Zweieigentorlöwen

Die Löwen haben endlich einmal wieder drei Tore in einem Spiel geschossen. Davon waren allerdings zwei Eigentore. Wut, Frust und Galgenhumor nach dem 1:3 in Koblenz: »Das war dumm!«
MÜNCHEN Im Löwenstüberl kann man die Stimmungslage beim TSV 1860 sofort spüren. So auch gestern Mittag, einen Tag nach der desaströsen 1:3-Pleite in Koblenz. Christl Estermann, die Wirtin der Vereinsgaststätte, flüchtete in Galgenhumor: „Wir haben was zu feiern. Wann haben wir zuletzt schon mal drei Tore geschossen – und trotzdem 1:3 verloren? Da kannst du wirklich nur noch lachen.“
Erst waren sie die Keintorlöwen, hatten 538 Minuten lang gar keinen Treffer erzielt. Dann brachen sie gegen Mainz den Bann – mit einem glücklichen Elfmetertor. Jetzt trafen sie gleich dreimal, davon jedoch zweimal ins eigene Tor. Die Zweieigentorlöwen. Es war der peinliche Höhepunkt einer verkorksten Saison. Erst traf Markus Thorandt in Koblenz per Hinterkopf (17.) zum 1:1 ins eigene Tor, nachdem Torwart Philipp Tschauner auf der Linie kleben blieb (Kurz: „Das war ein Kommunikationsproblem“). Nur drei Minuten später sorgte Gregg Berhalter für das Koblenzer 2:1. „Das waren zwei faule Eier“, schimpfte Thorandt über den versauten Ostersonntag. Und auch Abwehrchef Berhalter war hinterher konsterniert: „So was habe ich noch nie erlebt. Das ist unfassbar.“ Die Löwen-Panne im Stadion Oberwerth.
Rekordverdächtige Löwen
Zwei 1860-Eigentore in sieben Minuten – rekordverdächtig. Aber nicht einmalig in der Bundesliga-Geschichte: Der Mainzer Nikolce Noveski brachte am 19. November 2005 beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt sogar das Kunststück fertig, dass er innerhalb von 132 Sekunden zwei Eigentore erzielte – und später vorne zum 1:2-Anschluss traf. Noveski damals: „Immerhin war das mein erster Hattrick.“
Ablenken konnte Verteidiger Torben Hoffmann diese nette Anekdote nicht. Er schimpfte über seine Abwehrkollegen: „Das war nicht nur kurios, sondern auch dumm. Damit machen wir uns alles kaputt.“ Und dem gesperrten Danny Schwarz fiel daheim am TV auf: „Eigentlich war es bislang immer unsere Stärke, nach einem Rückstand sofort zurückzukommen, doch diesmal war das gar nix.“ Die Psyche scheint seit dem Pokal-K.o. Ende Februar gegen Bayern (0:1 nach 120 Minuten) angeschlagen zu sein.
Die Löwen stecken in einer Frühjahrs-Depression. Von den letzten 14 Spielen gewann der Tabellenneunte nur zwei, Platz 16 in der Rückrunden-Tabelle. Der Löwen-Absturz. „Über den Aufstieg brauchen wir jetzt nicht mehr zu sprechen“, so beendete Berhalter die Träumereien in Giesing. Schon jetzt steht fest: Die Löwen bleiben vier Jahre nach dem Abstieg auch in der Saison 2008/2009 zweitklassig, was Marco Kurz aber nicht weiter stört. „Ich habe nie gesagt“, sagte der gereizt wirkende Löwen-Trainer, „dass wir aufsteigen müssen. Ich kenne unsere Bedingungen und werde die Geduld nicht verlieren.“ Bis zum nächsten Eigentor?
O.Griss, T.Klein