Zuschauer-Flickenteppich: 1860-Trainer Köllner vermisst Verhältnismäßigkeit

Während viele Klubs seit Saisonbeginn wieder vor Fans spielen dürfen, muss der TSV 1860 weiter auf die Unterstützung seiner Anhänger von den Tribünen verzichten. Nun äußert sich Michael Köllner erstmals kritisch über die unterschiedlichen Corona-Regelungen in Deutschland.
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Michael Köllner vermisst bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eine gemeinsame Linie.
Michael Köllner vermisst bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eine gemeinsame Linie. © imago images / Lackovic

München - Es wird ein ungewohntes Gefühl für die Spieler des TSV 1860 am Samstag sein. Beim Auswärtsspiel bei Hansa Rostock (14 Uhr/Magenta Sport, BR und im AZ-Liveticker) werden die Löwen vor 7.500 Fans spielen - seit dem Beginn der Corona-Pandemie in Europa im März sind die Sechzger nicht mehr vor so vielen Zuschauern aufgelaufen.

Hohe Corona-Zahlen in München: TSV 1860 hat Standortnachteil

Während die restlichen Partien nach der monatelangen Corona-Pause im Frühjahr allesamt als Geisterspiele ausgetragen wurden, dürfen seit Beginn dieser Saison wieder Fans dabei sein. Dies ist aber abhängig vom Inzidenz-Wert am jeweiligen Spielort - für die Löwen ergibt sich daher ein Standortnachteil. Aufgrund des Infektionsgeschehens in München durften in dieser Saison noch keine Zuschauer ins Grünwalder Stadion. Das Fan-Verbot der Stadt gilt noch mindestens bis zum 25. Oktober. Wie es danach weitergeht, ist aufgrund der ansteigenden Fallzahlen völlig unklar.

Auch Trainer Michael Köllner treibt die derzeitige Lage um. "Man vermisst das Gefühl der Verhältnismäßigkeit: In München sind bei anderen Veranstaltungen 500 Zuschauer zugelassen, in wesentlich kleinerer Atmosphäre. Das kann ich nicht ganz einordnen", meinte der Oberpfälzer am Freitag. Er appelliert deshalb dafür, für Transparenz und Logik bei den Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie zu sorgen.

Köllner: "Dass Freiheit außer Kraft gesetzt ist, finde ich sehr schade"

Ohnehin kann der Löwen-Coach die unterschiedlichen Regelungen in den jeweiligen Bundesländern nicht wirklich nachvollziehen. "Wir leben gesellschaftlich im wiedervereinigten Deutschland. In einem Land, das von Einigkeit und Gemeinsamkeit sprechen will. Wir haben aber deutliche Unterschiede zwischen allen Bundesländern", erklärt Köllner weiter: "Ich finde es schwierig, im selben Land zu leben und es gibt tausend verschiedene Richtlinien. Das ist auf Dauer fatal. Eine grundsätzliche Linie würde dem Land nicht schaden. Bei uns dürfen keine Zuschauer rein. Fünf Kilometer weiter in Haching wird vor Zuschauern gespielt."

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Auch den Umstand, dass teilweise Mitarbeiter nicht zum Auswärtsspiel nach Rostock mitreisen dürfen, sieht Köllner kritisch. "Sind wir denn im früheren Ostblock unterwegs? Wir sind ein Land, das extrem freiheitlich ist, wir definieren uns über gemeinsame Werte. Dass Freiheit außer Kraft gesetzt ist, finde ich sehr schade", meint der Löwen-Coach.

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19 Kommentare
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  • Leserin am 19.10.2020 01:34 Uhr / Bewertung:

    Ist es verhältnismässig, dass jemand niemanden ansteckt, weil er nicht ins Stadion geht. Und möglicherweise jemanden ansteckt, der ins Stadion geht. Und dann gleich viele mit ansteckt? Muss jemand verhungern, wenn Fussball nicht im Stadion gesehen werden kann?

  • anteater am 17.10.2020 16:12 Uhr / Bewertung:

    Was ist uneinheitlich daran, dass in einer Stadt mit kaum Coronainfizierten (Rostock) Zuschauer ins Stadion dürfen und in einer Stadt mit deutlich gesteigertem Infektionsgeschehen (München), auch in den umliegenden Landkreisen (z.B. FFB) eben nicht? Wo wenig Inzidenz, da Zuschauer, wo nicht, da nicht. Absolut verhältnismäßig!

    Herr Köllner hat bislang einen durchaus reflektierten Eindruck auf mich gemacht, aber hier soll ihm der Verstand bei so einer leichten Verständnisfrage schon einen Streich spielen?

    Dass in München allerdings Indoorveranstaltungen mit verhältnismäßig mehr Zuschauern stattfinden dürfen, das ist in der Tat unverständlich. Allerdings dürfte das durchschnittliche Opernklientel wohlhabender sein als der durchschnittliche Stadiongänger. Das würde es nicht besser machen!

    "Wir leben gesellschaftlich im wiedervereinigten Deutschland."

    Und? Wir haben Föderalismus, in Frankreich gibt es eine Zentralregierung. Das ist echt Grundwissen, Herr Köllner.

  • König Jannick am 17.10.2020 16:20 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von anteater

    Das Opernklientel mag wohlhabender sein als der durchschnittliche Turnsportler. Aber vor allem verhält er sich auch anders. Stichworte: mitsingen, rumgröhlen, abklatschen, Aerosole.

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