torwart schon eher, aber das ist kein Vergleich. Über die Wehwehchen von Fußballern kann ich heute nur noch lächeln. Es ist sehr, sehr hart. Ein hartes Leben.

Und für Sie ja auch etwas ganz Neues. Was ist besonders schwer zu lernen beim Wrestling?
Kondition ist die eine Sache. Aber vor allem die Technik ist nicht leicht zu lernen, die Moves, die Griffe. Das geht nicht von heute auf morgen.

Nicht zu vergessen ist natürlich der Showaspekt, der beim Wrestling sehr wichtig ist. Dafür müssen die WWE-Stars perfekt Englisch sprechen. Haben Sie schon mit dem Sprachtraining begonnen?
Das Englisch funktioniert schon ein bisschen, aber es muss natürlich noch besser werden.

Lesen Sie dazu auch: Tim Wiese steigt endlich in den Wrestling-Ring - in München!

Was macht eigentlich Ihr Fleisch-Konsum? Während Ihrer Bodybuilding-Zeit haben Sie ein Kilo Bison pro Tag gegessen. Wird das jetzt nochmal gesteigert vor dem ersten Kampf?
Nein, nein. Ich muss jetzt ein paar Kilo runterbekommen, um beweglicher zu sein. Da fühlt man sich dann auch besser und ich bin geschmeidiger. Das ist wichtig.

Das heißt: komplette Ernährungsumstellung?
Nein, ich muss einfach weniger essen (lacht).

Abgesehen von der Ernährung: Auf was wird es jetzt in den Wochen vor dem Kampf besonders ankommen?
Nächste Woche geht das Training wieder los. Ich bleibe jetzt hier in Deutschland und arbeite mit meinem Privatcoach. Und dann kann kommen, wer will: Ich werde durch den Ring fegen wie ein Tornado!

Häme für Wrestling-Karriere - "Das sind Neider"

Waren Sie eigentlich schon immer Wrestling-Fan?
Ja, auf jeden Fall. Wie fast jeder aus meiner Generation habe ich Wrestling in den 1990er Jahren angeschaut. Meine Idole waren Hulk Hogan, der Undertaker oder Bret „The Hitman“ Hart. Ich hätte mir gar nicht träumen lassen, dass ich mal eine Chance in der WWE bekomme. Das ist eine ganz große Sache für mich. Ich werde genauso hart trainieren wie im Fußball. Da habe ich es auch bis ganz nach oben geschafft, bis zum Nationaltorwart.

Sie sprechen den Fußball an. Wie denken Sie heute über Ihren unbefriedigenden Abschied aus Hoffenheim und das Fußballgeschäft allgemein?
So ungefähr ein halbes Jahr nach meinem Ende bei Hoffenheim habe ich mit dem Fußballgeschäft abgeschlossen. Sicher hätte ich mir einen besseren Abschied gewünscht, aber es gibt viele Fußballer, die mal in einem Verein nicht klargekommen sind. Ich habe einen anderen Weg genommen und schaue jetzt nach vorne.

Anschließend gab es Kritik und auch Häme, als Sie ankündigten, eine zweite Karriere als Wrestler zu starten.
Ja, das sind die Neider. Es gibt so viele Neider hier in Deutschland, der eine gönnt doch dem anderen nichts. Das ist mir echt egal, das interessiert mich nicht. Alles, was ich anpacke, hat Hand und Fuß. Man hat es ja jetzt wieder gesehen: Mein harter Trainingswille wurde belohnt. Wer bekommt schon so ein Match in einer großen WWE-Show?

Eigentlich brauchen Sie ja auch noch einen Kampfnamen. Können Sie uns da etwas verraten?
Lassen Sie sich überraschen. Aber vielleicht bleibt es auch bei Tim Wiese – oder „Wiese-Riese“ (lacht).

Wiese über offene Rechnungen: "Ich war immer der Böse"

Gibt es eigentlich noch andere Fußballer, die Sie sich im Wrestling-Ring vorstellen könnten? Zlatan Ibrahimovic ist mit seinen 35 Jahren ja körperlich ziemlich gut in Form.
Also ich glaube, Ibrahimovic ist viel zu dünn dafür.

Aber immerhin groß und sicher auch verrückt genug...
Das stimmt. Aber das Training hier ist echt nicht ohne. Wenn man wie Ibrahimovic in einem höheren Alter ist, macht der Körper nicht mehr alles mit – vor allem, wenn man schon eine lange Sportkarriere hinter sich hat.

Philipp Lahm hätte Vorteile mit seiner Beweglichkeit...
Lahm? (lacht) Nee, der könnte nur als Maskottchen zum Wrestling.

Haben Sie eigentlich noch Rechnungen offen mit Fußballern? Jetzt hätten Sie ja die Gelegenheit, Ihre Fehden im Ring auszutragen.
Ach, nein, eigentlich waren alle lieb zu mir. Ich war immer der Böse (lacht).

Zum Abschluss: Auf was dürfen sich die Fans am 3. November freuen?
Auf eine Riesen-Show! So habe ich es im Fußball gemacht – und das werde ich auch im Wrestling fortführen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.