Türkgücüs Neu-Trainer Heraf: "Ich sitze auf einem Schleuderstuhl"
München/Antalya - Ex-1860-Trainer und Taktik-Pionier Walter "Schoko" Schachner war sein Lehrmeister, Günther Gorenzel (50) einst beim FC Kärnten sein Co-Trainer, obwohl Sechzigs Sport-Geschäftsführer vier Jahre jünger ist.
Türkgücüs Trainer Heraf: Zuschauer beim 1860-Test gegen Rostock
Bald duelliert sich Türkgücüs neuer österreichischer Coach Andreas Heraf mit den Löwen - am 22. Januar nämlich, im Olympiastadion.
"Ich weiß auch nicht, wieso in Österreich so viele Fans die Sechzger lieben", stichelt der 54-Jährige, der mit dem Sportlichen Leiter Roman Plesche bei Sechzigs Testspiel gegen Hansa Rostock spionieren will.
Im Trainingslager schwitzt der Tabellen-16. nur eine Viertelstunde entfernt von den Giesingern in Antalya. Heraf traf sich dort mit einer Runde Medienvertretern zu seiner ersten Pressekonferenz.
Heraf: "Ich bin ein Ordnungsfetischist"
Dort, im Heimatland des Investors Hasan Kivran, will er dem abstiegsbedrohten Klub erstmal Struktur verleihen. "Ich bin ein Trainer, der auf Ordnung steht - ein Ordnungsfetischist", meinte der neue Türkgücü-Trainer grinsend mit viel Schmäh.
Der Mann, der österreichischer Nationalspieler (elf Einsätze) gewesen ist, geht die Aufgabe bei der "türkischen Kraft" sehenden Auges an. "Ich sitze auf einem Schleuderstuhl. Das weiß ich", so der 54-Jährige, doch dies sei im Profifußball bei keinem Verein auf der Welt grundsätzlich anders: "Bei Türkgücü zuletzt vielleicht ein bisserl früher..."
Was Verstärkungen in der Winterpause anbelangt, hätte der Wahl-Salzburger (Thalgau) "gerne zwei Schuss frei", der aussortierte 1860-Torjäger Sascha Mölders sei aber kein Kandidat: "Türkgücü hat ja schon vor meiner Ankunft erklärt, dass Mölders kein Thema ist, also ist er auch für mich keines." Falls ihm Kivran keinen Neuzugang hinstellt, nimmt er es pragmatisch: "Wenn es keinen Schuss gibt, dann gibt's eben keinen."
Heraf: "Wir spielen einzig und allein gegen den Abstieg"
Mit Blick auf das Saisonziel des ambitionierten Klubs kann es für den früheren Ösi-Jugendtrainer, Leiter der Nachwuchs-Stützpunkte sowie Cheftrainer unter anderem beim SV Ried, nur eines geben: "Wir spielen einzig und allein gegen den Abstieg. Das habe ich der Mannschaft auch gesagt. Man muss endlich davon wegkommen, bei diesem Tabellenstand von anderen Dingen zu reden."
Heraf gilt als Defensiv-Liebhaber
Denn Heraf meint: "Es sind schon bessere Mannschaften als Türkgücü abgestiegen." Heraf gilt dabei, ganz im Gegensatz zum bisherigen Stil von Türkgücü, als Defensiv-Liebhaber.
Übrigens: Das Aufeinandertreffen mit Sechzig birgt jede Menge Brisanz. Auch, weil Heraf und Michael Köllner im Sommer in Sechzigs Test gegen Ried (0:1) aneinandergeraten sind: "Er hat damals einem meiner Spieler etwas Nettes gesagt, ich wollte ihn beschützen. Und gewonnen haben wir auch!"