Türkische Titelträume: Felipe Massas wundersames Comeback
Massa gewinnt zum dritten Mal in Istanbul und vollzieht bei Ferrari den Schritt zum Topfahrer. Der Brasilianer hat nach seinem zweiten Saisonsieg nach Bahrain nun sogar reelle WM-Chancen.
ISTANBUL So muss wahre Liebe aussehen. Nachdem Felipe Massa am Sonntag zum dritten Mal hintereinander den Großen Preis der Türkei in Istanbul gewonnen hatte, setzte er zu einer langen Lobrede über die Gastgeber an. „Ich denke, ich kann jetzt den türkischen Pass beantragen“, sagte er dann sogar noch.
Nun ist Massa Brasilianer und steht normalerweise eher auf Samba denn auf Bauchtanz, angesichts seiner Siegesserie ist sein Ausbruch aber verständlich. Der Ferrari-Pilot hat nach seinem zweiten Saisonsieg nach Bahrain nun sogar reelle WM-Chancen.
Nach Malaysia drohte ihm das Aus
Und das, obwohl Massa schon nach dem zweiten Rennen in Malaysia schon vor dem Aus stand bei der Scuderia. In der Boxengasse hieß es, Ferrari und Chef-Berater Michael Schumacher hätten damals sogar schon beim deutschen Supertalent Sebastian Vettel angefragt, einem potenziellen Nachfolger. Massa fehle es an geistiger Reife für einen Top-Piloten– so lautete eine gängige Meinung über den 27-Jährigen. Doch der Brasilianer fing sich wieder. Mittlerweile liegt er in der Fahrerwertung mit sieben Punkten Rückstand auf seinen Teamkollegen und Weltmeister Kimi Räikkönen auf Rang zwei.
„Kimi gewann ein Rennen, ich das nächste, dann wieder Kimi, nun habe ich hier wieder gewonnen“, sagte Massa, „von mir aus kann es bis Saisonende so bleiben. Es ist sehr eng, der Wettbewerb ist sehr hart.“
Obwohl Massa noch immer nicht als das größte Fahrertalent gilt, hat er in absehbarer Zukunft wohl die größten Chancen, der Nachfolger für den 1994 tragisch verunglückten Formel-1-Star Ayrton Senna zu werden. 2006 holte Schumacher vor seiner letzten Saison Massa zu Ferrari – der Brasilianer dankte es ihm mit bedingungsloser Loyalität. Nun könnte er den Sprung zum Topfahrer geschafft haben. „Er ist immer ein großartiger Fahrer und arbeitet hingebungsvoll für das Team“, sagte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.
Das perfekte Duo
Von einem Nummer-eins-Status für Titelverteidiger Räikkönen will der offiziell nichts wissen: „Wir lassen beide frei fahren. Wir haben schon immer betont, wie glücklich wir mit unseren beiden Fahrern sind. Wir halten das Potenzial dieser beiden Piloten für schlichtweg perfekt.“
Tatsächlich scheint vor allem das Potenzial des Ferrari in dieser Saison nahezu perfekt zu sein. Zwar konnte Silberpfeil-Pilot Lewis Hamilton das rote Duo in Istanbul durch eine geschickte Boxenstopp-Taktik noch sprengen: Hamilton landete auf Rang zwei. Siege aber scheinen momentan für alle außer Ferrari illusorisch zu sein. Also darf Massa ruhig vom Titel träumen.