Zum Liga-Start: Ein Haufen Löwen-Probleme

München - Das Debüt von Trainer Kosta Runjaic beim TSV 1860 war ein Jubiläum. Zum 100. Mal coachte der 45-Jährige am Sonntag in Fürth eine Zweitliga-Partie. Ziel? Ein Dreier. Ergebnis: ein verdientes 0:1 im bayerischen Derby. Und einmal mehr Tabellenkeller.
"Am Tag danach fühlt es sich noch schlimmer an als direkt nach dem Spiel", sagte Runjaic am Montag bei seiner Analyse, seine bittere Erkenntnis: "Am Positivsten war das Ergebnis." Der 60-Trainer weiß, dass die Kleeblätter drei oder vier Tore mehr hätten erzielen können. Und so bleibt ihm nach dem ersten Auftritt mit sieben Neulöwen in der Startelf nur folgende Einschätzung, die tief blicken lässt: "Dieser Haufen muss noch zusammenwachsen." Die AZ zeigt, wo die unfertigen Löwen noch Verbesserungsbedarf haben.
Die Mannschaftsfindung
Die Weisheit "Elf Freunde müsst ihr sein" gilt längst nicht mehr im Fußball. Und bei Sechzig, das in Fürth geordneten Spielaufbau wie gelungene Spielzüge bis auf (zu) wenige lichte Momente vermissen ließ, wäre "Elf einigermaßen harmonierende Kollegen müsst ihr sein" schon genug. Doch, so Runjaic: "Wir müssen unsere Strukturen noch finden und erst einmal Basisarbeit leisten."
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Während die Fans schon von der Bundesliga träumen, stellt er entnervt klar: "Man hat die letzten zwei Jahre gegen den Abstieg gespielt. Nur, weil wir gegen Ende der Vorbereitung Ivica Olic und Stefan Aigner geholt haben, heißt das noch lange nicht, dass wir sofort um den Aufstieg spielen. Von mir wird man weder das Wort Aufstieg, noch das Wort Abstieg hören. Arbeit ist das Stichwort. Es liegt noch viel Arbeit vor uns." In anderen Worten: ranklotzen und zusammenwachsen.
Die Neuzugänge
32 Spieler zählt der Kader, doch der nach dem Abgang von Spielführer Christopher Schindler fehlende Innenverteidiger sollte in den eigenen Reihen gefunden werden. In Fürth durfte Milos Degenek ran – und enttäuschte an der Seite eines wackligen Vizekapitäns Jan Mauersberger. Runjaic war mit beiden – wie sämtlichen Feldspielern – nicht zufrieden, "Normalform hat nur Jan Zimmermann erreicht".
AZ-Analyse des Löwen-Auftakts: Planlos und punktlos
Runjaic und Sportchef Thomas Eichin dürften noch zu einem zusätzlichen Neuzugang tendieren. Ein paar Fans dachten schon, den gehandelten Felipe Santana auf dem Rasen zu sehen – sie sahen Rodnei mit neuer Glatzen-Frisur. Der linksfüßige Brasilianer zeigt das Manko der Sechzger: Während manche Positionen doppelt und dreifach besetzt sind, fehlt in der Innenverteidigung ein Rechtsfuß und links ein Backup für Maximilian Wittek. Runjaic weist von sich, dass bei der Konzeption des Kaders "etwas schief gelaufen" sei: "Wir haben vieles bewegt." Es brauche eben Zeit. Und wohl doch noch einen Verteidiger.
Die Streichkandidaten
Zweiter Teil des Problems. 32 Spieler sind zu viele für ein geregeltes Training. Von den sechs Jugendspielern stand Felix Uduokhai im 18-köpfigen Kader, Torwart Vitus Eicher, Retter Kai Bülow, Rodnei, Victor Andrade und Ribamar wurden gestrichen. Während Rekordtransfer Ribamar laut Runjaic einer "mit Perspektive" sei, über dessen Sinnhaftigkeit man erst in einem halben Jahr sprechen könne, sei Andrade angeschlagen, er müsse "langsam herangeführt" werden.
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Der Rest – und manch Bankdrücker in Fürth wie Sascha Mölders oder Michael Liendl – könnte schnell unzufrieden werden. Runjaic, der noch am Platz mit Mölders diskutierte, warnte sämtliche Akteure, ihrem Ärger Luft zu machen. Wer aus der Reihe tanze, habe ein Problem.
Der Löwen-Leader
Kapitän Stefan Aigner agierte am Ronhof auf der Zehn – und wirkte dort verschenkt. "Der Einsatz war da, er hat gebissen, das zeichnet ihn auch aus. Die Struktur fehlt noch", so Runjaic, der beim 28-Jährigen wie bei allen anderen Akteuren hoffe, "dass die Jungs jetzt die Bereitschaft zeigen, zu malochen. Dann werden wir noch Spaß haben." Kann aber noch dauern.