Zwei wollen's wissen: 1860, Unterhaching und Türkgücü im Transfercheck

Der TSV 1860 und Türkgücü München senden mit ihren Winter-Verstärkungen deutliche Zeichen im Aufstiegskampf der Dritten Liga. Die SpVgg Unterhaching muss hingegen sparen. Der Transfercheck der AZ.
von  Matthias Eicher
Blick in das leere Gruenwalder Stadion. Die Münchner Drittliga-Klubs haben unterschiedliche Transferbilanzen.
Blick in das leere Gruenwalder Stadion. Die Münchner Drittliga-Klubs haben unterschiedliche Transferbilanzen. © imago images/Schiffmann

München - Einen Monat lang stand es offen, am Montag war es tagsüber noch einen Spalt breit gekippt - und jetzt ist es zu: Das Transferfenster der Dritten Liga. Zwei Münchner Mannschaften haben sich dabei im Aufstiegsrennen weiter verstärkt und keinen Hehl daraus gemacht, dass sie in der restlichen Rückrunde 2020/2021 den ganz großen Wurf landen wollen. Sechzig und Türkgücü - zwei wollen's wissen, wenngleich auf unterschiedliche Art und Weise. Die AZ macht den Transfercheck:

Transfercheck bei den Löwen: TSV 1860 will hoch hinaus

TSV 1860: Merveille Biankadi und Keanu Staude - zwei klangvolle Namen, aber kein Last-Minute-Löwe mehr. Ein Offensiv-Duo zur Verstärkung in der Spitze auf der Haben-Seite, Stürmer Martin Pusic machte bekanntlich die Biege. Der nach AZ-Informationen weit fortgeschrittene Deal mit Uerdingens Dave Gnaase ließ sich nicht mehr festzurren, weil 1860 den Ablöseforderungen nicht nachkommen wollte.

Neuzugang bei den Löwen – und gleich erfolgreich: Angreifer Merveille Biankadi (m.).
Neuzugang bei den Löwen – und gleich erfolgreich: Angreifer Merveille Biankadi (m.). © sampics/Augenklick

Dennoch zeigen die Transferaktivitäten der Sechzger: Chefcoach Michael Köllner und Sport-Boss Günther Gorenzel wollen hoch. Nicht um jeden Preis, denn sonst hätte man sich öffentlich wohl deutlicher positioniert oder Investor Hasan Ismaik um weitere Almosen gebeten. Nach dem Pusic-Abgang und der Verletzung von Quirin Moll (Kreuzbandriss) sind Mittel frei geworden, die 1860 direkt reinvestiert hat. Inwieweit Ismaik mithalf und woran ein weiterer Wechsel konkret scheiterte, ist nicht bekannt: Gorenzel wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.

Fazit bei den Sechzgern: Biankadi bleibt Hoffnungsträger

Außenangreifer Biankadi ist und bleibt nach seinem Traum-Einstand mit zwei Scorerpunkten in zwei Spielen und einem zuletzt (erwartbaren) Leistungsknick Hoffnungsträger und eingeplanter Stammspieler. Kreativ-Kicker Staude soll Sechzig durch seine Geniestreiche gerade gegen die vielen tief stehenden Gegner unberechenbarer machen. Nach positivem Corona-Test (bisher ohne besorgniserregende Symptome) muss sich der 24-Jährige gedulden.

Aber: Die zu Saisonbeginn dünne Personaldecke ist etwas breiter geworden, Comebacker Semi Belkahia, der etabliertere Fabian Greilinger oder Youngster Lorenz Knöferl lassen grüßen. Definitiv auch ein Faktor im nervenaufreibenden Aufstiegsrennen: Sechzigs vielleicht größte Stärke, der enorme Teamspirit. Ohne diesen und den dazugehörigen Menschenfänger Köllner würden die Blauen nicht da oben am Rande ihrer Möglichkeiten mitspielen.

Ambitionierter Aufsteiger Türkgücü München ist Transfermeister 

Türkgücü München: Dem SV Türkgücü sei hiermit der Titel des Transfermeisters verliehen. Und das, obwohl das Projekt rund um die Weihnachtsfeiertage durch den geplanten (und wieder zurückgezogenen) Ausstieg von Präsident und Investoren Hasan Kivran zu scheitern drohte. Jetzt bläst der ambitionierte Aufsteiger zum Angriff - mit diesen Neuzugängen: Maxime Awoudja (VfB Stuttgart), Kilian Jakob (FC Augsburg), Noel Niemann (Arminia Bielefeld), Sebastian Maier (VfL Bochum), Lucas Röser (1. FC Kaiserslautern), Mounir Bouziane, Filip Kusic (beide vereinslos). Das letztgenannte Duo wurde bereits im Oktober verpflichtet. Mit sieben Abgängen hat die "türkische Kraft" den aufgeblähten Kader auch ganz schön entrümpelt.

Maxime Awoudja, ehemals vom VfB Stuttgart, verstärkt inzwischen Türkgücü München. (Archivbild)
Maxime Awoudja, ehemals vom VfB Stuttgart, verstärkt inzwischen Türkgücü München. (Archivbild) © IMAGO / Sportfoto Rudel

Auf dem Papier ein klares Signal im Aufstiegsrennen. Geschäftsführer Max Kothny wählt auf Nachfrage lieber das Stilmittel des Understatements: "Unsere Neuzugänge sollen uns bei unserem Ziel helfen, uns in der Dritten Liga zu etablieren." Immerhin ergänzt Kothny: "Durch die Neuzugänge ist unsere Mannschaft mit Sicherheit nicht schlechter geworden."

Nach AZ-Informationen testet Türkgücü bei Awoudja, Jakob und Niemann einsatzbezogene Leihmodelle, die sich für beide Klubs auszahlen könnten. Der erst 24-jährige Kothny sagt: "Unser Fokus lag bei den drei letzten Neuzugängen auf ihrer Verbundenheit zu München. Unser Ziel ist es, dass die Jungs im Sommer dann verbessert und mit viel Einsatzzeiten zu ihren Stammvereinen zurückkehren können."

SpVgg Unterhaching muss dagegen sparen

Auch die Verfolger Hansa Rostock, Waldhof Mannheim und Wehen Wiesbaden schlugen übrigens je vier Mal zu. Der FC Ingolstadt und die SpVgg Unterhaching zeigten sich dagegen sparsam: Der Zweite FCI (holte nur Caiuby) vertraut seinem ohnehin favorisierten Kader. Haching konnte trotz Abstiegskampf nach dem Abgang von Torhüter Nico Mantl aus Sparzwängen nur mit Jo Coppens einen Nachfolger holen - und wäre gewiss schon um das Neulöwen-Duo Biankadi und Staude froh.

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