Ziffzer: „Ich bin enttäuscht von Reuter“
MÜNCHEN - Der entlassene Löwen- Geschäftsführer kritisiert seinen früheren Kollegen Stefan Reuter. Der Weltmeister ist der eigentliche Sieger im Machtkampf bei den Löwen. 1860-Präsident Beeck hält den neuen starken Mann für „unverzichtbar“.
Ein Bild, das für alles stehen soll, was den neuen TSV 1860 München ausmachen soll. Vereint stehen Präsident und Geschäftsführer des Vereins am Trainingsgelände in der Sonne. Zwischen ihnen der Löwe, ebenso freundlich und gütig lächelnd wie Stefan Reuter, der neue alleinige Geschäftsführer des TSV 1860, und Rainer Beeck, der neue Präsident des Klubs.
Man will künftig mit einer Zunge sprechen, will die „großartige Löwen-Familie wieder vereinen“ (Beeck). Quasi als erste Amtshandlung hat das neue, stark verjüngte Präsidium nun also Reuters Position im Klub gestärkt. Der Geschäftsführer und Ex-Weltmeister, der noch vor drei Wochen – angesichts der desolaten Rückrunde der von ihm zusammengestellten Mannschaft – schon als angezählt galt, ist plötzlich „unser bester Mann“ (Vizepräsident Franz Maget). „Reuter ist unverzichtbar“, sagt Beeck gar, „es ist nahezu unmöglich, jemanden zu finden, der eine ähnliche sportliche Kompetenz mitbringt wie Reuter.“
Reuter Sieger des Machtkampfs
Noch vor wenigen Tagen machten Gerüchte die Runde, dass Ex-Löwe Micky Stevic Ambitionen hätte für den Posten des Sportdirektors, nun ist Reuter der eigentliche Sieger des Machtkampfes zwischen dem geschassten Geschäftsführer Stefan Ziffzer und dem zurückgetretenen Präsidenten Albrecht von Linde.
Hatte Ziffzer von Linde schließlich nicht auch deswegen als „Schande“ bezeichnet, weil der Präsident den „Weltmeister im Regen stehen lässt“ und ihm angeblich nicht hinreichend den Rücken gestärkt hatte? „Ich habe für 1860 alles erreicht, was ich erreichen konnte“, sagt Ziffzer – und meint auch: Reuter durfte bleiben. Er selbst ist auf der Strecke geblieben, sein Männerfreund und Partner, mit dem es in 15 Monaten Amtszeit nach eigenem Bekunden keinen einzigen Konfliktpunkt gegeben hätte, ist noch da.
Zeit der Blockade vorbei
Ziffzer könnte also zufrieden sein. Ist er aber nicht. „Ich bin menschlich enttäuscht von Stefan Reuter“, sagt Ziffzer der AZ. „Für wen habe ich denn meine Pfingstsonntags-Rede gemacht? Wen wollte ich denn mit diesem Knall schützen?“ Mehr sagt Ziffzer nicht, mehr will er in der Öffentlichkeit noch nicht sagen, auch in Hinblick auf seinen bevorstehenden Prozess auf Wiedereinstellung bei 1860.
Trotzdem: Sehr schwer ist es nicht, die Ursachen für Ziffzers Enttäuschung zu orten. Es wirkte zugegebenermaßen etwas seltsam, wie schnell sich Reuter mit der neuen Situation bei 1860 angefreundet hat. Monatelang hatte er gemeinsam mit Ziffzer stets betont, dass die Geschäftsführung unabhängig von den Vereinsgremien arbeiten müsse, dass diese Unabhängigkeit unabdingbar sei, wenn man Sponsoren und Partner finden wolle.
Nun steht derselbe Mann lächelnd neben dem neuen Präsidenten und gibt an, den neuen Kurs vollkommen mitzutragen. Dieser sieht vor, dass die Geschäftsführung und das Präsidium sich in allen wichtigen Punkten abstimmen, außerdem will es sich Beeck nicht nehmen lassen, auch mit möglichen Investoren zu reden. Eben das, was Ziffzer von Linde immer verboten hatte. Eben das, was Reuter jetzt lächelnd akzeptiert.
„Ich kann verstehen, dass Reuter sich auf die neue Aufgabe freut. Schließlich ist die Zeit, in der das Präsidium die Geschäftsführung blockiert hat, vorbei“, sagt Ziffzer immerhin. Zur Frage, ob er Reuter seine neue Aufgabe zutraut, will Ziffzer lieber nichts sagen. Vorerst. Schließlich steht der Prozess an.
Filippo Cataldo
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