Zittersieg für 1860: Das Glück ist zurück

Der TSV 1860 hat den ersten Heimsieg seit Ende September gefeiert und damit Torsten Fröhling ein (fast) perfektes Trainer-Debüt beschert.
von  Marc Merten
Der Neue hatte allen Grund zum feiern: Der TSV 1860 München gewinnt bei der Premiere von Torsten Fröhling als Cheftrainer mit 2:1 gegen St. Pauli.
Der Neue hatte allen Grund zum feiern: Der TSV 1860 München gewinnt bei der Premiere von Torsten Fröhling als Cheftrainer mit 2:1 gegen St. Pauli. © dpa

München - Das Glück ist zurück. Der TSV 1860 hat nach fünf nervenzerreißenden Monaten erstmals wieder ein Heimspiel gewonnen und den FC St. Pauli mit 2:1 (1:0) aus der Allianz Arena gezittert. Ein von Jannik Bandowski herbeigeführtes Eigentor der Paulianer durch Kapitän Sören Gonther hatte die Löwen schon früh auf die Siegerstraße gebracht (10.). Joker Marius Wolf legte in der 72. Minute per Kopf nach. Doch weil Christopher Nöthe nur fünf Minuten später verkürzte, musste der Großteil der 25100 Zuschauer in Fröttmaning bis zum Schluss bangen. Am Ende stand unterm Strich der TSV in der Tabelle wieder überm Strich – auf Rang 15. Und Torsten Fröhling konnte ein gelungenes Debüt als 1860-Chefcoach feiern.

Der 48-Jährige, der ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub St. Pauli erstmals an der #Seitenlinie der Löwen-Profis stand, hatte schon vor Spielbeginn ein klares Zeichen gesetzt, dass künftig einiges anders werden soll beim TSV. Stefan Ortega musste auf der Bank Platz nehmen, Vitus Eicher hütete erstmals in der Saison das Tor der Weiß-Blauen.

Nach einer Applaus-Minute für den verstorbenen Meister-Löwen Manni Wagner ging es dann los. Die Fans hatten dem Spiel das Motto „Der Mythos lebt weiter“ und „Gemeinsam kämpfen für den Klassenerhalt“ gegeben. Und tatsächlich zeigten die Hausherren, dass sie gewillt waren, um diesen Mythos zu kämpfen. Schon nach weniger als 60 Sekunden stürmte Neuzugang Krisztian Simon auf das Pauli-Gehäuse zu. Einzig: Seine Beine wollte nicht wie er wollte, und so landete er stolpernd im Strafraum, ehe er zum Abschluss ansetzen konnte. Nachdem im Gegenzug Lennart Thy verpasste und wiederum eine Minute später Bandowski erstmals gefährlich vor dem Hamburger Tor auftauchte, war allen klar: Heute würden es 90 Minuten heiß hergehen.

Auch, weil die Löwen-Fans über einen Großteil des Spiels ihre Mannschaft lautstark anfeuerten. Sie hätten sie gerne nicht nur unterstützt, sondern auch nach vorne gepeitscht, doch dafür fehlten den Weiß-Blauen auch unter Fröhling noch die Mittel. Zumindest aber zerriss sich die Elf um Kapitän Daniel Adlung und knüpfte kämpferisch an die in dieser Hinsicht überzeugende Leistung in Darmstadt an. Einzig: Der Mut, den Fröhling seinen Spielern einimpfen wollte, fehlte zum allergrößten Teil noch nach einer Ewigkeit ohne Heimerfolg und drei Monaten ohne jeden Dreier.

Dennoch trieb Fröhling von der Seitenlinie seine Mannen pausenlos an, sprang in die Höhe, gestikulierte, trat Werbebanden zur Seite, legte sich mit den Schiedsrichtern an und ließ nichts unversucht auf sein Team einzuwirken. Mit Erfolg: Erst nach 23 Minuten kam der nächste Ball in Richtung Eicher geflogen, und außer nach individuellen Fehlern wie von Anthony Annan (25.) kamen die Paulianer in Halbzeit eins zu keinen weiteren Großchancen. Die Statistik nach 45 Minuten las sich allerdings bizarr: Nicht, dass der TSV gerade einmal 42,6% Prozent Ballbesitz erzielte, sondern 1:0 führte, ohne einen einzigen Torschuss abgegeben zu haben. Dem 1:0 durch Gonther war eine Flanke Bandowskis vorausgegangen – kein Torschuss.

Das Bild änderte sich auch nach dem Seitenpfiff kaum. Im Grund genommen erinnerte die Partie an viele andere Löwen-Spiele zuvor. Obwohl das Team führte, war es ob der schwierigen sportlichen Situation verunsichert und traute sich nur selten hinten raus. Doch im Vergleich zu den vielen Spielen zuvor wackelte 1860 zwar, fiel aber nicht. Auch, weil Pauli die größten Chancen ausließ. Thy traf aus fünf Metern statt des leeren Tores nur den Pfosten, Budimir köpfte Eicher aus kurzer Distanz in die Arme, Daube ließ gleich zwei gute Schussmöglichkeiten aus. Und weil Nöthe nach einem Standard nur noch verkürzen konnte, blieb am Ende großer Jubel. Jubel über einen Sieg, den die Löwen eigentlich schon in der 72. Minute für sicher geglaubt hatten, nachdem Wolf eine der wenigen schönen Kombinationen über Vollmann und Adlung per Kopf abgeschlossen hatte.

Nach drei Minuten Nachspielzeit war es dann soweit. Fröhling sprang in die Höhe, die Spieler fielen sich in die Arme und die Fans stimmten erstmals seit Monaten mit ihren Spielern wieder das „Humba“-Hüpfen vor der Fankurve an. Das Glück erzwungen, die Abstiegsränge verlassen, einen ersten Schritt zum Klassenerhalt gemacht: Fröhling durfte zurecht fröhlich sein nach seinem Debüt. Doch das Spiel hat auch gezeigt, wie viel Arbeit noch vor ihm liegt.

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