Interview

Türkgücü-Boss Plesche im AZ-Interview: "Sechzig hat Respekt vor uns"

Vor dem Toto-Pokal-Knaller gegen die Löwen spricht Türkgücüs Sportlicher Leiter Roman Plesche über Versöhnungsangebote an 1860, den Neustart in der Regionalliga und seine Ex-Spieler Vrenezi und Rieder.
von  Krischan Kaufmann
Der 35-jährige Roman Plesche ist der einzige Türkgücü-Verantwortliche, der nach der Insolvenz in der vergangenen Drittliga-Saison nun auch in der Regionalliga Bayern an Bord geblieben ist.
Der 35-jährige Roman Plesche ist der einzige Türkgücü-Verantwortliche, der nach der Insolvenz in der vergangenen Drittliga-Saison nun auch in der Regionalliga Bayern an Bord geblieben ist. © IMAGO/Ulrich Wagner

AZ: Herr Plesche, Türkgücü überlässt beim heutigen Toto-Pokal-Derby im Grünwalder Stadion den Löwen-Fans ihre angestammte Westkurve und die Stehhalle. Wollten Sie damit nach dem Dauerknatsch zwischen beiden Klubs in der vergangenen Saison nun ein wenig die Wogen glätten, oder gar ein Zeichen der Versöhnung senden?
ROMAN PLESCHE: Es stimmt schon, dass letzte Saison zwischen beiden Vereinen auch abseits des Platzes immer viel geboten war (lacht). Natürlich soll das jetzt auch eine Geste von unserer Seite sein, damit sich die Sechzig-Anhänger wohlfühlen. Es ist ja irgendwie auch ihr Stadion. Und natürlich hoffen wir auch, dass es die Fans animiert, zu diesem Spiel zu kommen.

"Unser Ziel ist heuer ausschließlich der Klassenerhalt"

Und diese Extra-Einnahmen kann der Neu-Regionalligist Türkgücü ja ganz gut gebrauchen...
Wir sind mittlerweile für Regionalligaverhältnisse ganz ordentlich aufgestellt, aber klar nehmen wir diese Zuschauereinnahmen gerne mit. Natürlich mussten wir jetzt erst wieder Sponsoren an Land ziehen – und das war aufgrund unseres Images als Insolvenzklub zuerst nicht ganz einfach. Aber die Sponsoren sehen nun unsere neue Bodenständigkeit – und selbst, wenn wir jetzt zweimal verlieren, herrscht bei uns Ruhe. Das ist auch wichtig für einen Verein, der sich neu etablieren will.

Klingt so, als gehörten die hochtrabenden Träume, die den Chaos-Klub Türkgücü dann letzte Saison in den Abgrund gestürzt haben, endgültig der Vergangenheit an.
Unser Ziel ist heuer ausschließlich der Klassenerhalt. Wir haben ja innerhalb von fünf Wochen eine komplett neue Mannschaft zusammenstellen müssen – und das, obwohl dauernd Negativmeldungen zur Stadion- oder Lizenzfrage kamen. Aber ich bin schon überzeugt, dass wir auf Dauer wieder sportlich für Furore sorgen können.

"Tim [Rieder] ist ein ganz feiner Kerl"

Da kommt doch so ein Derby-Highlight genau richtig. Was würde es der neuformierten Türkgücü-Mannschaft für einen Schub geben, wenn es ihr gelingt, die Super-Löwen, die Übermannschaft der Dritten Liga, aus dem bayerische Cup-Wettbewerb rauszukegeln?
Jetzt nach unserem Sieg am vergangenen Wochenende (4:2-Sieg gegen den VfB Eichstätt, Anm. d. Red.) in der Liga wäre das natürlich genau der richtige Zeitpunkt.

In den ersten beiden Toto-Pokal-Runden hat Löwen-Trainer Michael Köllner eher seine B-Elf ins Rennen geschickt. Traut er sich das auch heute gegen Türkgücü?
Ich denke nicht. Wir wissen natürlich, dass Sechzig aktuell die Mannschaft der Stunde ist, aber ich denke schon, dass sie Respekt vor uns haben. Klar, drei, vier Reservisten werden schon dabei sein, aber sonst gehe ich davon aus, dass Michael Köllner gegen uns schon seine Stammelf aufbieten wird.

Beim Derby gibt es womöglich ein Wiedersehen mit Ihren ehemaligen Spielern Tim Rieder und Albion Vrenezi. Gerade Letzterer hat im Nachhinein seine Zeit bei Türkgücü öffentlich sehr bereut und erklärt, er wäre seinerzeit nur wegen des Geldes an die Heinrich-Wieland-Straße gewechselt. Wie herzlich wird die Begrüßung heute ausfallen?
Die Aussagen von Albion fand ich natürlich nicht so gut. Er hat ja bei uns – zumindest ein halbes Jahr lang – sehr gut verdient, wahrscheinlich sogar mehr als er jetzt bekommt. Aber Schwamm drüber. Und der Tim ist eh ein ganz feiner Kerl, auf das Wiedersehen mit ihm freuen wir uns schon.

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