Tyron Zeuge: Der letzte Mohikaner

Der Weltmeister tritt gegen K.o.-König Ekpo an. „Eine Niederlage wäre eine Katastrophe!“ Für ihn, aber auch das Boxen in Deutschland.
von  Matthias Kerber
Weltmeister Tyron Zeuge (r.) bei seinem Titelgewinn gegen Giovanni de Carolis.
Weltmeister Tyron Zeuge (r.) bei seinem Titelgewinn gegen Giovanni de Carolis. © dpa

Der Weltmeister Tyron Zeuge tritt gegen K.o.-König Ekpo an. "Eine Niederlage wäre eine Katastrophe!" Für ihn, aber auch das Boxen in Deutschland.

Deutschland war schon immer als das Land der Dichter und Denker berühmt. Und als das der Box-Weltmeister: Max Schmeling, Henry Maske, Graciano Rocchigiani, Sven Ottke, Arthur Abraham, Felix Sturm, Jürgen Brähmer – um nur einige zu nennen. Klangvolle Namen.

Doch die Realität im deutschen Boxsport ist düster und nahezu titelbefreit. Nur noch einer darf sich den Zusatz Weltmeister auf die Visitenkarten drucken lassen: Tyron Zeuge. Hau-drauf-und-Schluss Marco Huck lässt sich zwar als Champion feiern, hat aber keinen Gürtel der vier großen und wichtigen Verbände (WBC, WBA, WBO und IBF), sondern nur der unbedeutenden Vereinigung IBO.

"Tyron ist der letzte Mohikaner. Er steht in der Pflicht, den Kampf für sich zu entscheiden", sagt dann auch sein Promoter Kalle Sauerland – vor dem Kampf seines Schützlings gegen den nigerianischen K.o.-König Isaac Ekpo (33 Kämpfe, 31 Siege, 24 davon vorzeitig), der mit seinen 34 Jahren ein Jahrzehnt älter ist als der Titelträger.

Werbung für die Currywurstbude eines Kumpels

"Eine Niederlage wäre eine Katastrophe", sagt Sauerland. Für Zeuge, aber auch für das deutsche Boxen. Die Einschalt-Quoten sind im Keller. Ein neuer Box-Heros ist nicht zu sehen. Zeuge, der Junge aus Berlin-Neukölln, ist eher ein Anti-Star. Er hängt noch selber die Kampfplakate auf. Auf seiner Hose macht er Werbung für die Currywurstbude eines Kumpels. Die Bezahlung? Zeuge darf sein Leibgericht dort ein Leben lang umsonst essen.

"Ich bin eben einfach gestrickt", sagt Zeuge, der 19 seiner 20 Kämpfe gewonnen hat (ein Remis) und nun seine erste Titelverteidigung bestreitet. Doch hat Zeuge den richtigen Biss? Er gilt nicht als Trainingsweltmeister, hat sich vor dem Fight von Co-Trainer Conny Mittermeier getrennt und dafür Michael Timm in die Ecke geholt, der Ex-Weltmeister Jürgen Brähmer, der als Chefcoach agiert, unterstützen wird.

"Ich bin kein Fan davon, so kurz vor einem Kampf wieder mal einen Trainer zu tauschen", sagt Experte Axel Schulz der AZ: "Conny ist ein Coach, der Boxen wirklich 24 Stunden am Tag lebt, der dir richtig in den Arsch tritt, wenn du in seinen Augen was schleifen lässt. Das verkraften nicht alle Boxer." Zeuge hatte auch schon Karsten Röwer und Ulli Wegner als seine Trainer.

"Ich denke, dass Tyron gewinnen wird, aber er hat noch viel Luft nach oben", sagt Schulz, "er hat Potenzial, muss aber zeigen, dass er das Zeug hat, einer zu werden, der lange oben mitmischen kann. Und er muss beweisen, dass er das überhaupt will."

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