Zwangspause! Bei Leitner fließen Tränen

Augsburgs Ex-Löwe darf gegen 1860 nicht ran. Luhukay: „Wir wollen den Jungen schützen”.
München - Die traurige Partie der Löwen gegen den FC Augsburg war schon fast eine Stunde rum, da schlich sich Moritz Leitner in der Mixed Zone der Arena von hinten an seinen Kumpel Kevin Volland heran. Leitner, das Ex-1860-Talent, schnippte dem Löwen-Jüngling mit den Fingern von hinten an den Kopf, dann tauschten beide ein paar nette Worte aus. Der Winterzugang des FC Augsburg hatte dabei gut lachen, seine Mannschaft hatte ja gerade 2:0 bei den Sechzgern gewonnen – und so richtig viel schien es ihm schon gar nicht mehr auszumachen, dass er selbst gar nicht dabei gewesen war.
Bis gestern hatte der 18-Jährige bei jedem Spiel der Schwaben in der Rückrunde auf dem Platz gestanden, und alle hatten auch beim Aufeinandertreffen seiner neuen mit seiner alten Mannschaft mit ihm gerechnet. Der Jugendnationalspieler hätte ein paar Pfiffe der Löwen-Fans ertragen müssen, möglicherweise hätte es auch ein paar Tritte gegeben von den Spielern, die bis Anfang Januar seine Kollegen waren und teilweise noch seine Freunde sind. Leitner hatte sich trotzdem auf das Spiel gefreut – und durfte nicht mitmachen.
Er selbst wollte (und durfte) nach der Partie nicht über sein Fehlen reden, die Erklärungen übernahm Trainer Jos Luhukay: „Wir wollten den Druck wegnehmen von Moritz, wir wollen den Jungen schützen. Er ist ja erst im Dezmeber 18 Jahre alt geworden und hat noch nicht so viele Zweitliga-Spiele absolviert." Augsburgs Manager Andreas Rettig ergänzte: „Wir haben es ihm unter sechs Augen gesagt. Das war schon sehr emotional, denn er hat ein paar Tränen verdrückt. Aber das zeigt nur, dass er mit Herz dabei ist, er muss sich seiner Tränen nicht schämen. Die machen ihn nur sympathisch."
Luhukay und Rettig wollten den Jungstar also schützen. Und auch Leitners Berater Berthold Nickl sagte: „Das ist die beste Entscheidung überhaupt. Ich kann dieses verantwortungsvolle Verhalten nur unterstützen."Tatsächlich fällt es Leitner hin und wieder schwer, in hitzigen Situationen auf dem Platz kühlen Kopf zu bewahren.
Im Nachhinein hätte die Sache jedoch gut gehen können, denn die Sechzger verzichteten konsequent auf Zweikampfhärte. Dennoch erklärte Rettig: „Wir gehen behutsam mit den uns anvertrauten Talenten um, das sind wir auch Borussia Dortmund schuldig. Außerdem hat Moritz bereits vier Gelbe Karten und die Gefahr, in einem solchen Spiel die fünfte zu erhalten, ist sehr hoch." So gesehen durfte sich Rettig bestätigt fühlen, denn seine Elf kann nächste Woche auf Leitner zurückgreifen. Im Gegensatz dazu müssen die Löwen nächsten Freitag bei Union Berlin auf Benny Lauth verzichten, der wegen Meckerns seine fünfte Gelbe sah. Und nach der Partie waren Leitners Tränen eh vergessen: Die Kollegen holten ihn und feierten mit ihm ausgelassen auf dem Rasen.