Zwei Gewinner, ein "Projekt" und ein Fragezeichen – AZ-Check für die Winter-Einkäufe des TSV 1860

München - In der Winterpause, als die Löwen-Lage im Abstiegskampf mit nur zwei Punkten Vorsprung ziemlich bedrohlich wirkte, hat Sport-Geschäftsführer Christian Werner vier Neuzugänge nach Giesing geholt: Verteidiger Max Reinthaler, die Offensiv-Wirbelwinde Abdenego Nankishi und Eliot Muteba sowie Stoßstürmer Serhat-Semih Güler. Seit dem vergangenen Wochenende sind sie nun allesamt mindestens eine Halbzeit lang auf dem Rasen gestanden – höchste Zeit für ein AZ-Schneelöwen-Zwischenfazit.
TSV 1860: Max Reinthaler überzeugt als neue Defensiv-Säule
Max Reinthaler (fünf Einsätze, 352 Spielminuten): Der Südtiroler kam von Zweitligist SV Wehen Wiesbaden und sollte Sechzigs Abwehr festigen. Er kam, sah und stabilisierte: durch seine Physis und Körpergröße flankierte Kapitän Jesper Verlaat da plötzlich eine zweite Säule. Zum Leidwesen der Löwen verletzte sich der kürzlich 29 Jahre alt gewordene Abwehrspieler: Inzwischen hat er seine Innenbanddehnung am Knie wieder auskuriert und steht kurz vor seinem Comeback.
"Er hat seine Sache ordentlich gemacht", sagte Trainer Argirios Giannikikis: "Natürlich hätten wir ihn gerne gesund gehabt." Fazit: gelungener Einstand, ärgerliche Verletzungspause – und die Aussicht, 1860 zwar wohl noch nicht am Sonntag gegen Regensburg (13.30 Uhr), aber wenig später wieder gut zu Gesicht stehen zu können.
Eliot Muteba, der Perspektiv-Löwe
Eliot Muteba (zwei Einsätze, 75 Minuten): Der 20-jährige Linksaußen wurde, wie schon bei seinem Wechsel mitgeteilt, als Perspektivspieler geholt. Beim 3:1 gegen Viktoria Köln schaffte es der 1,69 Meter kleine Flügelflitzer plötzlich in die Startelf und lieferte ein beherztes, aber eher unauffälliges Spiel ab.
Die Giannikis-Einschätzung auf AZ-Anfrage zu dem Mann, der zudem nur in Verl (1:0) einen Kurzeinsatz hatte: "Eliot ist ein talentierter Spieler. Wenn man die Trainingswoche nimmt und die Position links offensiv betrachtet, war es der Spieler, der am auffälligsten trainiert hat, defensiv wie offensiv." Weil er "mit ganz viel Fleiß trainiert", habe sich der Youngster vom 1. FC Nürnberg "seine ersten Startelf Einsätze redlich verdient". Im Spiel sei er "gewissenhaft in der Aufgabenerfüllung" gewesen, habe aber gerade im Vorwärtsgang "Luft nach oben" gehabt.
Was noch nicht war, kann ja noch werden: Muteba hat alle Anlagen, die gegnerischen Reihen durcheinanderzuwirbeln. Giannikis: "Es ist ein Projekt. Ein solches Talent musst du sukzessive weiterentwickeln." Ob sich Projekt Muteba für 1860 am Ende auszahlen wird?
Ist Abdenego Nankisihi manchmal zu schnell für seine TSV-1860-Kollegen?
Abdenego Nankishi (sechs Einsätze, 305 Minuten): Das Muteba-Fazit trifft erst recht auf ihn zu, der Leihgabe vom SV Werder Bremen. Nankishi sorgte durch sein enormes Tempo und seine überragende Technik ebenfalls auf Linksaußen bereits für Furore. Ist er vielleicht sogar einen Tick zu schnell in Kopf und Füßchen für seine Kollegen?
Zuletzt musste der 21-Jährige aufgrund einer kleineren Muskelverletzung eine Zwangspause einlegen. "Er hat für viel Belebung gesorgt", meinte Giannikis nach Nankishis bestem Spiel beim 1:2 in Dresden, inklusive Tor. Der Trainer attestierte Nankishi, auch aufgrund einiger Auszeiten, bisher das Prädikat "ordentlich". Gibt's also ein Comeback in Regensburg?
Serhat-Semih Güler ist laut Trainer Argirios Giannikis mit der Anpassung beschäftigt
Serhat-Semih Güler (fünf Einsätze, 85 Minuten): Der Stoßstürmer, gekommen von Zweitligist Hansa Rostock, ist bei 1860 bisher noch nicht groß in Erscheinung getreten. Beim 1:2 gegen Schlusslicht SC Freiburg II hätte fast sein Stündchen geschlagen, im positiven Sinne: Pausenjoker Güler verpasste sein erstes Saisontor mit einer schönen Volleyabnahme nur knapp.
Giannikis erklärte, mit dem Angreifer noch nicht zufrieden zu sein: "Semih ist noch mit der Anpassung beschäftigt", sagte der gebürtige Nürnberger, was nicht unbedingt für den 26-Jährigen spricht. Giannikis sprach auch davon, dass sich Güler erst ins Mannschaftsgefüge einordnen müsse, was möglicherweise auf eine Prise Egoismus hindeutet, bestimmt aber mit einer gewissen Unzufriedenheit mit seiner bisherigen Rolle. Nicht ungewöhnlich für einen Angreifer, doch Güler sollte sich in den Dienst der Mannschaft stellen, will er künftig auf Einsätze kommen – und Tore.