Insolvenz! Das Projekt Türkgücü ist gescheitert

Drittligist Türkgücü München geht wegen finanzieller Probleme wie erwartet den Weg zum Amtsgericht. Es droht nun ein Neun-Punkte-Abzug – und damit wohl auch der Abstieg in die Regionalliga. Ein neuer Investor wird gesucht.
von  Krischan Kaufmann
Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny (rechts) mit Hasan Kivran: Der Vorstandsvorsitzende und Hauptgesellschafter des Klubs will sich offenbar zeitnah aus der Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA zurückziehen.  (Archivbild)
Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny (rechts) mit Hasan Kivran: Der Vorstandsvorsitzende und Hauptgesellschafter des Klubs will sich offenbar zeitnah aus der Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA zurückziehen. (Archivbild) © imago images/kolbert-press

München - Zehn Spiele ohne Sieg, der Absturz auf Platz 18 – und dennoch ist der blamable Auftritt am Samstag im Olympiastadion beim 0:1 gegen Schlusslicht Havelse längst nicht mehr das größte Problem von Türkgücü München. Stattdessen ist der schon seit einigen Tagen befürchtete Super-GAU tatsächlich eingetreten: Am Freitag hat Geschäftsführer Max Kothny beim Amtsgericht München die Insolvenz beantragt. Mehr Crash geht nicht!

Insolvenz angemeldet: Verheerende Folgen für Türkgücü München

Die Folgen für Türkgücü sind verheerend. Nach Paragraf sechs der Spielordnung für die Dritte Liga muss der DFB dem Münchner Migrantenklub nun neun Punkte abziehen.

Die zweijährige Kulanzregelung aufgrund der Corona-Krise, die in den Insolvenz-Fällen des 1. FC Kaiserslautern (null Punkte Abzug) und des KFC Uerdingen (drei Punkte Abzug) angewendet wurde, ist ausgelaufen, der Absturz auf den letzten Tabellenplatz und wohl auch der Abstieg in die Regionalliga für Türkgücü damit besiegelt.

Türkgücü-Pläne gescheitert: Traum von der Zweiten Liga geplatzt

Auch wenn der Spielbetrieb nun vorerst weitergeht und die Gehälter während des Insolvenzverfahrens für die nächsten Monate von der Agentur für Arbeit übernommen werden – der ursprüngliche Plan der Türkgücü-Macher, bis 2023 in die Zweite Liga aufzusteigen, muss sich für die Spieler und Fans gerade wie der pure Hohn anhören.

Für einen aus der Chefetage an der Heinrich-Wieland-Straße spielt all das keine Rolle mehr: Hasan Kivran. Der Vereins-Präsident und Großinvestor hat mit dem Gang in die Insolvenz belegt, dass er sein Interesse an Türkgücü endgültig verloren hat – sonst hätte er zuvor "zugesagte Gesellschaftermittel" von angeblich zwei Millionen Euro gezahlt und seinem Klub den bitteren Gang zum Amtsgericht erspart.

Insolvenzantrag: Investor Hasan Kivran zieht sich offenbar zurück

Wie zu hören ist, will sich der Unternehmer nun auch zeitnah aus der Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA zurückziehen.

Ob Türkgücü als Verein auch ohne Kivran überleben kann, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Nach AZ-Informationen wollte der Präsident seine Anteile schon länger verkaufen, fand aber aufgrund der schwierigen sportlichen Lage keinen passenden Abnehmer.

Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny hofft auf neuen Investor

Nun hoffen Kothny und Co. auf einen Neuanfang für Türkgücü – mit einem neuen Investor. Man dürfe die "Situation nicht als Ende", sondern als Chance sehen. "Wir haben nun die Möglichkeit, uns ohne Belastungen aus der Vergangenheit und mithilfe von möglichen neuen, starken Förderern neu auszurichten", erklärt Kothny und richtet sich mit seinem Hilferuf auch direkt an die Fans und das Vereinsumfeld: "Das Motto 'Überall Familie' gilt nun mehr denn je und auch weiterhin für jeden, der Teil dieses Vereins sein möchte."

Wie lange die Spieler, vor allem Stars wie Sercan Sarerer oder Tim Rieder, noch Teil des Vereins sein möchten – oder besser müssen? Wohl bis zum bitteren Saisonende, denn trotz zahlreicher Gespräche blieb der Montag, der Deadline Day, ohne Ergebnisse. 

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