Zurück in der Realität: Abkehr vom Offensivfußball

Das 1:1 der Löwen bei RB Leipzig war der Beweis: Der TSV 1860 muss seine Pläne des offensiven Fußballs vorerst begraben.
Leipzig – Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche erkämpfte und erspielte sich Sechzig einen Punkt gegen einen spielstarken Gegner. Erst daheim gegen den 1. FC Kaiserslautern. Nun auswärts bei den Roten Bullen in Leipzig. In beiden Spielen vollzog Trainer Markus von Ahlen eine Abkehr von dem, was sich die Löwen in dieser Saison eigentlich vorgenommen hatten: vom offensiven Fußball.
Fast schon stoisch hatte von Ahlen in den vergangenen Wochen immer wieder erklärt, wenn man irgendwann aufsteigen wolle, werde man mit Defensivfußball nicht weit kommen. Deswegen müsse Sechzig an dem festhalten, was Sportchef Gerhard Poschner vor der Saison vorgegeben hatte: Ballbesitz-orientierter Fußball – im dafür prädestinierten 4-3-3.
Doch der Umbruch endete auf einem Abstiegsplatz. Sechzig setzte vor allem das Gegenpressing nicht konsequent genug um. Und so flog ihnen der Ballbesitz-Fußball um die Ohren. Die Löwen kassierten in 17 Spielen 29 Tore und holten in der Hinrunde nur 15 Punkte. Ein Desaster.
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Zu Rückrunden-Beginn nun die Kehrtwende: In den Spielen gegen Kaiserslautern und Leipzig stellte sich der TSV erstmals seit Monaten wieder in „guter, alter Funkel-Manier“ hinten rein, machte die Räume dicht und überließ dem Gegner das Feld. Statt selbst das Spiel bestimmen zu wollen, setzte von Ahlen auf Konter, auf gezielte Nadelstiche mit schnellem Umschaltspiel und Rubin Okotie als Speerspitze einer gefährlichen Offensive.
Mit Erfolg: 1860 stand erstmals seit Monaten defensiv wieder stabil, ließ deutlich weniger Großchancen zu, verteidigte geschlossener. Das ging auf Kosten des Ballbesitzes. Gegen Leipzig hatten die Löwen nur 44 Prozent den Ball, gegen Lautern in einem Heimspiel sogar nur 38 (!) Prozent. Doch die Ergebnisse geben von Ahlen zumindest vorübergehend Recht.
Die Frage lautet nun: Wird der Coach auch in 2015 weiter auf den Fußball setzen, der eigentlich bei Sechzig der Vergangenheit angehören sollte, oder wird er die Vorbereitung nutzen, um intensiv an seiner eigenen Vorstellung eines Ballbesitz-orientierten Fußballs im 4-3-3 zu arbeiten? Es scheint so, als ob der TSV zumindest vorübergehend die eigenen Vorgaben in den Wind geschlagen hat – alles, um ja nicht abzusteigen. Der Zweck heiligt in diesem Fall wohl die Mittel.