Ude: Bayern nie mehr auf dem Rathausbalkon?
Jetzt geht der Krach erst richtig los: Im Streit mit Bayern-Boss Rummenigge legt nun OB Christian Ude nach. Der SPD-Politiker überlegt, auf weitere Meisterfeiern zu verzichten: Die Stadt müsse prüfen, ob sie die Bayern zum Feiern nochmal auf den Rathausbalkon lässt.
MÜNCHEN Am Mittwoch legte Karl-Heinz Rummenigge nach. Vier Tage nach dem Eklat im Rathaus, als er den abwesenden Christian Ude heftig attackierte, ging der Bayern-Boss Münchens OB auf der Homepage fcbayern.de erneut hart an. Diesmal ging es auch um den Bau der Allianz Arena, der vor allem der Finanzierung durch FC Bayern und TSV 1860 zu verdanken sei. Sonst hätte es keine WM-Spiele in München gegeben, die Vereine hätten Ude so eine Blamage erspart. Aus der Verbal-Attacke vom Samstag wird somit ein Dauer-Streit. Die AZ erreichte den OB in seinem Urlaub auf Mykonos.
AZ: Herr Ude, verstehen Sie die Aufregung?
CHRISTIAN UDE: Nein. Richtig ist, dass die Münchner WM-Bewerbung ohne das Engagement des FC Bayern nicht so aussichtsreich gewesen wäre. Richtig ist auch, dass der Steuerzahler 200 Millionen Euro für die Verkehrserschließung des Stadions ausgegeben hat.
Rummenigge sieht den FC Bayern aber auch zu wenig respektiert durch Sie.
Ich habe unendlich oft betont, dass der FC Bayern der bekannteste Werbeträger der Stadt ist. Ich habe an sieben Meisterfeiern teilgenommen, obwohl ich als Blauer (Ude ist Aufsichtsratsmitglied beim TSV 1860, d. Red. ) nur ausgepfiffen worden bin. Ich bin zum Champions-League-Finale nach Barcelona und zum Pokalfinale nach Berlin, als es terminlich möglich war.
Das ist es jetzt nicht mehr?
Ich kann als OB und Städtetagspräsident Termine nicht mehr nach Belieben annehmen, ich bin auf Monate im Voraus ausgebucht. Am Samstag hätte ich wegen Flugverbindungen über Athen meinen Urlaub zwei Tage unterbrechen müssen, nur um mich fünf Minuten auspfeifen zu lassen. Die Bayern-Fans haben nie zum Ausdruck gebracht, dass ich bei der Meisterfeier unersetzlich bin. Aber ich bin es vom FC Bayern ja gewohnt, dass er einen plötzlich grundlos angreift, um dann sehr bedeutsame Forderungen nachzuschieben.
Denken Sie, das ist der Grund der Attacken?
Man kann überlegen, ob es einen parteipolitischen Hintergrund hat, weil Rummenigge und Hoeneß engagierte CSU-Leute sind. Oder einen vereinspolitischen Grund, weil man es nicht verkraften kann, dass der OB ein bekennender Blauer ist. Oder den Grund, den ich vermute, dass man Geldforderungen an die Stadt auf diese Weise durchboxt.
Welche Forderung konkret?
Die Finanzierung des Parkhauses an der Arena, von dem der Bürgerentscheid (vom Oktober 2001, d. Red.) sagt, er darf nicht mit städtischen Geldern finanziert werden. Obwohl sie selbst für den Entscheid geworben haben, worin steht, Stadion und Parkhaus seien privat zu finanzieren, wollen sie jetzt, dass ihnen die Kommune die Finanzlasten abnimmt. Da soll wohl ein Repräsentant der Stadt so heftig attackiert werden, dass die Stadt zurückzuckt.
Rummenigge sagt, die Bayern hätten die Einladung ins Rathaus nur wegen der Tradition und aus Respekt vor der Stadt angenommen. Eine Basis, auf der Sie die Bayern da noch einladen können?
Also, nach den Worten von Herrn Rummenigge gibt es hier noch beachtlichen Klärungsbedarf. Dafür haben wir jetzt fast ein Jahr Zeit.
Das heißt, die Meisterfeier letzten Samstag war vielleicht die letzte ihrer Art auf Ihrem Balkon?
Damit wird sich der Ältestenrat der Stadt befassen. Meines Wissens hat es das in der Stadtgeschichte noch nicht gegeben, dass ein amtierendes Stadtoberhaupt (in Vertretung Udes Hep Monatzeder, d.Red. ) nicht akzeptiert worden ist. Zweitens wurde eine Ehrung der Stadt, das traditionelle Pokalgeschenk zur Meisterschaft, demonstrativ zurückgewiesen. Und drittens wird das alles damit begründet, dass der OB seinen Urlaub zwei Tage unterbrechen müsste. Das ist ein Umgang, über den die Stadt in Ruhe und mit gut elf Monaten Zeit nachdenken wird, um sich auf eine etwaige weitere Meisterfeier einzurichten.
Wann gehen Sie wieder zu den Bayern? Rummenigge will Sie zum Abschiedsspiel von Oliver Kahn am 2. September einladen, sagte dazu jedoch gleich: „Aber ich bezweifle, dass er kommt.“
Interessant, dass Herr Rummenigge, bevor ich überhaupt überprüfen kann, ob ich den Termin wahrnehmen kann, bereits versucht, die Stimmung hochzukitzeln. Keinem Verein, keiner Institution hat die Stadt mehr festliche Empfänge gewidmet und Auszeichnungen übergeben als dem FC Bayern. Für mich sind die Worte von Herrn Rummenigge ein Schuss aus heiterem Himmel. Unbegreiflich.
Interview: Florian Kinast