Tyson trauert um Tochter: „Mike ist am Boden zerstört“
Die Vierjährige stirbt nach einem tragischen Unfall beim Spielen. Der Skandal-Boxer blieb bis zur letzten Sekunde im Krankenhaus an ihrer Seite. Das Unglück hatte sich im Fitnessraum im Haus der Mutter ereignet.
PHOENIX Um 11.45 Uhr hörte das Herz der kleinen Exodus (4) zu schlagen auf. Und der riesige Mann, der die letzten Stunden nicht von ihrem Krankenbett gewichen war, weinte bitterlich. Mike Tyson, der gefürchtetste Boxer aller Zeiten, trauert um seine Tochter. „Es gibt keine Worte, die dieses Leid beschreiben könnten. Ich bin auf eine Emotion reduziert: unglaubliche Trauer“, erklärte der 42-Jährige. Sein guter Freund, Ex-Manager Sig Rogich, sagte: „Mike ist am Boden zerstört.“
Exodus war beim Spielen mit dem Kopf in das herabhängende Kabel eines Laufbandes geraten und hat sich so selbst stranguliert. Ein Unglücksfall, der sich im Haus der Mutter, Tysons Freundin, in Phoenix ereignete. Zwar konnte die Kleine wiederbelebt werden, doch 25 Stunden später war sie tot. Ein weiterer Schicksalsschlag für Tyson, dessen Leben schon ausreichend Dramen, Exzesse und Tragödien bereithält.
Tyson: Seit 20 Jahren leidet er an Depressionen
Tyson wuchs in der New Yorker Armengegend Brownsville auf, sein Vater machte sich davon, als Mike zwei Jahre alt war. Seine Mutter hatte Alkohol-Probleme, trieb sich mit unzähligen Männern rum. Tyson, ein dickliches Kind mit Brille und hoher Fistelstimme, wurde ständig verprügelt. Bis er elf war. Als einer der Schul-Schläger einer seiner geliebten Brieftauben das Genick brach, schlug Tyson zurück. Er verprügelte den Täter – und fühlte sich erstmals nicht unterlegen. Mit dramatischen Konsequenzen: Tyson wurde selbst zum Schläger, zum Straßenräuber. Er kam in die Besserungsanstalt. Dort entdeckte ihn Box-Trainer Cus d’Amato. Der erzog Tyson, adoptierte ihn sogar. Und er machte ihn zur Kampfmaschine im Ring. Doch d’Amato starb bald, Mike verlor den neu gewonnenen Halt. Tyson war der jüngste Schwergewichts-Champ aller Zeiten. Doch tief in sich drin war er stets der Junge, der sich minderwertig fühlte. Er hasste die Menschen, am meisten aber sich selbst: „Ich habe keine hohe Meinung von mir.“
Er kaufte Frauen, die ihm zuflüsterten, dass sie ihn süß fänden, sofort ein Auto. Weil er geliebt werden wollte. Er versuchte, mit Luxus die Leere zu füllen. Tyson ist schwer depressiv, nimmt seit 20 Jahren Antidepressiva. Der Grund? „Es hält mich davon ab, jemanden umzubringen.“ Doch er wurde abhängig. Genau wie von Alkohol, von Drogen. „Ich bin ein Junkie. Ich kämpfe jeden Tag gegen diese Dämonen. Viele dieser Kämpfe habe ich verloren.“
Tyson: "Ich hab den Tod gesucht. Aber nicht mal er mochte mich"
Mehrfach wollte er sterben, er setzte etwa sein Auto gegen einen Baum. „Ich habe den Tod gesucht, aber nicht mal er mochte mich“, sagt Tyson, der wegen Vergewaltigung dreieinhalb Jahre im Knast saß. Bis heute beteuert er seine Unschuld. „Ich habe viel Schlechtes gemacht, habe Frauen wehgetan, aber dieser Frau habe ich nichts getan“, sagt er noch heute. Er verzichtete darauf, eine Haftverkürzung zu bekommen. Weil er sich dafür hätte entschuldigen müssen. „Ich bin vielleicht ein Schwein, aber kein Lügner.“
Tyson leidet er an einer bipolaren Störung. „Ich höre Stimmen in meinem Kopf. Es gibt Mike, den netten Kerl und es gibt dieses Monster, das keinen Menschen ausstehen kann. Wenn ich aufstehe, weiß ich nicht, ob ich Mike bin – oder das Monster.“ Das Monster verlor den Kampf gegen Evander Holyfield, biss seinem Gegner ein Stück Ohr ab. Das Monster verpulverte 150 Millionen, ging Bankrott.
Tyson: "Nur meine Kinder geben meinem Leben einen Sinn"
Als das Monster am Ende war, fand Mike Halt bei der Familie, den sieben Kindern. Emanuel Steward, Trainer von Wladimir Klitschko, sagt: „Wer Mike mit seinen Kids gesehen hat, weiß, dass er kein schlechter Kerl sein kann. Ich mache mir Sorgen um ihn.“ Denn die Kinder sind das Wichtigste im Leben von Mike Tyson: „Sie sind der Grund, warum ich lebe. Nur das gibt meinen Leben einen Sinn. Ich will der beste Papa der Welt sein, der immer für sie da ist.“
Matthias Kerber
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