Interview

Türkgücüs Maier im AZ-Interview: "Ich habe Sechzig wirklich sehr genossen"

Ex-Löwe und jetziger Türkgücü-Spieler Sebastian Maier spricht im Interview über das Münchner Derby, das Olympiastadion und seine künftige Rolle in der Mannschaft.
von  Krischan Kaufmann
Sebastian Maier: "Es war eine unfassbar schöne Jugend bei Sechzig, ich durfte da auch ins Internat."
Sebastian Maier: "Es war eine unfassbar schöne Jugend bei Sechzig, ich durfte da auch ins Internat." © firo/Augenklick

München - AZ-Interview: Ex-Löwe Sebastian Maier wechselte vom VfL Bochum zu Türkgücü München. Im Derby muss er gegen seinen Ex-Verein TSV 1860 ran.

AZ: Herr Maier, Türkgücü gegen Sechzig, ein echtes Münchner Stadtderby - und dann auch noch im Olympiastadion. Was wäre das für ein Fußballfest, wenn jetzt auch noch Fans zugelassen wären. . .
SEBASTIAN MAIER: Natürlich wäre das ein Riesen-Highlight für alle - für uns Spieler wie auch die Fans. Aber wir freuen uns trotzdem riesig auf dieses Derby.

Türkgücü gegen 1860: Münchner Derby im Olympiastadion

Was verbinden Sie mit diesem Kultstadion?
Als kleiner Junge war ich früher ganz oft als Zuschauer bei Spielen im Olympiastadion. Und ich hatte sogar mal bei den Löwen in der Jugend, in der U11 oder U12, ein Vorspiel im Oly, ich glaube, das war damals Sechzig gegen Eintracht Frankfurt. Das ist einfach ein cooles Stadion.

Sie sind einer von sechs Ex-Sechzgern im Kader des Aufsteigers. Türkgücü ist also so etwas wie eine kleine Löwen-Filiale. Gibt das dem Derby zusätzliche Brisanz?
Als Filiale würde ich uns nicht bezeichnen, das klingt so abschätzig. Türkgücü legt Wert auf heimatverbundene Spieler - und da schließt sich dann eben der Kreis. Aber klar ist das Derby jetzt für ein paar von uns natürlich etwas ganz Besonderes. Man hat ja auch im Toto-Pokal (1:0-Sieg, Anm. d. Red.) gesehen, dass wir total heiß waren. Jetzt am Samstag werden wir wieder alles daran setzen, Sechzig zu schlagen - und dass da beim ein oder anderen vielleicht eine Extra-Portion Motivation auf den Sieg vorhanden ist, schadet ja nicht. (lacht)

Mit 19 Jahren von den Löwen zum FC St. Pauli

Sie haben in Giesing alle Jugendmannschaften durchlaufen, früh den Sprung zu den Profis geschafft, dann aber bereits mit 19 Jahren die Löwen verlassen. Was hat damals nicht mehr gepasst?
Es war eine unfassbar schöne Jugend bei Sechzig, ich durfte da auch ins Internat. Ich habe Sechzig wirklich sehr genossen. Dann habe ich die ersten Schritte im Profibereich gemacht, aber mehr war es dann auch nicht. Es heißt ja: Im eigenen Stall ist man nichts wert. Und dann wollte ich auch für meine persönliche Entwicklung etwas Neues probieren und habe mich für den Wechsel zum FC St. Pauli entschieden. Raus aus der Komfortzone: Hamburg, 800 Kilometer entfernt, bei so einem Kultverein. Vielleicht muss man diesen Schritt machen, um die Wertschätzung zu bekommen, die man dachte, damals verdient zu haben.

Wie blau ist ihr Fußballherz noch?
Ich habe ja acht Jahre da gespielt. So ganz löscht man diese Zeit nicht.

Maier will zukünftig Spielmacher Sararers Rolle übernehmen

Wenn Gegner über Türkgücüs Stärken sprechen, fällt eigentlich immer der Name Ihres Mittelfeld-Kollegen Sercan Sararer. Ist das Team zu abhängig von seinem Star?
Sercan hat ja in der ganzen Saison bislang gezeigt, wie wichtig er mit seinen Toren und Aktionen für die Mannschaft ist. Klar geben ihm im Spiel viele immer gerne den Ball, denn er macht ja auch immer was draus. Deshalb hoffen wir, dass er noch so viele Spiele wie möglich macht mit uns. Natürlich haben sich die Gegner langsam auf ihn eingestellt. Aber dann müssen eben andere in die Bresche springen. Das ist eine Entwicklung, die sicher noch nicht abgeschlossen ist.

Wer könnte die Sararer-Rolle zukünftig übernehmen? Sie womöglich?
Das sollte auf jeden Fall mein Anspruch sein. Ich muss erst wieder ein wenig lernen, das Spiel an mich zu ziehen, weil ich ja in Bochum zuletzt kaum Einsätze hatte. Da geht dann auch das Selbstvertrauen und die Sicherheit auf dem Platz ein wenig verloren. Ich halte aber eh nichts davon, sich zu sehr auf eine Person zu konzentrieren. Wir sollten die Verantwortung auf viele Schultern verteilen, das macht eine Mannschaft zu einer Mannschaft.

"Das Angebot aus München kam dann genau zum richtigen Zeitpunkt"

Apropos Bochum: Ohne den Wechsel im Winter zu Türkgücü, wären Sie in der kommenden Saison wohl ein Erstligist.
Ich hätte auch bleiben und mich dort auf die Bank oder Tribüne setzen können. Mir wurde von den VfL-Verantwortlichen relativ deutlich mitgeteilt, dass ich in Bochum wenig Perspektive habe. Klar habe ich lange überlegt, was ich mache - ich habe ja auch zwei Kinder, eins davon war da gerade mal wenige Wochen alt. Das Angebot aus München kam dann genau zum richtigen Zeitpunkt, denn ich will ja Fußball spielen und die Heimatnähe hat natürlich auch eine wichtige Rolle gespielt.

Laut Maier tut ein Sieg gegen die Löwen doppelt gut

Nochmal zurück zum Derby: Für Türkgücü geht es in diesem Spiel nur noch um Ruhm und Ehre, 1860 träumt dagegen vom Aufstieg, braucht diesen Dreier also unbedingt. Spielt Ihnen diese spezielle Konstellation in die Karten?
Ich persönlich gehe jetzt nicht in dieses Duell mit dem Ziel, 1860 den Aufstieg zu versauen. Ich will das Spiel gewinnen und mich mit Türkgücü entwickeln und da tut so ein Sieg gegen die Löwen natürlich doppelt gut.

Hand aufs Herz: Würden Sie Ihrem Ex-Verein denn den Aufstieg gönnen?
Klar, wenn das nach einer Niederlage gegen uns am Samstag noch drin ist, dann schon. (lacht)


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