Türkgücü schreibt Geschichte: Der Fußball kehrt zurück ins Olympiastadion

Der Aufsteiger rechnet mit 1.500 Fans gegen Wehen. Kapitän Sararer forsch: "Ich will nach oben."
von  Matthias Eicher
Endlich wieder Fußball im "Oly": 2005 wurden dort die letzten Liga-Spiele ausgetragen, 2012 das Champions-League-Finale der Frauen.
Endlich wieder Fußball im "Oly": 2005 wurden dort die letzten Liga-Spiele ausgetragen, 2012 das Champions-League-Finale der Frauen. © imago images/Lindenthaler

München - Rückblick: "Servus Olympiastadion" prangte in orangenen Lettern auf der schwarzen XXL-Leinwand unter dem markanten Zeltdach. "Time to say goodbye" dröhnte aus den Lautsprechern, nachdem sich der damals zweitklassige TSV 1860 unter Trainer Reiner Maurer (später Türkgücü) gegen den 1. FC Köln mit Weltmeister Lukas Podolski (jetzt Antalyaspor) im April 2005 mit einem mageren 0:0 aus dem "Oly" verabschiedete.

Im Mai schoss der FC Bayern den 1. FC Nürnberg mit 6:3 aus dem Stadion, bevor es zusperrte. Jetzt wird es reaktiviert.

Türkgücü-Kapitän Sercan Sararer schwelgt in seiner Vergangenheit

Wenn Drittliga-Aufsteiger Türkgücü am Samstag um 14 Uhr Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden empfängt, wird es historisch: "Wir freuen uns, dass wir im Olympiastadion sein dürfen nach 15 Jahren und wollen unseren Teil zu den Geschichtsbüchern dieses Stadions beitragen", sagt Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny. Und Kapitän Sercan Sararer schwelgt in seiner Vergangenheit: "Ich kann mich noch erinnern, wie ich als kleiner Junge mal den Bayern zugeschaut habe. 'Hier will ich auch mal spielen!'' dachte ich damals." Ein Traum, der sich nun erfüllt.

Doch nicht nur das: Der Regionalliga-Aufsteiger darf trotz der Corona-Krise Fans ins weite Rund einlassen. Über 5.000 dürften gemäß der 10-Prozent-Hürde der Stadt kommen. Der Klub rechnet mit deutlich weniger. "Wir fangen klein an, werden in den Vorverkauf mit 1.500 Tickets gehen - mit genügend Puffer nach oben. Wir bekommen auch alle Olympiastadion-Begeisterten rein", erklärt Kothny über den Online-Verkauf reiner Sitzplatz-Tickets auf Haupttribüne und Südkurve (www.ticket.turkgucu.de).

Top-Scorer Sararer: "Die Ziele sind einfach: Ich möchte nach oben"

In sportlicher Hinsicht zeigt sich der aufstrebende Klub nach fünf Punkten in drei Spielen selbstbewusst, allen voran Top-Scorer Sararer (zwei Tore, fünf Assists): "Die Ziele sind einfach: Ich möchte nach oben, wir haben auch die Qualität dazu!", sagt der zwölfmalige türkische Nationalspieler.

Und was sagt sein Trainer dazu? "Wir bleiben unserer Linie treu: Wir wollen keine großen Reden schwingen. Als Aufsteiger wollen wir erstmal nichts mit dem Abstieg zu tun haben", stellte Alexander Schmidt nach Sararers großer Rede klar - bevor er gestand: "Wenn wir da oben hinschmecken können, werden wir uns sicher nicht wehren."

Bitterer Beigeschmack für den ersten Migranten-Profiverein Deutschlands: Der Südkoreaner Yi-young Park ist eigenen Aussagen zufolge beim 4:4 in Mannheim rassistisch beleidigt worden. Kothny: "Ich glaube, dass Migranten eine ganz wichtige Rolle für die Geschichte in Deutschland hatten. Wenn uns jemand als "scheiß Türken" hinstellen will, verurteilen wir das extrem." Dagegen wolle man "klare Kante zeigen".

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