Interview

Turner Marcel Nguyen: "Mit einer Verletzung aufzuhören, ist einfach nicht cool"

Der Unterhachinger Turner Marcel Nguyen versucht bei der EM im August ein Comeback.
von  Thomas Becker
Turner Marcel Nguyen im Olympiastadion.
Turner Marcel Nguyen im Olympiastadion. © Sven Hoppe/dpa

AZ.Interview mit Marcel Nguyen: Der Unterhachinger gewann bei Olympia 2012 zwei Silbermedaillen sowie WM-Bronze 2007.

AZ: Herr Nguyen, erst mal das Wichtigste: Wie geht's Ihrem rechten Knie nach dem zweiten Kreuzbandriss im vergangenen Jahr?
MARCEL NGUYEN: Geht so. Ich hatte es mir zu diesem Zeitpunkt eigentlich etwas besser erhofft. Das Knie ist leider noch nicht ganz so, wie ich es haben will. Aber ich bin dran. Wenn ich springe, merke ich das am nächsten Tag noch, ich komme nicht mehr so gut in die Beugung, und es sticht ein bisschen. Ich hoffe, das wird noch besser.

Alles für die European Championships zu Hause

Hinzu kommen die Probleme in der Schulter und im Handgelenk. . .
Die letzten Jahre waren echt nicht gut für mich. Drei Operationen: Das merke ich natürlich. Das Handgelenk ist wieder einigermaßen okay, auch wenn ich kein Pferd mehr turnen kann.

Klingt alles nicht sonderlich gesund. Aufhören war keine Option?
Nicht so! Mit einer Verletzung aufzuhören, ist einfach nicht cool. European Championships zu Hause: Dafür muss ich noch mal alles geben.

Haben Sie schon mal in der Olympiahalle geturnt?
Noch nie. Letztes Jahr war da die Olympia-Quali, aber da bin ich kurz vorher ja ausgeschieden. Das wäre jetzt schon eine coole Sache für mich.

Welche Bedeutung hat der Olympiapark für Sie?
Das ist Heimat für mich. Ich habe hier viel Zeit verbracht, war beim Schlittschuhlaufen, im Skatepark und beim Fußballspielen im Soccer Five. Hier kann man schon einiges machen.

An welchen Geräten wollen Sie im August bei den European Championships an den Start gehen?
Es ist ja eine Mannschafts-Europameisterschaft, das heißt, ich brauche mindestens vier, eher fünf Geräte. An den drei Geräten, wo ich keine Probleme mit dem Knie habe, läuft es eigentlich sehr gut. Da funktioniert eigentlich wieder alles auf meinem alten Niveau. Da Pferd wegen des Handgelenks für mich ausscheidet, muss ich mich neben Barren, Reck und Ringen nun zwischen Boden und Sprung entscheiden - beides Disziplinen, die früher zu meinen Stärken gezählt haben. Bei der Landung habe ich da derzeit schon noch Schmerzen. Es wird eng bis zu den European Championships, aber irgendwie muss es gehen.

Letzter internationaler Wettkampf für Marcel Nguyen?

Das klingt alles so, als würde Ihre Karriere womöglich nicht mehr allzu lange währen, korrekt?
Es könnte durchaus sein, dass es mein letzter internationaler Wettkampf ist. Ich merke schon, dass ich den Leistungssport schon sehr lange betreibe. Wenn es mir in dieser Saison megasuper gehen sollte, hänge ich vielleicht noch, ein, zwei Jahre dran. Aber nur dann.

Bis Olympia 2024 in Paris?
Das ist schon weit weg. Momentan kann ich es mir nicht vorstellen, da dann noch mal an den Start zu gehen.

Sie sind jetzt 34 Jahre alt. Haben Sie schon eine Idee, was nach dem Leistungssport kommen könnte?
Ich schaue jetzt mal bis zum Sommer, wie es meinen Körper dann geht. Mit meinem Management habe ich schon mal darüber geredet, ob ich bei denen in irgendeiner Form einsteigen kann. Ich würde schon gern im Sport bleiben.

Aber lieber nicht als Turntrainer?
Vielleicht ein bisschen in meinem Verein, ein Mal die Woche oder so. Aber hauptberuflich kommt diese Tätigkeit für mich dann doch nicht in Frage. Irgendwann langt's halt einfach. Ich habe in meiner Karriere wirklich genug Turnhallen gesehen.

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